Roepell, Richard: Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Gotha, 1876.wissen Grad jedenfalls, einverstanden war, beweist eine Schrift, wiſſen Grad jedenfalls, einverſtanden war, beweiſt eine Schrift, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0080" n="66"/> wiſſen Grad jedenfalls, einverſtanden war, beweiſt eine Schrift,<lb/> welche der alte Stanislaw Poniatowski, zur Zeit der Land-<lb/> tage, auf welchen die Landboten zum Reichstage gewählt wurden<lb/> und ihre Inſtructionen für den letztern erhielten, im Lande,<lb/> freilich ohne ſeinen Namen zu nennen, verbreiten ließ. Unter<lb/> dem unſcheinbaren Titel eines „Briefes eines polniſchen Edel-<lb/> mannes an einen ſeiner Freunde in einem anderen Palatinat“<lb/> enthält dieſe Schrift einen ebenſo durchdachten als für ſeine<lb/> Zeit höchſt kühnen Plan zur Reform der Republik; der Mittel-<lb/> punkt des Ganzen aber iſt: die Vermehrung des Heeres. Sie<lb/> wird als der erſte, dringendſte und nothwendigſte Schritt dar-<lb/> geſtellt, um das Vaterland aus der „deplorablen“ Lage heraus-<lb/> zureißen, in der es ſich finde. Alle anderen Reformvorſchläge<lb/> ſind unter dieſen Geſichtspunkt geſtellt und von ihm abhängig;<lb/> ſie verhalten ſich zur Armeefrage wie Mittel zum Zweck. „Ich<lb/> bekenne“ — heißt es in der Einleitung —, „daß das Kriegsfeuer,<lb/> welches in der letzten Zeit bei unſeren Nachbarn aufgegangen<lb/> iſt, mich ſo erſchreckt hat, daß ich mich bis zu dieſer Stunde<lb/> von dieſem Schrecken noch nicht befreien kann, und ich kann<lb/> ihn nicht für unbegründet erachten, in der Erwägung, wie un-<lb/> genügend unſere Streitkräfte (<hi rendition="#aq">forces</hi>) und wie groß unſere<lb/> Sorgloſigkeit und unſere Trägheit ſind. Wir haben weder<lb/> eine Armee, noch Arſenale, noch Geld, und ſind mit einem<lb/> Wort von allem entblößt, was zur Sicherung und Verthei-<lb/> digung des Landes erforderlich iſt. — Ich ſpreche meine Furcht<lb/> öffentlich aus, nicht in der Abſicht, Gott behüte mich davor,<lb/> den Reichstag gegen irgend einen von unſeren Nachbarn auf-<lb/> zureizen; der Friede mit ihnen bleibe aufs gewiſſenhafteſte be-<lb/> wahrt; aber ich möchte zugleich, daß wir gegen jede Art eines<lb/> unerwarteten Einfalls geſchützt wären, und dieſen Schutz kann<lb/> uns nur eine raſche und beträchtliche Vermehrung der Armee<lb/> verſchaffen, ſonſt werden wir ſtets genöthigt ſein dem Geſetz des<lb/> Stärkeren uns zu unterwerfen.“ Jahre lang, fährt er fort,<lb/> habe man ſich mit dieſer Frage beſchäftigt, Pläne aller Art<lb/> entworfen, aber nichts ſei zu Stande gekommen, alles ſei auf<lb/> leere Schwätzerei hinausgelaufen und alle Projecte Luftſchlöſſern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0080]
wiſſen Grad jedenfalls, einverſtanden war, beweiſt eine Schrift,
welche der alte Stanislaw Poniatowski, zur Zeit der Land-
tage, auf welchen die Landboten zum Reichstage gewählt wurden
und ihre Inſtructionen für den letztern erhielten, im Lande,
freilich ohne ſeinen Namen zu nennen, verbreiten ließ. Unter
dem unſcheinbaren Titel eines „Briefes eines polniſchen Edel-
mannes an einen ſeiner Freunde in einem anderen Palatinat“
enthält dieſe Schrift einen ebenſo durchdachten als für ſeine
Zeit höchſt kühnen Plan zur Reform der Republik; der Mittel-
punkt des Ganzen aber iſt: die Vermehrung des Heeres. Sie
wird als der erſte, dringendſte und nothwendigſte Schritt dar-
geſtellt, um das Vaterland aus der „deplorablen“ Lage heraus-
zureißen, in der es ſich finde. Alle anderen Reformvorſchläge
ſind unter dieſen Geſichtspunkt geſtellt und von ihm abhängig;
ſie verhalten ſich zur Armeefrage wie Mittel zum Zweck. „Ich
bekenne“ — heißt es in der Einleitung —, „daß das Kriegsfeuer,
welches in der letzten Zeit bei unſeren Nachbarn aufgegangen
iſt, mich ſo erſchreckt hat, daß ich mich bis zu dieſer Stunde
von dieſem Schrecken noch nicht befreien kann, und ich kann
ihn nicht für unbegründet erachten, in der Erwägung, wie un-
genügend unſere Streitkräfte (forces) und wie groß unſere
Sorgloſigkeit und unſere Trägheit ſind. Wir haben weder
eine Armee, noch Arſenale, noch Geld, und ſind mit einem
Wort von allem entblößt, was zur Sicherung und Verthei-
digung des Landes erforderlich iſt. — Ich ſpreche meine Furcht
öffentlich aus, nicht in der Abſicht, Gott behüte mich davor,
den Reichstag gegen irgend einen von unſeren Nachbarn auf-
zureizen; der Friede mit ihnen bleibe aufs gewiſſenhafteſte be-
wahrt; aber ich möchte zugleich, daß wir gegen jede Art eines
unerwarteten Einfalls geſchützt wären, und dieſen Schutz kann
uns nur eine raſche und beträchtliche Vermehrung der Armee
verſchaffen, ſonſt werden wir ſtets genöthigt ſein dem Geſetz des
Stärkeren uns zu unterwerfen.“ Jahre lang, fährt er fort,
habe man ſich mit dieſer Frage beſchäftigt, Pläne aller Art
entworfen, aber nichts ſei zu Stande gekommen, alles ſei auf
leere Schwätzerei hinausgelaufen und alle Projecte Luftſchlöſſern
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