schrieb man die besten orientalischen Beschäler, und benutzte sie zu einer A[r][ - 1 Zeichen fehlt] von Landgestütten, indem man sie des Frühjahrs jährlich in die Aemter schickt, wo die Unterthanen ihre Pfer- de zum Belegen hinbringen mußten. Die jun- gen Fohlen werden im Frühjahr zur Muste- rung vorgestellt, da alsdenn die schönsten gegen eine Vergütung in die Herrschaftlichen Mar- ställe kommen. Man untersuchte die Ursachen von der schlechten Rindviehzucht, und fand sie darinnen, daß die Zuchtrinder und Bullen, die bey der Gemeinde Heerde gehalten werden, und in dem Faßelvieh, wie sie es nennen, wel- ches eine gemeine Last war, und von einem auf dem andern in der Gemeinde gieng. Die Rei- he betraf oft Arme, welche weder im Stande waren, gutes Vieh anzuschaffen, noch solches gehörig zu unterhalten. Und wenn auch gleich für das Faßelvieh Gemeindewiesen bestimmt waren, so wendeten sie das, was sie auf dieses wenden sollten, auf ihr eigen Vieh; was konn- te anders geschehen, als daß schlechtes Zucht- vieh fiel, welches durch baldiges Verschneiden und frühzeitige Arbeit noch mehr geschwächt wurde. Hierzu kamen noch die drückenden Frohngelder, da von einen dreyjährigen Och- sen schon Frohngelder gegeben werden mußten. Können wir nicht an diesen Beyspiele deutlich sehen, wie sehr übel angebrachte Auflagen die Gewerbe niederdrücken können, und wie noth- wendig es sey, daß die Policey über die Ge-
werbe
ſchrieb man die beſten orientaliſchen Beſchaͤler, und benutzte ſie zu einer A[r][ – 1 Zeichen fehlt] von Landgeſtuͤtten, indem man ſie des Fruͤhjahrs jaͤhrlich in die Aemter ſchickt, wo die Unterthanen ihre Pfer- de zum Belegen hinbringen mußten. Die jun- gen Fohlen werden im Fruͤhjahr zur Muſte- rung vorgeſtellt, da alsdenn die ſchoͤnſten gegen eine Verguͤtung in die Herrſchaftlichen Mar- ſtaͤlle kommen. Man unterſuchte die Urſachen von der ſchlechten Rindviehzucht, und fand ſie darinnen, daß die Zuchtrinder und Bullen, die bey der Gemeinde Heerde gehalten werden, und in dem Faßelvieh, wie ſie es nennen, wel- ches eine gemeine Laſt war, und von einem auf dem andern in der Gemeinde gieng. Die Rei- he betraf oft Arme, welche weder im Stande waren, gutes Vieh anzuſchaffen, noch ſolches gehoͤrig zu unterhalten. Und wenn auch gleich fuͤr das Faßelvieh Gemeindewieſen beſtimmt waren, ſo wendeten ſie das, was ſie auf dieſes wenden ſollten, auf ihr eigen Vieh; was konn- te anders geſchehen, als daß ſchlechtes Zucht- vieh fiel, welches durch baldiges Verſchneiden und fruͤhzeitige Arbeit noch mehr geſchwaͤcht wurde. Hierzu kamen noch die druͤckenden Frohngelder, da von einen dreyjaͤhrigen Och- ſen ſchon Frohngelder gegeben werden mußten. Koͤnnen wir nicht an dieſen Beyſpiele deutlich ſehen, wie ſehr uͤbel angebrachte Auflagen die Gewerbe niederdruͤcken koͤnnen, und wie noth- wendig es ſey, daß die Policey uͤber die Ge-
werbe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0279"n="253"/>ſchrieb man die beſten orientaliſchen Beſchaͤler,<lb/>
und benutzte ſie zu einer A<supplied>r</supplied><gapunit="chars"quantity="1"/> von Landgeſtuͤtten,<lb/>
