he, aber nicht in das Fleisch komme. Man ließ nun die Wunde ausbluten, und gieng zu dem übrigen zur Inoculation bestimmten Viehe fort. So dann kehrte man zu dem ersten zu- rück, reinigte die Wunde vom Blute, legte hierauf den Faden, der mit der Seuchmaterie an- gefüllt ist, in dieselbe, und machte die Wunde mit einem Pechpflaster zu. Man stellte hier- auf das Vieh in einen besondern Stall, oder Hütte, an einen Pfahl gebunden, frey, damit es sich nicht reiben konnte, fütterte es mäßig, und tränkte es des Tages zweymal, ließ es am dritten Tage los, und hütete es des Sommers den Tag über im Grase. Am sechsten Tage nach der Einimpfung öffnete man die Wunde, nahm den Einimpfungsfaden heraus, und reinig- te sie täglich zweymal, bis sie wieder heil war. So bald es aufhörte zu fressen, gab man ihm täglich einen bis zwey Pott süsse Milch, und beobachtete die in der angeführten Schrift be- merkte Zufälle. Die Krankheit war drey bis vier Tage heftig, sodann fieng das Vieh an, wieder Futter und Getraide zu verlangen, wel- ches man ihm aber mäßig und lieber öfters und wenig, als zu viel auf einmal gab, welches man acht bis zehen Tage beobachtete.
Auf diese Art wurden in den dasigen Aem- tern bey siebenzehen nach einander angestellten Versuchen 305 Stück Vieh eingeimpft, wovon nur 57 starben, und also 248 erhalten wurden. Man behauptete so gar, daß die Zahl der ge-
falle-
he, aber nicht in das Fleiſch komme. Man ließ nun die Wunde ausbluten, und gieng zu dem uͤbrigen zur Inoculation beſtimmten Viehe fort. So dann kehrte man zu dem erſten zu- ruͤck, reinigte die Wunde vom Blute, legte hierauf den Faden, der mit der Seuchmaterie an- gefuͤllt iſt, in dieſelbe, und machte die Wunde mit einem Pechpflaſter zu. Man ſtellte hier- auf das Vieh in einen beſondern Stall, oder Huͤtte, an einen Pfahl gebunden, frey, damit es ſich nicht reiben konnte, fuͤtterte es maͤßig, und traͤnkte es des Tages zweymal, ließ es am dritten Tage los, und huͤtete es des Sommers den Tag uͤber im Graſe. Am ſechſten Tage nach der Einimpfung oͤffnete man die Wunde, nahm den Einimpfungsfaden heraus, und reinig- te ſie taͤglich zweymal, bis ſie wieder heil war. So bald es aufhoͤrte zu freſſen, gab man ihm taͤglich einen bis zwey Pott ſuͤſſe Milch, und beobachtete die in der angefuͤhrten Schrift be- merkte Zufaͤlle. Die Krankheit war drey bis vier Tage heftig, ſodann fieng das Vieh an, wieder Futter und Getraide zu verlangen, wel- ches man ihm aber maͤßig und lieber oͤfters und wenig, als zu viel auf einmal gab, welches man acht bis zehen Tage beobachtete.
Auf dieſe Art wurden in den daſigen Aem- tern bey ſiebenzehen nach einander angeſtellten Verſuchen 305 Stuͤck Vieh eingeimpft, wovon nur 57 ſtarben, und alſo 248 erhalten wurden. Man behauptete ſo gar, daß die Zahl der ge-
falle-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0292"n="266"/>
he, aber nicht in das Fleiſch komme. Man<lb/>
ließ nun die Wunde ausbluten, und gieng zu<lb/>
dem uͤbrigen zur Inoculation beſtimmten Viehe<lb/>
fort. So dann kehrte man zu dem erſten zu-<lb/>
ruͤck, reinigte die Wunde vom Blute, legte<lb/>
hierauf den Faden, der mit der Seuchmaterie an-<lb/>
gefuͤllt iſt, in dieſelbe, und machte die Wunde<lb/>
mit einem Pechpflaſter zu. Man ſtellte hier-<lb/>
auf das Vieh in einen beſondern Stall, oder<lb/>
Huͤtte, an einen Pfahl gebunden, frey, damit<lb/>
es ſich nicht reiben konnte, fuͤtterte es maͤßig,<lb/>
und traͤnkte es des Tages zweymal, ließ es am<lb/>
dritten Tage los, und huͤtete es des Sommers<lb/>
den Tag uͤber im Graſe. Am ſechſten Tage<lb/>
nach der Einimpfung oͤffnete man die Wunde,<lb/>
nahm den Einimpfungsfaden heraus, und reinig-<lb/>
te ſie taͤglich zweymal, bis ſie wieder heil war.<lb/>
So bald es aufhoͤrte zu freſſen, gab man ihm<lb/>
taͤglich einen bis zwey Pott ſuͤſſe Milch, und<lb/>
beobachtete die in der angefuͤhrten Schrift be-<lb/>
merkte Zufaͤlle. Die Krankheit war drey bis<lb/>
vier Tage heftig, ſodann fieng das Vieh an,<lb/>
wieder Futter und Getraide zu verlangen, wel-<lb/>
ches man ihm aber maͤßig und lieber oͤfters und<lb/>
wenig, als zu viel auf einmal gab, welches man<lb/>
acht bis zehen Tage beobachtete.</p><lb/><p>Auf dieſe Art wurden in den daſigen Aem-<lb/>
tern bey ſiebenzehen nach einander angeſtellten<lb/>
Verſuchen 305 Stuͤck Vieh eingeimpft, wovon<lb/>
nur 57 ſtarben, und alſo 248 erhalten wurden.<lb/>
Man behauptete ſo gar, daß die Zahl der ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">falle-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[266/0292]
he, aber nicht in das Fleiſch komme. Man
ließ nun die Wunde ausbluten, und gieng zu
dem uͤbrigen zur Inoculation beſtimmten Viehe
fort. So dann kehrte man zu dem erſten zu-
ruͤck, reinigte die Wunde vom Blute, legte
hierauf den Faden, der mit der Seuchmaterie an-
gefuͤllt iſt, in dieſelbe, und machte die Wunde
mit einem Pechpflaſter zu. Man ſtellte hier-
auf das Vieh in einen beſondern Stall, oder
Huͤtte, an einen Pfahl gebunden, frey, damit
es ſich nicht reiben konnte, fuͤtterte es maͤßig,
und traͤnkte es des Tages zweymal, ließ es am
dritten Tage los, und huͤtete es des Sommers
den Tag uͤber im Graſe. Am ſechſten Tage
nach der Einimpfung oͤffnete man die Wunde,
nahm den Einimpfungsfaden heraus, und reinig-
te ſie taͤglich zweymal, bis ſie wieder heil war.
So bald es aufhoͤrte zu freſſen, gab man ihm
taͤglich einen bis zwey Pott ſuͤſſe Milch, und
beobachtete die in der angefuͤhrten Schrift be-
merkte Zufaͤlle. Die Krankheit war drey bis
vier Tage heftig, ſodann fieng das Vieh an,
wieder Futter und Getraide zu verlangen, wel-
ches man ihm aber maͤßig und lieber oͤfters und
wenig, als zu viel auf einmal gab, welches man
acht bis zehen Tage beobachtete.
Auf dieſe Art wurden in den daſigen Aem-
tern bey ſiebenzehen nach einander angeſtellten
Verſuchen 305 Stuͤck Vieh eingeimpft, wovon
nur 57 ſtarben, und alſo 248 erhalten wurden.
Man behauptete ſo gar, daß die Zahl der ge-
falle-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/292>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.