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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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auch den Erfurter fruchtbaren schwarzen und fetten
Boden voraus, damit theils das Land den Dün-
ger so lange entbehren, theils auch, daß man mit
den Früchten, die oft so verschiedenes Land ver-
langen, dergleichen öftere Abwechselung vorneh-
men könne. Sein Fruchtzirkel, den er auch um
Erfurt herum einführte, ist folgender: das Feld
wird im Herbste stark gedünget, z. B. statt 6 Fu-
der 12, und dieser muß 18 Jahre wirken; ist
noch Zeit übrig, so wird nach untergeackertem
Miste das Feld noch vor Winter rigolet mit ei-
nem starken tiefgehenden Pfluge, und zwar in die
nämlichen Furchen zweymal, wodurch man an-
derthalben Schuh tief kommt; mit der ersten Fur-
che wird der Mist herauf geholt, mit der zweyten
wieder verdeckt, nun wird geegget. Das folgen-
de Frühjahr wird das Feld mit Kraut, Blumen-
kohl oder Knollen bestellet, dieses ist das erste Jahr;
nun wird es umgeackert, und im zweyten Jahr
mit Zwiebeln, Rettig, Sallat gebauet, im Herbst
ackert man wieder ein wenig tiefer um; im drit-
ten Jahre bringt es nun Pastinaken, rothe Rüben
ungeackert; im vierten eben so Feldmohn, Boh-
nen, Saflor; im fünften wird wieder etwas tiefer
geackert, da es denn Rüben, Möhren oder Pasti-
naken trägt; im sechsten ungeackert Mohn; im
siebenten wird etwas tiefer geackert, und Roggen
oder Weizen gesäet, nach der Aerndte wird das
Feld ordentlich geackert, und wenn der Herbst gut
ist, zur Saat gepflügt und wiederum Roggen ge-
säet; ist er aber nicht gut, so säet man im Frühjahr

des

auch den Erfurter fruchtbaren ſchwarzen und fetten
Boden voraus, damit theils das Land den Duͤn-
ger ſo lange entbehren, theils auch, daß man mit
den Fruͤchten, die oft ſo verſchiedenes Land ver-
langen, dergleichen oͤftere Abwechſelung vorneh-
men koͤnne. Sein Fruchtzirkel, den er auch um
Erfurt herum einfuͤhrte, iſt folgender: das Feld
wird im Herbſte ſtark geduͤnget, z. B. ſtatt 6 Fu-
der 12, und dieſer muß 18 Jahre wirken; iſt
noch Zeit uͤbrig, ſo wird nach untergeackertem
Miſte das Feld noch vor Winter rigolet mit ei-
nem ſtarken tiefgehenden Pfluge, und zwar in die
naͤmlichen Furchen zweymal, wodurch man an-
derthalben Schuh tief kommt; mit der erſten Fur-
che wird der Miſt herauf geholt, mit der zweyten
wieder verdeckt, nun wird geegget. Das folgen-
de Fruͤhjahr wird das Feld mit Kraut, Blumen-
kohl oder Knollen beſtellet, dieſes iſt das erſte Jahr;
nun wird es umgeackert, und im zweyten Jahr
mit Zwiebeln, Rettig, Sallat gebauet, im Herbſt
ackert man wieder ein wenig tiefer um; im drit-
ten Jahre bringt es nun Paſtinaken, rothe Ruͤben
ungeackert; im vierten eben ſo Feldmohn, Boh-
nen, Saflor; im fuͤnften wird wieder etwas tiefer
geackert, da es denn Ruͤben, Moͤhren oder Paſti-
naken traͤgt; im ſechsten ungeackert Mohn; im
ſiebenten wird etwas tiefer geackert, und Roggen
oder Weizen geſaͤet, nach der Aerndte wird das
Feld ordentlich geackert, und wenn der Herbſt gut
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ſaͤet; iſt er aber nicht gut, ſo ſaͤet man im Fruͤhjahr

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[110/0136] auch den Erfurter fruchtbaren ſchwarzen und fetten Boden voraus, damit theils das Land den Duͤn- ger ſo lange entbehren, theils auch, daß man mit den Fruͤchten, die oft ſo verſchiedenes Land ver- langen, dergleichen oͤftere Abwechſelung vorneh- men koͤnne. Sein Fruchtzirkel, den er auch um Erfurt herum einfuͤhrte, iſt folgender: das Feld wird im Herbſte ſtark geduͤnget, z. B. ſtatt 6 Fu- der 12, und dieſer muß 18 Jahre wirken; iſt noch Zeit uͤbrig, ſo wird nach untergeackertem Miſte das Feld noch vor Winter rigolet mit ei- nem ſtarken tiefgehenden Pfluge, und zwar in die naͤmlichen Furchen zweymal, wodurch man an- derthalben Schuh tief kommt; mit der erſten Fur- che wird der Miſt herauf geholt, mit der zweyten wieder verdeckt, nun wird geegget. Das folgen- de Fruͤhjahr wird das Feld mit Kraut, Blumen- kohl oder Knollen beſtellet, dieſes iſt das erſte Jahr; nun wird es umgeackert, und im zweyten Jahr mit Zwiebeln, Rettig, Sallat gebauet, im Herbſt ackert man wieder ein wenig tiefer um; im drit- ten Jahre bringt es nun Paſtinaken, rothe Ruͤben ungeackert; im vierten eben ſo Feldmohn, Boh- nen, Saflor; im fuͤnften wird wieder etwas tiefer geackert, da es denn Ruͤben, Moͤhren oder Paſti- naken traͤgt; im ſechsten ungeackert Mohn; im ſiebenten wird etwas tiefer geackert, und Roggen oder Weizen geſaͤet, nach der Aerndte wird das Feld ordentlich geackert, und wenn der Herbſt gut iſt, zur Saat gepfluͤgt und wiederum Roggen ge- ſaͤet; iſt er aber nicht gut, ſo ſaͤet man im Fruͤhjahr des

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/136>, abgerufen am 26.11.2024.