die Dronen wären Männchen, e) die Arbeits- bienen aber die Weibchen. Für diese Mey- nung schien sich vor kurzem noch Hr. Hölscher zu bestimmen, ob er gleich in der Folge davon abgegangen zu seyn scheinet. "Ich glaubte sonst, sagt er, daß der Weiser das Weibchen sey, das alle Eyer zu Bienen und Drohnen setze: al- lein oft wiederholte Bemerkungen lehrten mich ein anderes. Ich fand in einigen Körben, so ich nach dem Schwärmen hoch beschnitten, daß sie bey dem häufigen Volke nicht neue Schei- ben machten, sondern an dem geschnittenen Werk Weiserzellen gesetzt hatten. Ich sahe in solchen nicht ein, sondern zwey bis drey Eyer angesetzt, die aber nicht zum Leben kamen, son- dern abgefressen wurden. Dieses wiederholte derselbe Korb einigemal, und in der Folge sahe ich, daß er weiserlos war. Da ich nun allezeit solche Bienen weiserlos fand, so fragt es sich, da man immer glaubt, der Weiser allein setze die Eyer, in den Körben aber war kein Wei- ser vorhanden, woher also die Eyer? Es müßten also die Bienen die Eyer setzen, und daß diese nicht junge gebracht, rühre daher, weil der Weiser sie nicht befruchtet." Er hielt also den Weiser für das Männchen, und die Bie- nen für Weibchen. Allein in der Folge wurde er auch von der Theorie, daß die Königinn
weib-
e) Einige Zweifel dagegen findet man noch in den Abhandl. und Erfahrungen der O. L. B. G. vom J. 1767. S. 20 bis 25.
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die Dronen waͤren Maͤnnchen, e) die Arbeits- bienen aber die Weibchen. Fuͤr dieſe Mey- nung ſchien ſich vor kurzem noch Hr. Hoͤlſcher zu beſtimmen, ob er gleich in der Folge davon abgegangen zu ſeyn ſcheinet. „Ich glaubte ſonſt, ſagt er, daß der Weiſer das Weibchen ſey, das alle Eyer zu Bienen und Drohnen ſetze: al- lein oft wiederholte Bemerkungen lehrten mich ein anderes. Ich fand in einigen Koͤrben, ſo ich nach dem Schwaͤrmen hoch beſchnitten, daß ſie bey dem haͤufigen Volke nicht neue Schei- ben machten, ſondern an dem geſchnittenen Werk Weiſerzellen geſetzt hatten. Ich ſahe in ſolchen nicht ein, ſondern zwey bis drey Eyer angeſetzt, die aber nicht zum Leben kamen, ſon- dern abgefreſſen wurden. Dieſes wiederholte derſelbe Korb einigemal, und in der Folge ſahe ich, daß er weiſerlos war. Da ich nun allezeit ſolche Bienen weiſerlos fand, ſo fragt es ſich, da man immer glaubt, der Weiſer allein ſetze die Eyer, in den Koͤrben aber war kein Wei- ſer vorhanden, woher alſo die Eyer? Es muͤßten alſo die Bienen die Eyer ſetzen, und daß dieſe nicht junge gebracht, ruͤhre daher, weil der Weiſer ſie nicht befruchtet.“ Er hielt alſo den Weiſer fuͤr das Maͤnnchen, und die Bie- nen fuͤr Weibchen. Allein in der Folge wurde er auch von der Theorie, daß die Koͤniginn
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e) Einige Zweifel dagegen findet man noch in den Abhandl. und Erfahrungen der O. L. B. G. vom J. 1767. S. 20 bis 25.
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die Dronen waͤren Maͤnnchen, e) die Arbeits-
bienen aber die Weibchen. Fuͤr dieſe Mey-
nung ſchien ſich vor kurzem noch Hr. Hoͤlſcher
zu beſtimmen, ob er gleich in der Folge davon
abgegangen zu ſeyn ſcheinet. „Ich glaubte ſonſt,
ſagt er, daß der Weiſer das Weibchen ſey, das
alle Eyer zu Bienen und Drohnen ſetze: al-
lein oft wiederholte Bemerkungen lehrten mich
ein anderes. Ich fand in einigen Koͤrben, ſo
ich nach dem Schwaͤrmen hoch beſchnitten, daß
ſie bey dem haͤufigen Volke nicht neue Schei-
ben machten, ſondern an dem geſchnittenen
Werk Weiſerzellen geſetzt hatten. Ich ſahe
in ſolchen nicht ein, ſondern zwey bis drey Eyer
angeſetzt, die aber nicht zum Leben kamen, ſon-
dern abgefreſſen wurden. Dieſes wiederholte
derſelbe Korb einigemal, und in der Folge ſahe
ich, daß er weiſerlos war. Da ich nun allezeit
ſolche Bienen weiſerlos fand, ſo fragt es ſich,
da man immer glaubt, der Weiſer allein ſetze
die Eyer, in den Koͤrben aber war kein Wei-
ſer vorhanden, woher alſo die Eyer? Es
muͤßten alſo die Bienen die Eyer ſetzen, und daß
dieſe nicht junge gebracht, ruͤhre daher, weil
der Weiſer ſie nicht befruchtet.“ Er hielt alſo
den Weiſer fuͤr das Maͤnnchen, und die Bie-
nen fuͤr Weibchen. Allein in der Folge wurde
er auch von der Theorie, daß die Koͤniginn
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e) Einige Zweifel dagegen findet man noch in
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G. vom J. 1767. S. 20 bis 25.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/449>, abgerufen am 22.11.2024.
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