indem man ſie des Fruͤhjahrs jaͤhrlich in die<lb/>
Aemter ſchickt, wo die Unterthanen ihre Pfer-<lb/>
de zum Belegen hinbringen mußten. Die jun-<lb/>
gen Fohlen werden im Fruͤhjahr zur Muſte-<lb/>
rung vorgeſtellt, da alsdenn die ſchoͤnſten gegen<lb/>
eine Verguͤtung in die Herrſchaftlichen Mar-<lb/>ſtaͤlle kommen. Man unterſuchte die Urſachen<lb/>
von der ſchlechten Rindviehzucht, und fand ſie<lb/>
darinnen, daß die Zuchtrinder und Bullen,<lb/>
die bey der Gemeinde Heerde gehalten werden,<lb/>
und in dem Faßelvieh, wie ſie es nennen, wel-<lb/>
ches eine gemeine Laſt war, und von einem auf<lb/>
dem andern in der Gemeinde gieng. Die Rei-<lb/>
he betraf oft Arme, welche weder im Stande<lb/>
waren, gutes Vieh anzuſchaffen, noch ſolches<lb/>
gehoͤrig zu unterhalten. Und wenn auch gleich<lb/>
fuͤr das Faßelvieh Gemeindewieſen beſtimmt<lb/>
waren, ſo wendeten ſie das, was ſie auf dieſes<lb/>
wenden ſollten, auf ihr eigen Vieh; was konn-<lb/>
te anders geſchehen, als daß ſchlechtes Zucht-<lb/>
vieh fiel, welches durch baldiges Verſchneiden<lb/>
und fruͤhzeitige Arbeit noch mehr geſchwaͤcht<lb/>
wurde. Hierzu kamen noch die druͤckenden<lb/>
Frohngelder, da von einen dreyjaͤhrigen Och-<lb/>ſen ſchon Frohngelder gegeben werden mußten.<lb/>
Koͤnnen wir nicht an dieſen Beyſpiele deutlich<lb/>ſehen, wie ſehr uͤbel angebrachte Auflagen die<lb/>
Gewerbe niederdruͤcken koͤnnen, und wie noth-<lb/>
wendig es ſey, daß die Policey uͤber die Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">werbe</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[253/0279]
ſchrieb man die beſten orientaliſchen Beſchaͤler,
und benutzte ſie zu einer Ar_ von Landgeſtuͤtten,
indem man ſie des Fruͤhjahrs jaͤhrlich in die
Aemter ſchickt, wo die Unterthanen ihre Pfer-
de zum Belegen hinbringen mußten. Die jun-
gen Fohlen werden im Fruͤhjahr zur Muſte-
rung vorgeſtellt, da alsdenn die ſchoͤnſten gegen
eine Verguͤtung in die Herrſchaftlichen Mar-
ſtaͤlle kommen. Man unterſuchte die Urſachen
von der ſchlechten Rindviehzucht, und fand ſie
darinnen, daß die Zuchtrinder und Bullen,
die bey der Gemeinde Heerde gehalten werden,
und in dem Faßelvieh, wie ſie es nennen, wel-
ches eine gemeine Laſt war, und von einem auf
dem andern in der Gemeinde gieng. Die Rei-
he betraf oft Arme, welche weder im Stande
waren, gutes Vieh anzuſchaffen, noch ſolches
gehoͤrig zu unterhalten. Und wenn auch gleich
fuͤr das Faßelvieh Gemeindewieſen beſtimmt
waren, ſo wendeten ſie das, was ſie auf dieſes
wenden ſollten, auf ihr eigen Vieh; was konn-
te anders geſchehen, als daß ſchlechtes Zucht-
vieh fiel, welches durch baldiges Verſchneiden
und fruͤhzeitige Arbeit noch mehr geſchwaͤcht
wurde. Hierzu kamen noch die druͤckenden
Frohngelder, da von einen dreyjaͤhrigen Och-
ſen ſchon Frohngelder gegeben werden mußten.
Koͤnnen wir nicht an dieſen Beyſpiele deutlich
ſehen, wie ſehr uͤbel angebrachte Auflagen die
Gewerbe niederdruͤcken koͤnnen, und wie noth-
wendig es ſey, daß die Policey uͤber die Ge-
werbe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/279>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.