Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

hentner S. 117 angiebt, an 20000 Reichs-
gulden und zuweilen Reichsthl. ein; die Rechnun-
gen, welche noch in der Kammer aufbehalten
werden, weisen dieses aus. Das Gestütte war
in seinem Flore an 400 Stutten stark. Man
hatte zugleich auch ein Landgestütte damit ver-
bunden: denn die Bauern durften keine Be-
schäler halten, sondern der Graf hielt sie, und
ließ den Bauern die Stutten belegen. Gefiel
nun das von der Stutte abgesetzte Fohlen dem
Herrn, so nahm er es gegen Erlegung von 10
Thalern, welche der Bauer erhielt, in das Ge-
stütte. Das gräfliche Gestütte war also sehr
zahlreich, noch stärker aber das Landgestütte,
und sein Ruhm zog die Käufer aller Länder da-
hin. Allein es verfiel nach und nach um die
Mitte des itzigen Jahrhunderts so, daß es nur
an 130 bis 140 Stutten stark blieb, die in al-
lem nur 12 Fohlen hatten; man hielt dabey nur
12 Beschäler. Die Aufsicht über dasselbe erhielt
ein alter Jäger und Kutscher: der erste führte
das Beschälregister, der andere aber besorgte
das Belegen. Es hatte den verdienstvollen
Mann, der es so vorzüglich angelegt und aufge-
bracht hatte, durch den Tod verloren; den andern,
den Hr. Huscher, hatte man nach Maynz be-
rufen, und so war es in unerfahrne Hände ge-
fallen; und 1747 fand Herr Zehentner kaum
noch einige Spuren seiner alten Größe.

Nächst diesem war im Anfange dieses Jahr-
hunderts auch das Bückeburger Gestütte sehr

be-

hentner S. 117 angiebt, an 20000 Reichs-
gulden und zuweilen Reichsthl. ein; die Rechnun-
gen, welche noch in der Kammer aufbehalten
werden, weiſen dieſes aus. Das Geſtuͤtte war
in ſeinem Flore an 400 Stutten ſtark. Man
hatte zugleich auch ein Landgeſtuͤtte damit ver-
bunden: denn die Bauern durften keine Be-
ſchaͤler halten, ſondern der Graf hielt ſie, und
ließ den Bauern die Stutten belegen. Gefiel
nun das von der Stutte abgeſetzte Fohlen dem
Herrn, ſo nahm er es gegen Erlegung von 10
Thalern, welche der Bauer erhielt, in das Ge-
ſtuͤtte. Das graͤfliche Geſtuͤtte war alſo ſehr
zahlreich, noch ſtaͤrker aber das Landgeſtuͤtte,
und ſein Ruhm zog die Kaͤufer aller Laͤnder da-
hin. Allein es verfiel nach und nach um die
Mitte des itzigen Jahrhunderts ſo, daß es nur
an 130 bis 140 Stutten ſtark blieb, die in al-
lem nur 12 Fohlen hatten; man hielt dabey nur
12 Beſchaͤler. Die Aufſicht uͤber daſſelbe erhielt
ein alter Jaͤger und Kutſcher: der erſte fuͤhrte
das Beſchaͤlregiſter, der andere aber beſorgte
das Belegen. Es hatte den verdienſtvollen
Mann, der es ſo vorzuͤglich angelegt und aufge-
bracht hatte, durch den Tod verloren; den andern,
den Hr. Huſcher, hatte man nach Maynz be-
rufen, und ſo war es in unerfahrne Haͤnde ge-
fallen; und 1747 fand Herr Zehentner kaum
noch einige Spuren ſeiner alten Groͤße.

Naͤchſt dieſem war im Anfange dieſes Jahr-
hunderts auch das Buͤckeburger Geſtuͤtte ſehr

