Geschichte des Wiesenbaues in Deutschland seit dem sechzehnten Jahrhunderte bis auf unsere Zeiten.
Es war meistens in den vorigen Zeiten das Schicksal der Wiesen, daß man sie ganz der Natur überließ. Nur durch zufällige Um- stände scheinen mehrmal gute und reine Wiesen entstanden zu seyn. So veranlaßte die ver- meynte Nothwendigkeit der Brachen viele zei- tige Wiesen, da man den Acker ein oder meh- rere Jahre ruhen und blos dem Grase überließ. Viele sind vielleicht dadurch entstanden, daß ein Acker von guter Art unbebauet liegen blieb, oder wenn der Krieg eine Gegend verheeret und das Land mit Blut befruchtete, wodurch ein geiler Graswuchs entstand; sie blieben meistens in diesem Zustande, durch die verminderte Be- völkerung, welche nicht zureichend war, die ganze Flur zu bestellen, und mit Früchten zu be- bauen; oder die Natur führte von dem Hügel herab auf die Wiese die Fruchtbarkeit, oder Winde, Thiere, Vögel und Insecten verbrei- teten wohlthätig die Gesäme. Dieses war
meist
Geſchichte des Wieſenbaues in Deutſchland ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte bis auf unſere Zeiten.
Es war meiſtens in den vorigen Zeiten das Schickſal der Wieſen, daß man ſie ganz der Natur uͤberließ. Nur durch zufaͤllige Um- ſtaͤnde ſcheinen mehrmal gute und reine Wieſen entſtanden zu ſeyn. So veranlaßte die ver- meynte Nothwendigkeit der Brachen viele zei- tige Wieſen, da man den Acker ein oder meh- rere Jahre ruhen und blos dem Graſe uͤberließ. Viele ſind vielleicht dadurch entſtanden, daß ein Acker von guter Art unbebauet liegen blieb, oder wenn der Krieg eine Gegend verheeret und das Land mit Blut befruchtete, wodurch ein geiler Graswuchs entſtand; ſie blieben meiſtens in dieſem Zuſtande, durch die verminderte Be- voͤlkerung, welche nicht zureichend war, die ganze Flur zu beſtellen, und mit Fruͤchten zu be- bauen; oder die Natur fuͤhrte von dem Huͤgel herab auf die Wieſe die Fruchtbarkeit, oder Winde, Thiere, Voͤgel und Inſecten verbrei- teten wohlthaͤtig die Geſaͤme. Dieſes war
meiſt
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[168/0194]
Geſchichte
des Wieſenbaues
in Deutſchland
ſeit dem ſechzehnten Jahrhunderte bis auf unſere
Zeiten.
Es war meiſtens in den vorigen Zeiten das
Schickſal der Wieſen, daß man ſie ganz
der Natur uͤberließ. Nur durch zufaͤllige Um-
ſtaͤnde ſcheinen mehrmal gute und reine Wieſen
entſtanden zu ſeyn. So veranlaßte die ver-
meynte Nothwendigkeit der Brachen viele zei-
tige Wieſen, da man den Acker ein oder meh-
rere Jahre ruhen und blos dem Graſe uͤberließ.
Viele ſind vielleicht dadurch entſtanden, daß ein
Acker von guter Art unbebauet liegen blieb,
oder wenn der Krieg eine Gegend verheeret und
das Land mit Blut befruchtete, wodurch ein
geiler Graswuchs entſtand; ſie blieben meiſtens
in dieſem Zuſtande, durch die verminderte Be-
voͤlkerung, welche nicht zureichend war, die
ganze Flur zu beſtellen, und mit Fruͤchten zu be-
bauen; oder die Natur fuͤhrte von dem Huͤgel
herab auf die Wieſe die Fruchtbarkeit, oder
Winde, Thiere, Voͤgel und Inſecten verbrei-
teten wohlthaͤtig die Geſaͤme. Dieſes war
meiſt
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/194>, abgerufen am 21.11.2024.
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