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Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.

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geraubt ist 1). -- -- Die rechte Zeit ist gekommen, der Krieg
zwischen Schweden und Rußland hat begonnen; unser schlimmster
Feind, der Russe, ist bei sich beschäftigt, und im Westen stehen
große Stürme unmittelbar bevor." Schließlich fordert er die
Nation auf zu einer allgemeinen Conföderation und zu einem
Bunde mit Schweden gegen Rußland. Auf den Landtagen, in
der Armee suchte er hiefür zu wirken und versammelte die
Truppen bei Sulejow und Piotrovin. Der Hof, in lebhafter
Unruhe, suchte seinerseits bald mit Drohungen bald durch
Überredungen ihn von seinem Treiben abzubringen. Dem Be-
fehl, die Truppen nach Großpolen zu führen, kam er nicht
nach. Er rechtfertigt sich damit, daß die vorausgegangenen
Reichstage die Vermehrung der Armee, welche die Woiwod-
schaften des Ostens beharrlich verlangten, nicht zu Stande ge-
bracht hätten. Aber er fand mit allem seinem Thun und
Treiben keinen Anklang im Lande. Die Masse des Adels blieb
gleichgültig; Podolien und Chelm setzten ihm sogar einen offenen
Widerstand entgegen. Am 18. Oktober 1741 ließen die Gegner
im Grod zu Chelm ein mit zahlreichen Unterschriften versehenes
Manifest eintragen, in welchem im Namen des Adels Klein-
polens gegen jede Conföderation, als durch die -- auf Ruß-
lands Antrieb beschlossene -- Constitution von 1717 verboten,
protestirt ward. Ein ähnliches Manifest ging von dem Adel
Podoliens aus. Da gab schließlich der Krongroßfeldherr seinen
Plan auf. Bis zur Conföderation von Bar hat niemand
wieder den Gedanken aufgenommen, die Republik auf diesem
Wege von dem Übergewicht Rußlands zu befreien 2).

1) Bezieht sich auf Birons Erhebung zum Herzoge von Kurland.
S. oben S. 41.
2) Szujski IV, 317 sq. Der Titel der von Potocki verbreiteten
Schrift lautete: "Causae quae moveant rempublicam ad ineundam
confoederationem et ineundam colligationem cum Suecis."
In einem
von Droysen V, 422 auszugsweise mitgetheilten Schreiben Friedrichs
an den Kardinal Fleury (April 1742) erwähnt der König, daß öst-
reichische Agenten alles aufböten, um eine Conföderation in Polen herbei-
zuführen, deren sich Östreich gegen August und Preußen zu bedienen ge-
dächte. Nach der Schlacht bei Chotusitz (17. Mai 1742) heißt es, sie habe

geraubt iſt 1). — — Die rechte Zeit iſt gekommen, der Krieg
zwiſchen Schweden und Rußland hat begonnen; unſer ſchlimmſter
Feind, der Ruſſe, iſt bei ſich beſchäftigt, und im Weſten ſtehen
große Stürme unmittelbar bevor.“ Schließlich fordert er die
Nation auf zu einer allgemeinen Conföderation und zu einem
Bunde mit Schweden gegen Rußland. Auf den Landtagen, in
der Armee ſuchte er hiefür zu wirken und verſammelte die
Truppen bei Sulejow und Piotrovin. Der Hof, in lebhafter
Unruhe, ſuchte ſeinerſeits bald mit Drohungen bald durch
Überredungen ihn von ſeinem Treiben abzubringen. Dem Be-
fehl, die Truppen nach Großpolen zu führen, kam er nicht
nach. Er rechtfertigt ſich damit, daß die vorausgegangenen
Reichstage die Vermehrung der Armee, welche die Woiwod-
ſchaften des Oſtens beharrlich verlangten, nicht zu Stande ge-
bracht hätten. Aber er fand mit allem ſeinem Thun und
Treiben keinen Anklang im Lande. Die Maſſe des Adels blieb
gleichgültig; Podolien und Chelm ſetzten ihm ſogar einen offenen
Widerſtand entgegen. Am 18. Oktober 1741 ließen die Gegner
im Grod zu Chelm ein mit zahlreichen Unterſchriften verſehenes
Manifeſt eintragen, in welchem im Namen des Adels Klein-
polens gegen jede Conföderation, als durch die — auf Ruß-
lands Antrieb beſchloſſene — Conſtitution von 1717 verboten,
proteſtirt ward. Ein ähnliches Manifeſt ging von dem Adel
Podoliens aus. Da gab ſchließlich der Krongroßfeldherr ſeinen
Plan auf. Bis zur Conföderation von Bar hat niemand
wieder den Gedanken aufgenommen, die Republik auf dieſem
Wege von dem Übergewicht Rußlands zu befreien 2).

