Stück 90 bis 100 Pf. wiegt. Die Wolle die- ser Schaafe ist etwas gröber als die Landwolle, allein für die Zeugmacher zu Verfertigung der Friese und türkischen Decken ist sie vorzüglich. Ein Stück giebt über 8 Pf. Wolle. Die Schwän- ze, wenn sie recht fett sind, haben allein 16, 18, bis 20 Pf. reines Fett. Es wurden mit der- gleichen Böcken im Herbste des Jahres 1774 an 600 einheimischer Schaafe belegt, wovon bereits über 400 Lämmer von außerordentlicher Größe und Stärke gefallen sind. Er ließ eng- lische große Schweine kommen, und vermischte sie mit westphälischen, wovon ein in das dritte Jahr gehendes über 4 Centner wog. Die Pferde- zucht in dem Netzbruche bey Driesen gedieh durch ihn in kurzen sehr weit, so, daß daselbst bey den Unterthanen schon Pferde gezogen wer- den, die man willig mit 60, 70 auch 80 Thlr. bezahlt. Er ließ zur Verbesserung der Pferde- zucht außerdem auch noch 600 Stutten und Fohlen an der Türkischen Gränze aufkaufen.
Was die Versuche mit der Einimpfung der Hornviehseuche betrifft, so machte man, wie bekannt ist, die ersten in den Niederlanden, man wiederholte und ahmte sie in Dännemark nach, und versuchte sie neuerlich auch in Deutsch- land auf den bülowischen Gütern, auf Prü- tzen, und nachher auch in den Aemtern Bützow und Rühn, und da die wichtigen Erfahrungen in eine pragmatische Geschichte gehören, so will ich hier die vorzüglichsten beyfügen. Man be-
merkte
Stuͤck 90 bis 100 Pf. wiegt. Die Wolle die- ſer Schaafe iſt etwas groͤber als die Landwolle, allein fuͤr die Zeugmacher zu Verfertigung der Frieſe und tuͤrkiſchen Decken iſt ſie vorzuͤglich. Ein Stuͤck giebt uͤber 8 Pf. Wolle. Die Schwaͤn- ze, wenn ſie recht fett ſind, haben allein 16, 18, bis 20 Pf. reines Fett. Es wurden mit der- gleichen Boͤcken im Herbſte des Jahres 1774 an 600 einheimiſcher Schaafe belegt, wovon bereits uͤber 400 Laͤmmer von außerordentlicher Groͤße und Staͤrke gefallen ſind. Er ließ eng- liſche große Schweine kommen, und vermiſchte ſie mit weſtphaͤliſchen, wovon ein in das dritte Jahr gehendes uͤber 4 Centner wog. Die Pferde- zucht in dem Netzbruche bey Drieſen gedieh durch ihn in kurzen ſehr weit, ſo, daß daſelbſt bey den Unterthanen ſchon Pferde gezogen wer- den, die man willig mit 60, 70 auch 80 Thlr. bezahlt. Er ließ zur Verbeſſerung der Pferde- zucht außerdem auch noch 600 Stutten und Fohlen an der Tuͤrkiſchen Graͤnze aufkaufen.
Was die Verſuche mit der Einimpfung der Hornviehſeuche betrifft, ſo machte man, wie bekannt iſt, die erſten in den Niederlanden, man wiederholte und ahmte ſie in Daͤnnemark nach, und verſuchte ſie neuerlich auch in Deutſch- land auf den buͤlowiſchen Guͤtern, auf Pruͤ- tzen, und nachher auch in den Aemtern Buͤtzow und Ruͤhn, und da die wichtigen Erfahrungen in eine pragmatiſche Geſchichte gehoͤren, ſo will ich hier die vorzuͤglichſten beyfuͤgen. Man be-
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Stuͤck 90 bis 100 Pf. wiegt. Die Wolle die-
ſer Schaafe iſt etwas groͤber als die Landwolle,
allein fuͤr die Zeugmacher zu Verfertigung der
Frieſe und tuͤrkiſchen Decken iſt ſie vorzuͤglich.
Ein Stuͤck giebt uͤber 8 Pf. Wolle. Die Schwaͤn-
ze, wenn ſie recht fett ſind, haben allein 16, 18,
bis 20 Pf. reines Fett. Es wurden mit der-
gleichen Boͤcken im Herbſte des Jahres 1774
an 600 einheimiſcher Schaafe belegt, wovon
bereits uͤber 400 Laͤmmer von außerordentlicher
Groͤße und Staͤrke gefallen ſind. Er ließ eng-
liſche große Schweine kommen, und vermiſchte ſie
mit weſtphaͤliſchen, wovon ein in das dritte Jahr
gehendes uͤber 4 Centner wog. Die Pferde-
zucht in dem Netzbruche bey Drieſen gedieh
durch ihn in kurzen ſehr weit, ſo, daß daſelbſt
bey den Unterthanen ſchon Pferde gezogen wer-
den, die man willig mit 60, 70 auch 80 Thlr.
bezahlt. Er ließ zur Verbeſſerung der Pferde-
zucht außerdem auch noch 600 Stutten und
Fohlen an der Tuͤrkiſchen Graͤnze aufkaufen.
Was die Verſuche mit der Einimpfung der
Hornviehſeuche betrifft, ſo machte man, wie
bekannt iſt, die erſten in den Niederlanden,
man wiederholte und ahmte ſie in Daͤnnemark
nach, und verſuchte ſie neuerlich auch in Deutſch-
land auf den buͤlowiſchen Guͤtern, auf Pruͤ-
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und Ruͤhn, und da die wichtigen Erfahrungen
in eine pragmatiſche Geſchichte gehoͤren, ſo will
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/290>, abgerufen am 22.11.2024.
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