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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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lich den Sturm, der anfangs beide zu verderben drohte. Allein
der letztere fühlte schließlich doch selbst, daß seine Stellung in
Petersburg erschüttert und für ihn höchst gefährlich sei. Be-
reits im April 1758 bat er in Warschau um einen Urlaub
zur Rückkehr. Aber erst am 15. August reiste er von Peters-
burg ab, nicht ohne Hoffnung unter günstigern Verhältnissen
dorthin zurückzukommen. Der Großfürst Peter verwandte sich
bei dem Kanzler Woronzow selbst dafür 1).

Als Poniatowski nach Polen zurückkam, fand er weite
Landstriche der Republik von russischen Truppen besetzt. Im
Jahre 1757 hatten diese nur die nordöstlichen Gegenden durch-
zogen; jetzt standen sie am mittlern Niemen ebenso wie an
der Weichsel und Wartha. Am 22. Januar 1758 war Ge-
neral Fermor in Königsberg eingezogen und hatte zwei Tage
darauf, am Geburtstag Friedrich II., die preußischen Behörden
und Einwohner seiner Kaiserin und dem Thronfolger den Eid
der Treue schwören lassen. Dann rückten seine Truppen
langsam zur Weichsel vor. Am 4. März besetzten sie Elbing,
dann Marienburg, Graudenz und Thorn. Die kleinen pol-
nischen Garnisonen wichen überall zur Seite, nur Danzig
schlug die Forderung, eine russische Garnison aufzunehmen,
entschieden ab. Rath und Bürgerschaft waren darin voll-
kommen einig, etwaige Gewalt mit Gewalt zu vertreiben; die
Stadtgarnison ward verstärkt, die Bürgercompagnien aufge-
boten, die Kanonen auf die Wälle gefahren. Der Hof in
Warschau war mit ihnen ganz einverstanden und ließ durch
Poniatowski in Petersburg den ganzen Sommer hindurch zu
Gunsten der Stadt Vorstellungen machen. Anfangs behauptete
Fermor, er könne ohne den Besitz dieser wichtigen Festung
nicht weiter nach Westen vorrücken, aber zur Gewalt schritt er
nicht, sondern zog, nachdem er Magazine errichtet, Ende Mai
über die Weichsel nach Großpolen. Im Juni traf er bei Posen
ein, bombardirte Mitte August Küstrin und schlug am 28. August

1) Stanisl. Aug., Pam., p. 428. 434. [v. Helbig] Biographie
Peter III. I, 121.

lich den Sturm, der anfangs beide zu verderben drohte. Allein
der letztere fühlte ſchließlich doch ſelbſt, daß ſeine Stellung in
Petersburg erſchüttert und für ihn höchſt gefährlich ſei. Be-
reits im April 1758 bat er in Warſchau um einen Urlaub
zur Rückkehr. Aber erſt am 15. Auguſt reiſte er von Peters-
burg ab, nicht ohne Hoffnung unter günſtigern Verhältniſſen
dorthin zurückzukommen. Der Großfürſt Peter verwandte ſich
bei dem Kanzler Woronzow ſelbſt dafür 1).