1) Bezieht ſich auf Birons Erhebung zum Herzoge von Kurland.
S. oben S. 41.
2) Szujski IV, 317 sq. Der Titel der von Potocki verbreiteten
Schrift lautete: „Causae quae moveant rempublicam ad ineundam
confoederationem et ineundam colligationem cum Suecis.“
In einem
von Droyſen V, 422 auszugsweiſe mitgetheilten Schreiben Friedrichs
an den Kardinal Fleury (April 1742) erwähnt der König, daß öſt-
reichiſche Agenten alles aufböten, um eine Conföderation in Polen herbei-
zuführen, deren ſich Öſtreich gegen Auguſt und Preußen zu bedienen ge-
dächte. Nach der Schlacht bei Chotuſitz (17. Mai 1742) heißt es, ſie habe
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[64/0078] geraubt iſt 1). — — Die rechte Zeit iſt gekommen, der Krieg zwiſchen Schweden und Rußland hat begonnen; unſer ſchlimmſter Feind, der Ruſſe, iſt bei ſich beſchäftigt, und im Weſten ſtehen große Stürme unmittelbar bevor.“ Schließlich fordert er die Nation auf zu einer allgemeinen Conföderation und zu einem Bunde mit Schweden gegen Rußland. Auf den Landtagen, in der Armee ſuchte er hiefür zu wirken und verſammelte die Truppen bei Sulejow und Piotrovin. Der Hof, in lebhafter Unruhe, ſuchte ſeinerſeits bald mit Drohungen bald durch Überredungen ihn von ſeinem Treiben abzubringen. Dem Be- fehl, die Truppen nach Großpolen zu führen, kam er nicht nach. Er rechtfertigt ſich damit, daß die vorausgegangenen Reichstage die Vermehrung der Armee, welche die Woiwod- ſchaften des Oſtens beharrlich verlangten, nicht zu Stande ge- bracht hätten. Aber er fand mit allem ſeinem Thun und Treiben keinen Anklang im Lande. Die Maſſe des Adels blieb gleichgültig; Podolien und Chelm ſetzten ihm ſogar einen offenen Widerſtand entgegen. Am 18. Oktober 1741 ließen die Gegner im Grod zu Chelm ein mit zahlreichen Unterſchriften verſehenes Manifeſt eintragen, in welchem im Namen des Adels Klein- polens gegen jede Conföderation, als durch die — auf Ruß- lands Antrieb beſchloſſene — Conſtitution von 1717 verboten, proteſtirt ward. Ein ähnliches Manifeſt ging von dem Adel Podoliens aus. Da gab ſchließlich der Krongroßfeldherr ſeinen Plan auf. Bis zur Conföderation von Bar hat niemand wieder den Gedanken aufgenommen, die Republik auf dieſem Wege von dem Übergewicht Rußlands zu befreien 2). 1) Bezieht ſich auf Birons Erhebung zum Herzoge von Kurland. S. oben S. 41. 2) Szujski IV, 317 sq. Der Titel der von Potocki verbreiteten Schrift lautete: „Causae quae moveant rempublicam ad ineundam confoederationem et ineundam colligationem cum Suecis.“ In einem von Droyſen V, 422 auszugsweiſe mitgetheilten Schreiben Friedrichs an den Kardinal Fleury (April 1742) erwähnt der König, daß öſt- reichiſche Agenten alles aufböten, um eine Conföderation in Polen herbei- zuführen, deren ſich Öſtreich gegen Auguſt und Preußen zu bedienen ge- dächte. Nach der Schlacht bei Chotuſitz (17. Mai 1742) heißt es, ſie habe

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Zitationshilfe: Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roepell_polen_1876/78>, abgerufen am 23.11.2024.