plantagen und Erziehung der Seidenwürmer mit großen Eifer angelegen seyn ließ. Er leg- te zuerst 1708 einen Maulbeergarten an, wel- cher noch unter dem Nahmen des Frischischen bekannt ist. Es folgten noch verschiedene Pflan- zungen und unter andern auch 1738 die Plan- tage, welche der Oberinspector Habermars an- legte, und der Seidenbau der Realschule zu Ber- lin in dem Garten derselben. Auf seine Veranlas- sung ließ die Gesellschaft der Wissenschaften zu Berlin, deren Mitglied er war, die Wälle um Ber- lin und Spandau mit Maulbeerbäumen bepflan- zen. Er hatte auch zuerst die Idee, die Kirchhöfe in Städten und Dörfern damit zu besetzen, wel- ches hernach durch königl. Edikte im ganzen Lan- de befohlen und allgemein gemacht wurde. Der König Friedrich I. pflanzte zu Potsdam, Kö- pönik, Spandau und andern Orten Maulbeer- plantagen, und die Akademie der Wissenschaf- ten zu Berlin erhielt den Auftrag, beständig für den Seidenbau zu sorgen. Es erschien auch hierauf von einem Mitgliede derselben 1713. eine Schrift unter dem Titel: Der Seidenbau nach seiner Möglichkeit und Wirklichkeit, wor- inne man die Vorurtheile, welche diesem Ge- schäfte entgegen stehen konnten, zu heben und zugleich Unterricht in der Behandlung zu er- theilen bemühet war. Die Regierung unter- stützte die Bemühungen der Akademie durch Verordnungen, Aufmunterung und Preise. So finden sich von dem Jahre 1714 eine Ver-
ordnung
plantagen und Erziehung der Seidenwuͤrmer mit großen Eifer angelegen ſeyn ließ. Er leg- te zuerſt 1708 einen Maulbeergarten an, wel- cher noch unter dem Nahmen des Friſchiſchen bekannt iſt. Es folgten noch verſchiedene Pflan- zungen und unter andern auch 1738 die Plan- tage, welche der Oberinſpector Habermars an- legte, und der Seidenbau der Realſchule zu Ber- lin in dem Garten derſelben. Auf ſeine Veranlaſ- ſung ließ die Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Berlin, deren Mitglied er war, die Waͤlle um Ber- lin und Spandau mit Maulbeerbaͤumen bepflan- zen. Er hatte auch zuerſt die Idee, die Kirchhoͤfe in Staͤdten und Doͤrfern damit zu beſetzen, wel- ches hernach durch koͤnigl. Edikte im ganzen Lan- de befohlen und allgemein gemacht wurde. Der Koͤnig Friedrich I. pflanzte zu Potsdam, Koͤ- poͤnik, Spandau und andern Orten Maulbeer- plantagen, und die Akademie der Wiſſenſchaf- ten zu Berlin erhielt den Auftrag, beſtaͤndig fuͤr den Seidenbau zu ſorgen. Es erſchien auch hierauf von einem Mitgliede derſelben 1713. eine Schrift unter dem Titel: Der Seidenbau nach ſeiner Moͤglichkeit und Wirklichkeit, wor- inne man die Vorurtheile, welche dieſem Ge- ſchaͤfte entgegen ſtehen konnten, zu heben und zugleich Unterricht in der Behandlung zu er- theilen bemuͤhet war. Die Regierung unter- ſtuͤtzte die Bemuͤhungen der Akademie durch Verordnungen, Aufmunterung und Preiſe. So finden ſich von dem Jahre 1714 eine Ver-
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plantagen und Erziehung der Seidenwuͤrmer
mit großen Eifer angelegen ſeyn ließ. Er leg-
te zuerſt 1708 einen Maulbeergarten an, wel-
cher noch unter dem Nahmen des Friſchiſchen
bekannt iſt. Es folgten noch verſchiedene Pflan-
zungen und unter andern auch 1738 die Plan-
tage, welche der Oberinſpector Habermars an-
legte, und der Seidenbau der Realſchule zu Ber-
lin in dem Garten derſelben. Auf ſeine Veranlaſ-
ſung ließ die Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu
Berlin, deren Mitglied er war, die Waͤlle um Ber-
lin und Spandau mit Maulbeerbaͤumen bepflan-
zen. Er hatte auch zuerſt die Idee, die Kirchhoͤfe
in Staͤdten und Doͤrfern damit zu beſetzen, wel-
ches hernach durch koͤnigl. Edikte im ganzen Lan-
de befohlen und allgemein gemacht wurde. Der
Koͤnig Friedrich I. pflanzte zu Potsdam, Koͤ-
poͤnik, Spandau und andern Orten Maulbeer-
plantagen, und die Akademie der Wiſſenſchaf-
ten zu Berlin erhielt den Auftrag, beſtaͤndig
fuͤr den Seidenbau zu ſorgen. Es erſchien auch
hierauf von einem Mitgliede derſelben 1713.
eine Schrift unter dem Titel: Der Seidenbau
nach ſeiner Moͤglichkeit und Wirklichkeit, wor-
inne man die Vorurtheile, welche dieſem Ge-
ſchaͤfte entgegen ſtehen konnten, zu heben und
zugleich Unterricht in der Behandlung zu er-
theilen bemuͤhet war. Die Regierung unter-
ſtuͤtzte die Bemuͤhungen der Akademie durch
Verordnungen, Aufmunterung und Preiſe.
So finden ſich von dem Jahre 1714 eine Ver-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/313>, abgerufen am 24.11.2024.
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