zu sehen, ob dadurch nicht die Wolle verbessert würde, und man fand, daß die ungeschornen den geschornen den Vorzug abgewannen.
Man sahe in Sachsen zuerst mit der Noth- wendigkeit eines nähern Unterrichts und einer nähern Kenntniß von der Natur, Wartung und Pflegung dieser Thiere ein, daß dieser sich auf richtige Grundsätze und Erfahrungen zu- gleich gründen müsse, nicht aber auf solche, die oft Kinder der Vorurtheile und des Aberglau- bens oder falscher Beobachtungen sind. Da- her wurde auf der Landschäferey zu Hohenstein eine Schäferschule errichtet, wo allezeit 6 Schäferpursche lernen, und nach einem oder zwey Jahren von andern abgelößt werden.
Von diesen, wie von der Stolpischen und an- dern Spanischen Schäfereyen auf den Chur- fürstlichen Cammergüthern aus verbreitete, sich sowohl die Spanische Schaafzucht, als auch ei- ne gute Landschaafzucht auf die Schäfereyen, vieler Privatpersonen. Viele Gutsbesitzer be- müheten sich, ihre Schäfereyen durch spanische Schaafe zu verbessern, und von Zeit zu Zeit wurden mehrere dergleichen in den Sächsischen Landen eingeführt. So machte man auch mit der Mecklenburgischen Schaafzucht einige Ver- suche, welche nicht mislungen. Und weil es für die Abschaffung der Brache ein großes Hin- dernis ist, daß sie um der Schaafweide Wil- len nicht gehörig genutzt werden können, so ha- ben einige Gemeinden die Hälfte der Brachen
an
zu ſehen, ob dadurch nicht die Wolle verbeſſert wuͤrde, und man fand, daß die ungeſchornen den geſchornen den Vorzug abgewannen.
Man ſahe in Sachſen zuerſt mit der Noth- wendigkeit eines naͤhern Unterrichts und einer naͤhern Kenntniß von der Natur, Wartung und Pflegung dieſer Thiere ein, daß dieſer ſich auf richtige Grundſaͤtze und Erfahrungen zu- gleich gruͤnden muͤſſe, nicht aber auf ſolche, die oft Kinder der Vorurtheile und des Aberglau- bens oder falſcher Beobachtungen ſind. Da- her wurde auf der Landſchaͤferey zu Hohenſtein eine Schaͤferſchule errichtet, wo allezeit 6 Schaͤferpurſche lernen, und nach einem oder zwey Jahren von andern abgeloͤßt werden.
Von dieſen, wie von der Stolpiſchen und an- dern Spaniſchen Schaͤfereyen auf den Chur- fuͤrſtlichen Cammerguͤthern aus verbreitete, ſich ſowohl die Spaniſche Schaafzucht, als auch ei- ne gute Landſchaafzucht auf die Schaͤfereyen, vieler Privatperſonen. Viele Gutsbeſitzer be- muͤheten ſich, ihre Schaͤfereyen durch ſpaniſche Schaafe zu verbeſſern, und von Zeit zu Zeit wurden mehrere dergleichen in den Saͤchſiſchen Landen eingefuͤhrt. So machte man auch mit der Mecklenburgiſchen Schaafzucht einige Ver- ſuche, welche nicht mislungen. Und weil es fuͤr die Abſchaffung der Brache ein großes Hin- dernis iſt, daß ſie um der Schaafweide Wil- len nicht gehoͤrig genutzt werden koͤnnen, ſo ha- ben einige Gemeinden die Haͤlfte der Brachen
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zu ſehen, ob dadurch nicht die Wolle verbeſſert
wuͤrde, und man fand, daß die ungeſchornen
den geſchornen den Vorzug abgewannen.
Man ſahe in Sachſen zuerſt mit der Noth-
wendigkeit eines naͤhern Unterrichts und einer
naͤhern Kenntniß von der Natur, Wartung
und Pflegung dieſer Thiere ein, daß dieſer ſich
auf richtige Grundſaͤtze und Erfahrungen zu-
gleich gruͤnden muͤſſe, nicht aber auf ſolche, die
oft Kinder der Vorurtheile und des Aberglau-
bens oder falſcher Beobachtungen ſind. Da-
her wurde auf der Landſchaͤferey zu Hohenſtein
eine Schaͤferſchule errichtet, wo allezeit 6
Schaͤferpurſche lernen, und nach einem oder
zwey Jahren von andern abgeloͤßt werden.
Von dieſen, wie von der Stolpiſchen und an-
dern Spaniſchen Schaͤfereyen auf den Chur-
fuͤrſtlichen Cammerguͤthern aus verbreitete, ſich
ſowohl die Spaniſche Schaafzucht, als auch ei-
ne gute Landſchaafzucht auf die Schaͤfereyen,
vieler Privatperſonen. Viele Gutsbeſitzer be-
muͤheten ſich, ihre Schaͤfereyen durch ſpaniſche
Schaafe zu verbeſſern, und von Zeit zu Zeit
wurden mehrere dergleichen in den Saͤchſiſchen
Landen eingefuͤhrt. So machte man auch mit
der Mecklenburgiſchen Schaafzucht einige Ver-
ſuche, welche nicht mislungen. Und weil es
fuͤr die Abſchaffung der Brache ein großes Hin-
dernis iſt, daß ſie um der Schaafweide Wil-
len nicht gehoͤrig genutzt werden koͤnnen, ſo ha-
ben einige Gemeinden die Haͤlfte der Brachen
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/272>, abgerufen am 22.11.2024.
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