Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

man sich hiervon unterrichten aus Hrn. von Jar-
gov Sendschreiben vom Grasbau auf Holsteini-
schen Fuß in den Oek. Nachr. 144. St. Man
wendete bey dem künstlichen Futterbau nach Art
der Engländer, Franzosen und Schweizer auch
das Tullische System an, säete in Beete und
Reihen mit großen leeren Zwischenräumen;
man machte sogar Versuche, die Esperzette
und Luzerne aus den Saamenstücken zu ver-
pflanzen: aber wie mühsam macht diese Art
den Futterbau, wie sehr mehrt es die Arbeit
der Landleute, die der Frühling und Sommer
schon genug beschäftiget! Ich habe dieses da-
her auch nur als Versuche angeführt. Ein ei-
genes System bemühete sich Hr. Bernhard
einzuführen, worinne er vorzüglich auf den
künstlichen Wiesenbau und dessen mehrere Ver-
bindung mit dem Ackerbau sahe. Er säet näm-
lich die Futterkräuter in Reihen; diese gehen,
vorzüglich die Esperzette und Luzerne, mit ih-
ren Wurzeln in die Titfe; die leeren Räume
besäet er mit Sommergetraide, welches mit
seinen Wurzeln die Oberfläche benutzet, und so
verbindet er Acker- und künstlichen Wiesenbau.
Er hat dieses System ausführlicher beschrieben
in seiner Abhandlung über den Wiesenbau, S.
885 etc. Nach dieser Art, welche sich immer
nur blos auf den künstlichen einschränkt, ließen
sich viele andere bilden; so könnte man nach Art
der Alten den Weinbau mit den künstlichen
Wiesen verbinden, eben so auch die Baumzucht.

Geschich-
N

man ſich hiervon unterrichten aus Hrn. von Jar-
gov Sendſchreiben vom Grasbau auf Holſteini-
ſchen Fuß in den Oek. Nachr. 144. St. Man
wendete bey dem kuͤnſtlichen Futterbau nach Art
der Englaͤnder, Franzoſen und Schweizer auch
das Tulliſche Syſtem an, ſaͤete in Beete und
Reihen mit großen leeren Zwiſchenraͤumen;
man machte ſogar Verſuche, die Eſperzette
und Luzerne aus den Saamenſtuͤcken zu ver-
pflanzen: aber wie muͤhſam macht dieſe Art
den Futterbau, wie ſehr mehrt es die Arbeit
der Landleute, die der Fruͤhling und Sommer
ſchon genug beſchaͤftiget! Ich habe dieſes da-
her auch nur als Verſuche angefuͤhrt. Ein ei-
genes Syſtem bemuͤhete ſich Hr. Bernhard
einzufuͤhren, worinne er vorzuͤglich auf den
kuͤnſtlichen Wieſenbau und deſſen mehrere Ver-
bindung mit dem Ackerbau ſahe. Er ſaͤet naͤm-
lich die Futterkraͤuter in Reihen; dieſe gehen,
vorzuͤglich die Eſperzette und Luzerne, mit ih-
ren Wurzeln in die Titfe; die leeren Raͤume
beſaͤet er mit Sommergetraide, welches mit
ſeinen Wurzeln die Oberflaͤche benutzet, und ſo
verbindet er Acker- und kuͤnſtlichen Wieſenbau.
Er hat dieſes Syſtem ausfuͤhrlicher beſchrieben
in ſeiner Abhandlung uͤber den Wieſenbau, S.
885 ꝛc. Nach dieſer Art, welche ſich immer
nur blos auf den kuͤnſtlichen einſchraͤnkt, ließen
ſich viele andere bilden; ſo koͤnnte man nach Art
der Alten den Weinbau mit den kuͤnſtlichen
Wieſen verbinden, eben ſo auch die Baumzucht.

