anlegten. Sie weiden die Pferde vom halben May an bis zur Mitte des Octobers, und rech- nen auf 212 Tage, da sie im Stalle mit Heu gefüttert werden, 20 Cent. Heu auf ein Stück. Unter den OesterreichischenGestütten zeichnen sich die in Krain aus; sie bestehen vorzüglich aus Spaniern und Barbarn; Ungarn giebt ihnen die wilden Flüchtlinge.
Sachsen hat 7 Gestütte, und suchte in die- sem Jahrhundert vorzüglich dieselben durch Spa- nische Beschäler zu verbessern. Jedes ist auf 80 Stutten gesetzt, welche aber höchstens nur 12 bis 18 Fohlen jährlich geben. Es erhielt nach geendigtem siebenjährigen Kriege einen ansehn- lichen Transport Spanischer Pferde, welche es zu Verbesserung seiner Stuttereyen anwendete, und von Zeit zu Zeit suchte man mehr herbey- zuziehen. Man führte zugleich eine Art von Landgestütte ein, da aus den herrschaftlichen Stuttereyen jährlich Beschäler in die Aemter gesendet werden, um die Stutten der Bauern zu belegen. Durch diese und ähnliche Einrich- tungen erhielt Sachsen eine so gute und vor- theilhafte Pferdezucht, vornehmlich in den Aue- gegenden längst der Elbe, daß man 1777 und 1778 bey den hohen Preisen der Meckelnbur- gischen Pferde 7 bis 8000 Stück für Cavalle- rie und Gepäcke auszeichnen konnte. Sachsen hat seine Gestütte zu Torgau, Merseburg, Krayscha, Zelle, Wendelstein, Döhlen, im Churkreise, Vesra im Hennebergischen. Im
Tor-
anlegten. Sie weiden die Pferde vom halben May an bis zur Mitte des Octobers, und rech- nen auf 212 Tage, da ſie im Stalle mit Heu gefuͤttert werden, 20 Cent. Heu auf ein Stuͤck. Unter den OeſterreichiſchenGeſtuͤtten zeichnen ſich die in Krain aus; ſie beſtehen vorzuͤglich aus Spaniern und Barbarn; Ungarn giebt ihnen die wilden Fluͤchtlinge.
Sachſen hat 7 Geſtuͤtte, und ſuchte in die- ſem Jahrhundert vorzuͤglich dieſelben durch Spa- niſche Beſchaͤler zu verbeſſern. Jedes iſt auf 80 Stutten geſetzt, welche aber hoͤchſtens nur 12 bis 18 Fohlen jaͤhrlich geben. Es erhielt nach geendigtem ſiebenjaͤhrigen Kriege einen anſehn- lichen Tranſport Spaniſcher Pferde, welche es zu Verbeſſerung ſeiner Stuttereyen anwendete, und von Zeit zu Zeit ſuchte man mehr herbey- zuziehen. Man fuͤhrte zugleich eine Art von Landgeſtuͤtte ein, da aus den herrſchaftlichen Stuttereyen jaͤhrlich Beſchaͤler in die Aemter geſendet werden, um die Stutten der Bauern zu belegen. Durch dieſe und aͤhnliche Einrich- tungen erhielt Sachſen eine ſo gute und vor- theilhafte Pferdezucht, vornehmlich in den Aue- gegenden laͤngſt der Elbe, daß man 1777 und 1778 bey den hohen Preiſen der Meckelnbur- giſchen Pferde 7 bis 8000 Stuͤck fuͤr Cavalle- rie und Gepaͤcke auszeichnen konnte. Sachſen hat ſeine Geſtuͤtte zu Torgau, Merſeburg, Krayſcha, Zelle, Wendelſtein, Doͤhlen, im Churkreiſe, Veſra im Hennebergiſchen. Im
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anlegten. Sie weiden die Pferde vom halben
May an bis zur Mitte des Octobers, und rech-
nen auf 212 Tage, da ſie im Stalle mit Heu
gefuͤttert werden, 20 Cent. Heu auf ein Stuͤck.
Unter den OeſterreichiſchenGeſtuͤtten zeichnen ſich
die in Krain aus; ſie beſtehen vorzuͤglich aus
Spaniern und Barbarn; Ungarn giebt ihnen
die wilden Fluͤchtlinge.
Sachſen hat 7 Geſtuͤtte, und ſuchte in die-
ſem Jahrhundert vorzuͤglich dieſelben durch Spa-
niſche Beſchaͤler zu verbeſſern. Jedes iſt auf 80
Stutten geſetzt, welche aber hoͤchſtens nur 12
bis 18 Fohlen jaͤhrlich geben. Es erhielt nach
geendigtem ſiebenjaͤhrigen Kriege einen anſehn-
lichen Tranſport Spaniſcher Pferde, welche es
zu Verbeſſerung ſeiner Stuttereyen anwendete,
und von Zeit zu Zeit ſuchte man mehr herbey-
zuziehen. Man fuͤhrte zugleich eine Art von
Landgeſtuͤtte ein, da aus den herrſchaftlichen
Stuttereyen jaͤhrlich Beſchaͤler in die Aemter
geſendet werden, um die Stutten der Bauern
zu belegen. Durch dieſe und aͤhnliche Einrich-
tungen erhielt Sachſen eine ſo gute und vor-
theilhafte Pferdezucht, vornehmlich in den Aue-
gegenden laͤngſt der Elbe, daß man 1777 und
1778 bey den hohen Preiſen der Meckelnbur-
giſchen Pferde 7 bis 8000 Stuͤck fuͤr Cavalle-
rie und Gepaͤcke auszeichnen konnte. Sachſen
hat ſeine Geſtuͤtte zu Torgau, Merſeburg,
Krayſcha, Zelle, Wendelſtein, Doͤhlen, im
Churkreiſe, Veſra im Hennebergiſchen. Im
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/254>, abgerufen am 22.11.2024.
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