Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.der Katharina herrschen würde 1). Jetzt, nach den Vorgängen Gewiß, hätten die Czartoryski nicht bereits seit dem Herbst 1) Sie sprechen das selbst in der Denkschrift vom 21. August aus. Schmitt a. a. O., S. 364. 2) In dieser Declaration vom 2./13. Mai forderte sie den König auf,
Recht und Gesetz wieder herzustellen, widrigenfalls sie den Wünschen und Bitten der wohlgesinnten und patriotischen Polen nachgebend sich ge- zwungen sehen würde "d'employer pour cet objet les moyens efficaces que la puissance que dieu lui a mise en main et les droits de son empire lui dont pour l'avantage et le bonheur general". der Katharina herrſchen würde 1). Jetzt, nach den Vorgängen Gewiß, hätten die Czartoryski nicht bereits ſeit dem Herbſt 1) Sie ſprechen das ſelbſt in der Denkſchrift vom 21. Auguſt aus. Schmitt a. a. O., S. 364. 2) In dieſer Declaration vom 2./13. Mai forderte ſie den König auf,
Recht und Geſetz wieder herzuſtellen, widrigenfalls ſie den Wünſchen und Bitten der wohlgeſinnten und patriotiſchen Polen nachgebend ſich ge- zwungen ſehen würde „d’employer pour cet objet les moyens efficaces que la puissance que dieu lui a mise en main et les droits de son empire lui dont pour l’avantage et le bonheur general“. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0201" n="187"/> der Katharina herrſchen würde <note place="foot" n="1)">Sie ſprechen das ſelbſt in der Denkſchrift vom 21. Auguſt aus.<lb/><hi rendition="#g">Schmitt</hi> a. a. O., S. 364.</note>. Jetzt, nach den Vorgängen<lb/> in Wilna, konnten ſie und alle ihre Anhänger in Lithauen nur<lb/> die bitterſte Verfolgung durch ihre mit dem Hofe verbundnen<lb/> Gegner erwarten, und ſchon ließ ſich Radzivil vernehmen, daß<lb/> er im Herbſt nach Petrikau ziehen wolle, um auch dort ein<lb/> Tribunal nach ſeinem Willen durchzuſetzen. Glückte ihm das,<lb/> ſo kamen ſie im Kronlande genau in dieſelbe Lage, in welcher<lb/> ſie ſich jetzt bereits in Lithauen befanden. Ihr ganzer Credit<lb/> im Lande ſtand auf dem Spiel, wenn ſie ihre Parthei, ſelbſt<lb/> nachdem Rußland ſeine Gunſt ihnen wieder zugewendet, nicht<lb/> zu ſchützen vermochten. Grade die ſchroffe Haltung, welche<lb/> Katharina von Anfang an gegen den Hof eingenommen, hatte<lb/> alle lauen, ängſtlichen und ſchwankenden Elemente ihrer Parthei<lb/> mit neuem Eifer und neuer Zuverſicht belebt, und als nun<lb/> die Declaration allgemein bekannt ward, welche die Kaiſerin<lb/> in Folge der Wilnaer Ereigniſſe dem Geſchäftsträger Auguſt <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> Praſſe hatte übergeben laſſen, erfuhr jedermann, was bisher nur<lb/> die Eingeweihtern gewußt hatten, daß ſie entſchloſſen ſei die Parthei<lb/> mit all ihrer Macht zu unterſtützen <note place="foot" n="2)">In dieſer Declaration vom 2./13. Mai forderte ſie den König auf,<lb/> Recht und Geſetz wieder herzuſtellen, widrigenfalls ſie den Wünſchen und<lb/> Bitten der wohlgeſinnten und patriotiſchen Polen nachgebend ſich ge-<lb/> zwungen ſehen würde <hi rendition="#aq">„d’employer pour cet objet les moyens efficaces<lb/> que la puissance que dieu lui a mise en main et les droits de son<lb/> empire lui dont pour l’avantage et le bonheur general“.</hi></note>. Die Wirkung dieſer<lb/> gedruckten und überall im Lande verbreiteten Proclamation war<lb/> auf beide Partheien gleich groß. Die einen ließen ihren<lb/> Übermuth ſinken, die andern glaubten allgemein endlich den<lb/> Moment zur Bildung einer Conföderation gekommen und<lb/> drängten die Führer zur That.</p><lb/> <p>Gewiß, hätten die Czartoryski nicht bereits ſeit dem Herbſt<lb/> ſich mit der Idee einer Conföderation getragen, die Verhältniſſe,<lb/> wie ſie jetzt lagen, hätten ſie dazu gedrängt. Nach Katharina’s<lb/> Depeſche an Keyſerling vom 3. April konnten ſie auf deren<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [187/0201]
der Katharina herrſchen würde 1). Jetzt, nach den Vorgängen
in Wilna, konnten ſie und alle ihre Anhänger in Lithauen nur
die bitterſte Verfolgung durch ihre mit dem Hofe verbundnen
Gegner erwarten, und ſchon ließ ſich Radzivil vernehmen, daß
er im Herbſt nach Petrikau ziehen wolle, um auch dort ein
Tribunal nach ſeinem Willen durchzuſetzen. Glückte ihm das,
ſo kamen ſie im Kronlande genau in dieſelbe Lage, in welcher
ſie ſich jetzt bereits in Lithauen befanden. Ihr ganzer Credit
im Lande ſtand auf dem Spiel, wenn ſie ihre Parthei, ſelbſt
nachdem Rußland ſeine Gunſt ihnen wieder zugewendet, nicht
zu ſchützen vermochten. Grade die ſchroffe Haltung, welche
Katharina von Anfang an gegen den Hof eingenommen, hatte
alle lauen, ängſtlichen und ſchwankenden Elemente ihrer Parthei
mit neuem Eifer und neuer Zuverſicht belebt, und als nun
die Declaration allgemein bekannt ward, welche die Kaiſerin
in Folge der Wilnaer Ereigniſſe dem Geſchäftsträger Auguſt III.
Praſſe hatte übergeben laſſen, erfuhr jedermann, was bisher nur
die Eingeweihtern gewußt hatten, daß ſie entſchloſſen ſei die Parthei
mit all ihrer Macht zu unterſtützen 2). Die Wirkung dieſer
gedruckten und überall im Lande verbreiteten Proclamation war
auf beide Partheien gleich groß. Die einen ließen ihren
Übermuth ſinken, die andern glaubten allgemein endlich den
Moment zur Bildung einer Conföderation gekommen und
drängten die Führer zur That.
Gewiß, hätten die Czartoryski nicht bereits ſeit dem Herbſt
ſich mit der Idee einer Conföderation getragen, die Verhältniſſe,
wie ſie jetzt lagen, hätten ſie dazu gedrängt. Nach Katharina’s
Depeſche an Keyſerling vom 3. April konnten ſie auf deren
1) Sie ſprechen das ſelbſt in der Denkſchrift vom 21. Auguſt aus.
Schmitt a. a. O., S. 364.
2) In dieſer Declaration vom 2./13. Mai forderte ſie den König auf,
Recht und Geſetz wieder herzuſtellen, widrigenfalls ſie den Wünſchen und
Bitten der wohlgeſinnten und patriotiſchen Polen nachgebend ſich ge-
zwungen ſehen würde „d’employer pour cet objet les moyens efficaces
que la puissance que dieu lui a mise en main et les droits de son
empire lui dont pour l’avantage et le bonheur general“.
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