Geſchich-
N
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0219" n="193"/>
man &#x017F;ich hiervon unterrichten aus Hrn. von Jar-<lb/>
gov Send&#x017F;chreiben vom Grasbau auf Hol&#x017F;teini-<lb/>
&#x017F;chen Fuß in den Oek. Nachr. 144. St. Man<lb/>
wendete bey dem ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Futterbau nach Art<lb/>
der Engla&#x0364;nder, Franzo&#x017F;en und Schweizer auch<lb/>
das Tulli&#x017F;che Sy&#x017F;tem an, &#x017F;a&#x0364;ete in Beete und<lb/>
Reihen mit großen leeren Zwi&#x017F;chenra&#x0364;umen;<lb/>
man machte &#x017F;ogar Ver&#x017F;uche, die E&#x017F;perzette<lb/>
und Luzerne aus den Saamen&#x017F;tu&#x0364;cken zu ver-<lb/>
pflanzen: aber wie mu&#x0364;h&#x017F;am macht die&#x017F;e Art<lb/>
den Futterbau, wie &#x017F;ehr mehrt es die Arbeit<lb/>
der Landleute, die der Fru&#x0364;hling und Sommer<lb/>
&#x017F;chon genug be&#x017F;cha&#x0364;ftiget! Ich habe die&#x017F;es da-<lb/>
her auch nur als Ver&#x017F;uche angefu&#x0364;hrt. Ein ei-<lb/>
genes Sy&#x017F;tem bemu&#x0364;hete &#x017F;ich Hr. Bernhard<lb/>
einzufu&#x0364;hren, worinne er vorzu&#x0364;glich auf den<lb/>
ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Wie&#x017F;enbau und de&#x017F;&#x017F;en mehrere Ver-<lb/>
bindung mit dem Ackerbau &#x017F;ahe. Er &#x017F;a&#x0364;et na&#x0364;m-<lb/>
lich die Futterkra&#x0364;uter in Reihen; die&#x017F;e gehen,<lb/>
vorzu&#x0364;glich die E&#x017F;perzette und Luzerne, mit ih-<lb/>
ren Wurzeln in die Titfe; die leeren Ra&#x0364;ume<lb/>
be&#x017F;a&#x0364;et er mit Sommergetraide, welches mit<lb/>
&#x017F;einen Wurzeln die Oberfla&#x0364;che benutzet, und &#x017F;o<lb/>
verbindet er Acker- und ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Wie&#x017F;enbau.<lb/>
Er hat die&#x017F;es Sy&#x017F;tem ausfu&#x0364;hrlicher be&#x017F;chrieben<lb/>
in &#x017F;einer Abhandlung u&#x0364;ber den Wie&#x017F;enbau, S.<lb/>
885 &#xA75B;c. Nach die&#x017F;er Art, welche &#x017F;ich immer<lb/>
nur blos auf den ku&#x0364;n&#x017F;tlichen ein&#x017F;chra&#x0364;nkt, ließen<lb/>
&#x017F;ich viele andere bilden; &#x017F;o ko&#x0364;nnte man nach Art<lb/>
der Alten den Weinbau mit den ku&#x0364;n&#x017F;tlichen<lb/>
Wie&#x017F;en verbinden, eben &#x017F;o auch die Baumzucht.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <fw place="bottom" type="sig">N</fw>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Ge&#x017F;chich-</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[193/0219] man ſich hiervon unterrichten aus Hrn. von Jar- gov Sendſchreiben vom Grasbau auf Holſteini- ſchen Fuß in den Oek. Nachr. 144. St. Man wendete bey dem kuͤnſtlichen Futterbau nach Art der Englaͤnder, Franzoſen und Schweizer auch das Tulliſche Syſtem an, ſaͤete in Beete und Reihen mit großen leeren Zwiſchenraͤumen; man machte ſogar Verſuche, die Eſperzette und Luzerne aus den Saamenſtuͤcken zu ver- pflanzen: aber wie muͤhſam macht dieſe Art den Futterbau, wie ſehr mehrt es die Arbeit der Landleute, die der Fruͤhling und Sommer ſchon genug beſchaͤftiget! Ich habe dieſes da- her auch nur als Verſuche angefuͤhrt. Ein ei- genes Syſtem bemuͤhete ſich Hr. Bernhard einzufuͤhren, worinne er vorzuͤglich auf den kuͤnſtlichen Wieſenbau und deſſen mehrere Ver- bindung mit dem Ackerbau ſahe. Er ſaͤet naͤm- lich die Futterkraͤuter in Reihen; dieſe gehen, vorzuͤglich die Eſperzette und Luzerne, mit ih- ren Wurzeln in die Titfe; die leeren Raͤume beſaͤet er mit Sommergetraide, welches mit ſeinen Wurzeln die Oberflaͤche benutzet, und ſo verbindet er Acker- und kuͤnſtlichen Wieſenbau. Er hat dieſes Syſtem ausfuͤhrlicher beſchrieben in ſeiner Abhandlung uͤber den Wieſenbau, S. 885 ꝛc. Nach dieſer Art, welche ſich immer nur blos auf den kuͤnſtlichen einſchraͤnkt, ließen ſich viele andere bilden; ſo koͤnnte man nach Art der Alten den Weinbau mit den kuͤnſtlichen Wieſen verbinden, eben ſo auch die Baumzucht. Geſchich- N

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/219
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/219>, abgerufen am 21.11.2024.