Als Poniatowski nach Polen zurückkam, fand er weite
Landſtriche der Republik von ruſſiſchen Truppen beſetzt. Im
Jahre 1757 hatten dieſe nur die nordöſtlichen Gegenden durch-
zogen; jetzt ſtanden ſie am mittlern Niemen ebenſo wie an
der Weichſel und Wartha. Am 22. Januar 1758 war Ge-
neral Fermor in Königsberg eingezogen und hatte zwei Tage
darauf, am Geburtstag Friedrich II., die preußiſchen Behörden
und Einwohner ſeiner Kaiſerin und dem Thronfolger den Eid
der Treue ſchwören laſſen. Dann rückten ſeine Truppen
langſam zur Weichſel vor. Am 4. März beſetzten ſie Elbing,
dann Marienburg, Graudenz und Thorn. Die kleinen pol-
niſchen Garniſonen wichen überall zur Seite, nur Danzig
ſchlug die Forderung, eine ruſſiſche Garniſon aufzunehmen,
entſchieden ab. Rath und Bürgerſchaft waren darin voll-
kommen einig, etwaige Gewalt mit Gewalt zu vertreiben; die
Stadtgarniſon ward verſtärkt, die Bürgercompagnien aufge-
boten, die Kanonen auf die Wälle gefahren. Der Hof in
Warſchau war mit ihnen ganz einverſtanden und ließ durch
Poniatowski in Petersburg den ganzen Sommer hindurch zu
Gunſten der Stadt Vorſtellungen machen. Anfangs behauptete
Fermor, er könne ohne den Beſitz dieſer wichtigen Feſtung
nicht weiter nach Weſten vorrücken, aber zur Gewalt ſchritt er
nicht, ſondern zog, nachdem er Magazine errichtet, Ende Mai
über die Weichſel nach Großpolen. Im Juni traf er bei Poſen
ein, bombardirte Mitte Auguſt Küſtrin und ſchlug am 28. Auguſt

1) Stanisl. Aug., Pam., p. 428. 434. [v. Helbig] Biographie
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[128/0142] lich den Sturm, der anfangs beide zu verderben drohte. Allein der letztere fühlte ſchließlich doch ſelbſt, daß ſeine Stellung in Petersburg erſchüttert und für ihn höchſt gefährlich ſei. Be- reits im April 1758 bat er in Warſchau um einen Urlaub zur Rückkehr. Aber erſt am 15. Auguſt reiſte er von Peters- burg ab, nicht ohne Hoffnung unter günſtigern Verhältniſſen dorthin zurückzukommen. Der Großfürſt Peter verwandte ſich bei dem Kanzler Woronzow ſelbſt dafür 1). Als Poniatowski nach Polen zurückkam, fand er weite Landſtriche der Republik von ruſſiſchen Truppen beſetzt. Im Jahre 1757 hatten dieſe nur die nordöſtlichen Gegenden durch- zogen; jetzt ſtanden ſie am mittlern Niemen ebenſo wie an der Weichſel und Wartha. Am 22. Januar 1758 war Ge- neral Fermor in Königsberg eingezogen und hatte zwei Tage darauf, am Geburtstag Friedrich II., die preußiſchen Behörden und Einwohner ſeiner Kaiſerin und dem Thronfolger den Eid der Treue ſchwören laſſen. Dann rückten ſeine Truppen langſam zur Weichſel vor. Am 4. März beſetzten ſie Elbing, dann Marienburg, Graudenz und Thorn. Die kleinen pol- niſchen Garniſonen wichen überall zur Seite, nur Danzig ſchlug die Forderung, eine ruſſiſche Garniſon aufzunehmen, entſchieden ab. Rath und Bürgerſchaft waren darin voll- kommen einig, etwaige Gewalt mit Gewalt zu vertreiben; die Stadtgarniſon ward verſtärkt, die Bürgercompagnien aufge- boten, die Kanonen auf die Wälle gefahren. Der Hof in Warſchau war mit ihnen ganz einverſtanden und ließ durch Poniatowski in Petersburg den ganzen Sommer hindurch zu Gunſten der Stadt Vorſtellungen machen. Anfangs behauptete Fermor, er könne ohne den Beſitz dieſer wichtigen Feſtung nicht weiter nach Weſten vorrücken, aber zur Gewalt ſchritt er nicht, ſondern zog, nachdem er Magazine errichtet, Ende Mai über die Weichſel nach Großpolen. Im Juni traf er bei Poſen ein, bombardirte Mitte Auguſt Küſtrin und ſchlug am 28. Auguſt 1) Stanisl. Aug., Pam., p. 428. 434. [v. Helbig] Biographie Peter III. I, 121.

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/142>, abgerufen am 21.11.2024.