be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0252" n="226"/>
hentner S. 117 angiebt, an 20000 Reichs-<lb/>
gulden und zuweilen Reichsthl. ein; die Rechnun-<lb/>
gen, welche noch in der Kammer aufbehalten<lb/>
werden, wei&#x017F;en die&#x017F;es aus. Das Ge&#x017F;tu&#x0364;tte war<lb/>
in &#x017F;einem Flore an 400 Stutten &#x017F;tark. Man<lb/>
hatte zugleich auch ein Landge&#x017F;tu&#x0364;tte damit ver-<lb/>
bunden: denn die Bauern durften keine Be-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ler halten, &#x017F;ondern der Graf hielt &#x017F;ie, und<lb/>
ließ den Bauern die Stutten belegen. Gefiel<lb/>
nun das von der Stutte abge&#x017F;etzte Fohlen dem<lb/>
Herrn, &#x017F;o nahm er es gegen Erlegung von 10<lb/>
Thalern, welche der Bauer erhielt, in das Ge-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;tte. Das gra&#x0364;fliche Ge&#x017F;tu&#x0364;tte war al&#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
zahlreich, noch &#x017F;ta&#x0364;rker aber das Landge&#x017F;tu&#x0364;tte,<lb/>
und &#x017F;ein Ruhm zog die Ka&#x0364;ufer aller La&#x0364;nder da-<lb/>
hin. Allein es verfiel nach und nach um die<lb/>
Mitte des itzigen Jahrhunderts &#x017F;o, daß es nur<lb/>
an 130 bis 140 Stutten &#x017F;tark blieb, die in al-<lb/>
lem nur 12 Fohlen hatten; man hielt dabey nur<lb/>
12 Be&#x017F;cha&#x0364;ler. Die Auf&#x017F;icht u&#x0364;ber da&#x017F;&#x017F;elbe erhielt<lb/>
ein alter Ja&#x0364;ger und Kut&#x017F;cher: der er&#x017F;te fu&#x0364;hrte<lb/>
das Be&#x017F;cha&#x0364;lregi&#x017F;ter, der andere aber be&#x017F;orgte<lb/>
das Belegen. Es hatte den verdien&#x017F;tvollen<lb/>
Mann, der es &#x017F;o vorzu&#x0364;glich angelegt und aufge-<lb/>
bracht hatte, durch den Tod verloren; den andern,<lb/>
den Hr. Hu&#x017F;cher, hatte man nach Maynz be-<lb/>
rufen, und &#x017F;o war es in unerfahrne Ha&#x0364;nde ge-<lb/>
fallen; und 1747 fand Herr Zehentner kaum<lb/>
noch einige Spuren &#x017F;einer alten Gro&#x0364;ße.</p><lb/>
          <p>Na&#x0364;ch&#x017F;t die&#x017F;em war im Anfange die&#x017F;es Jahr-<lb/>
hunderts auch das Bu&#x0364;ckeburger Ge&#x017F;tu&#x0364;tte &#x017F;ehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0252] hentner S. 117 angiebt, an 20000 Reichs- gulden und zuweilen Reichsthl. ein; die Rechnun- gen, welche noch in der Kammer aufbehalten werden, weiſen dieſes aus. Das Geſtuͤtte war in ſeinem Flore an 400 Stutten ſtark. Man hatte zugleich auch ein Landgeſtuͤtte damit ver- bunden: denn die Bauern durften keine Be- ſchaͤler halten, ſondern der Graf hielt ſie, und ließ den Bauern die Stutten belegen. Gefiel nun das von der Stutte abgeſetzte Fohlen dem Herrn, ſo nahm er es gegen Erlegung von 10 Thalern, welche der Bauer erhielt, in das Ge- ſtuͤtte. Das graͤfliche Geſtuͤtte war alſo ſehr zahlreich, noch ſtaͤrker aber das Landgeſtuͤtte, und ſein Ruhm zog die Kaͤufer aller Laͤnder da- hin. Allein es verfiel nach und nach um die Mitte des itzigen Jahrhunderts ſo, daß es nur an 130 bis 140 Stutten ſtark blieb, die in al- lem nur 12 Fohlen hatten; man hielt dabey nur 12 Beſchaͤler. Die Aufſicht uͤber daſſelbe erhielt ein alter Jaͤger und Kutſcher: der erſte fuͤhrte das Beſchaͤlregiſter, der andere aber beſorgte das Belegen. Es hatte den verdienſtvollen Mann, der es ſo vorzuͤglich angelegt und aufge- bracht hatte, durch den Tod verloren; den andern, den Hr. Huſcher, hatte man nach Maynz be- rufen, und ſo war es in unerfahrne Haͤnde ge- fallen; und 1747 fand Herr Zehentner kaum noch einige Spuren ſeiner alten Groͤße. Naͤchſt dieſem war im Anfange dieſes Jahr- hunderts auch das Buͤckeburger Geſtuͤtte ſehr be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/252
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/252>, abgerufen am 22.11.2024.