Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.wiesen diese an, den ungeschmälerten Fortbestand des Ordinats 1) Kitowicz, Pam., p. 28.
wieſen dieſe an, den ungeſchmälerten Fortbeſtand des Ordinats 1) Kitowicz, Pam., p. 28.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0118" n="104"/> wieſen dieſe an, den ungeſchmälerten Fortbeſtand des Ordinats<lb/> Oſtrog zu ſichern. Aber obgleich der Reichstag bis zum<lb/> 31. October zuſammen blieb, kam es nicht einmal zur Wahl<lb/> eines Marſchalls. Hauptgegenſtand der Verhandlungen war na-<lb/> türlich die Frage über das Ordinat. Die einen wollten zu<lb/> keiner andern Berathung ſich herbeilaſſen, bevor nicht hierüber<lb/> entſchieden ſei; die andern proteſtirten dagegen. So ſtritt man<lb/> hinüber und herüber unter gegenſeitigen heftigen Vorwürfen,<lb/> bis man am 21. October erfuhr, der Landbote von Upita,<lb/> Strawinski, habe bei dem Warſchauer Grod einen Proteſt gegen<lb/> alles fernere Verfahren des Reichstages eingereicht. Die Ent-<lb/> ſcheidung über das Ordinat, behauptete er, gebühre nicht dem<lb/> Reichstage, ſondern den Gerichten; durch der erſtern Einmiſchung<lb/> in das Güterrecht des Landes ſei alle Freiheit der Republik<lb/> bedroht, woher er von ſeinem Recht des <hi rendition="#aq">liberum veto</hi> Ge-<lb/> brauch mache. Er war, nach Kitowicz’ Bericht, von den Käufern<lb/> des Ordinats erkauft <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Kitowicz</hi>, Pam., p.</hi> 28.</note>. Nun blieb zwar der Reichstag noch<lb/> bis zum 31. October in der Hoffnung zuſammen, daß der<lb/> Proteſt zurückgenommen werden könne; man ordnete ſogar eine<lb/> Deputation ab, Strawinski dazu zu bewegen. Allein er hatte,<lb/> wie es herkömmlich in ſolchen Fällen geſchah, nach ſeinem Proteſt<lb/> Warſchau ſofort verlaſſen, und es blieb nichts übrig, als den<lb/> Reichstag zu ſchließen. Höchſt beweglich klang die Schlußrede<lb/> des Marſchall des letzten Reichstages, Maſſalski. „Wie lange“,<lb/> ſagte er, „wird die an Barmherzigkeit wunderbare Vorſicht<lb/> Gottes dieſe zügelloſe Republik dulden? Die öffentlichen Be-<lb/> rathſchlagungen ſind nichts als eine Verhöhnung ihrer ſelbſt;<lb/> man darf nicht erſt lange rathen, welches Schickſal uns erwartet,<lb/> wofern wir uns nicht eher beſinnen wollen, bevor wir uns in<lb/> der Grube befinden.“ Darauf apoſtrophirte er die Landboten,<lb/> die der „Ruhm des Vaterlandes“ und das Leben für daſſelbe<lb/> zu laſſen bereit wären, ſie auffordernd bei ihrer Heimkehr<lb/> ihren Brüdern zu ſagen, wie „hinfällig die Reichstage ſeien,<lb/> aber doch auch zugleich, daß ſich noch Söhne des Vaterlandes<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0118]
wieſen dieſe an, den ungeſchmälerten Fortbeſtand des Ordinats
Oſtrog zu ſichern. Aber obgleich der Reichstag bis zum
31. October zuſammen blieb, kam es nicht einmal zur Wahl
eines Marſchalls. Hauptgegenſtand der Verhandlungen war na-
türlich die Frage über das Ordinat. Die einen wollten zu
keiner andern Berathung ſich herbeilaſſen, bevor nicht hierüber
entſchieden ſei; die andern proteſtirten dagegen. So ſtritt man
hinüber und herüber unter gegenſeitigen heftigen Vorwürfen,
bis man am 21. October erfuhr, der Landbote von Upita,
Strawinski, habe bei dem Warſchauer Grod einen Proteſt gegen
alles fernere Verfahren des Reichstages eingereicht. Die Ent-
ſcheidung über das Ordinat, behauptete er, gebühre nicht dem
Reichstage, ſondern den Gerichten; durch der erſtern Einmiſchung
in das Güterrecht des Landes ſei alle Freiheit der Republik
bedroht, woher er von ſeinem Recht des liberum veto Ge-
brauch mache. Er war, nach Kitowicz’ Bericht, von den Käufern
des Ordinats erkauft 1). Nun blieb zwar der Reichstag noch
bis zum 31. October in der Hoffnung zuſammen, daß der
Proteſt zurückgenommen werden könne; man ordnete ſogar eine
Deputation ab, Strawinski dazu zu bewegen. Allein er hatte,
wie es herkömmlich in ſolchen Fällen geſchah, nach ſeinem Proteſt
Warſchau ſofort verlaſſen, und es blieb nichts übrig, als den
Reichstag zu ſchließen. Höchſt beweglich klang die Schlußrede
des Marſchall des letzten Reichstages, Maſſalski. „Wie lange“,
ſagte er, „wird die an Barmherzigkeit wunderbare Vorſicht
Gottes dieſe zügelloſe Republik dulden? Die öffentlichen Be-
rathſchlagungen ſind nichts als eine Verhöhnung ihrer ſelbſt;
man darf nicht erſt lange rathen, welches Schickſal uns erwartet,
wofern wir uns nicht eher beſinnen wollen, bevor wir uns in
der Grube befinden.“ Darauf apoſtrophirte er die Landboten,
die der „Ruhm des Vaterlandes“ und das Leben für daſſelbe
zu laſſen bereit wären, ſie auffordernd bei ihrer Heimkehr
ihren Brüdern zu ſagen, wie „hinfällig die Reichstage ſeien,
aber doch auch zugleich, daß ſich noch Söhne des Vaterlandes
1) Kitowicz, Pam., p. 28.
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