schlossen. Er hatte diesen kleinen Stock mit Honig versehen, und eine gewisse Anzahl Ar- beitsbienen hineingethan. Den ersten und den andern Tag arbeiteten die Bienen fleißig. Ge- gen den Abend des zweyten Tages untersuchte er aufmerksam das Innere des Stocks: er ver- sichert, daß sich keine andre, als Arbeitsbienen darin befunden haben, und welches das Wun- derbarste ist, so waren mehr als 300 Eyer in den Zellen.
Er schaffte aus einem Kuchen, den er ein- schloß, alle Eyer hinweg, durchsuchte aufs neue alle Bienen, und that sie mit diesem Kuchen in eben das Kästchen. Der Bienen waren eine kleine Anzahl. Sie flogen auf Futter aus, und kamen mit Höseln wieder zurück. Der Beob- achter sagt hierüber: er habe zu wiederholten malen genau Achtung gegeben, damit er sähe, ob irgend eine Biene mit Eyern in das Kästchen hinein kröche, allein er habe nichts dergleichen entdecken können. Nachdem er hernach das Kästchen geöffnet und den Kuchen sorgfältig durchsucht hatte, fand er abermals bis auf die 100 Eyer darinnen. Er überließ hierauf die Bienen ihrem eigenen Willen, und fand, daß sie zweymal einige Würmer in königlichen ganz neuerbauten Zellen bebrütet, und die übrigen Eyer, ohne sie anzurühren, liegen lassen. Um den Einwendungen zu entgehen, als hätten frem- de Bienen Eyer hineingebracht, nahm er zwey Kuchen, wo weder Eyer noch Würmer darin-
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ſchloſſen. Er hatte dieſen kleinen Stock mit Honig verſehen, und eine gewiſſe Anzahl Ar- beitsbienen hineingethan. Den erſten und den andern Tag arbeiteten die Bienen fleißig. Ge- gen den Abend des zweyten Tages unterſuchte er aufmerkſam das Innere des Stocks: er ver- ſichert, daß ſich keine andre, als Arbeitsbienen darin befunden haben, und welches das Wun- derbarſte iſt, ſo waren mehr als 300 Eyer in den Zellen.
Er ſchaffte aus einem Kuchen, den er ein- ſchloß, alle Eyer hinweg, durchſuchte aufs neue alle Bienen, und that ſie mit dieſem Kuchen in eben das Kaͤſtchen. Der Bienen waren eine kleine Anzahl. Sie flogen auf Futter aus, und kamen mit Hoͤſeln wieder zuruͤck. Der Beob- achter ſagt hieruͤber: er habe zu wiederholten malen genau Achtung gegeben, damit er ſaͤhe, ob irgend eine Biene mit Eyern in das Kaͤſtchen hinein kroͤche, allein er habe nichts dergleichen entdecken koͤnnen. Nachdem er hernach das Kaͤſtchen geoͤffnet und den Kuchen ſorgfaͤltig durchſucht hatte, fand er abermals bis auf die 100 Eyer darinnen. Er uͤberließ hierauf die Bienen ihrem eigenen Willen, und fand, daß ſie zweymal einige Wuͤrmer in koͤniglichen ganz neuerbauten Zellen bebruͤtet, und die uͤbrigen Eyer, ohne ſie anzuruͤhren, liegen laſſen. Um den Einwendungen zu entgehen, als haͤtten frem- de Bienen Eyer hineingebracht, nahm er zwey Kuchen, wo weder Eyer noch Wuͤrmer darin-
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ſchloſſen. Er hatte dieſen kleinen Stock mit
Honig verſehen, und eine gewiſſe Anzahl Ar-
beitsbienen hineingethan. Den erſten und den
andern Tag arbeiteten die Bienen fleißig. Ge-
gen den Abend des zweyten Tages unterſuchte
er aufmerkſam das Innere des Stocks: er ver-
ſichert, daß ſich keine andre, als Arbeitsbienen
darin befunden haben, und welches das Wun-
derbarſte iſt, ſo waren mehr als 300 Eyer in
den Zellen.
Er ſchaffte aus einem Kuchen, den er ein-
ſchloß, alle Eyer hinweg, durchſuchte aufs neue
alle Bienen, und that ſie mit dieſem Kuchen in
eben das Kaͤſtchen. Der Bienen waren eine
kleine Anzahl. Sie flogen auf Futter aus, und
kamen mit Hoͤſeln wieder zuruͤck. Der Beob-
achter ſagt hieruͤber: er habe zu wiederholten
malen genau Achtung gegeben, damit er ſaͤhe,
ob irgend eine Biene mit Eyern in das Kaͤſtchen
hinein kroͤche, allein er habe nichts dergleichen
entdecken koͤnnen. Nachdem er hernach das
Kaͤſtchen geoͤffnet und den Kuchen ſorgfaͤltig
durchſucht hatte, fand er abermals bis auf die
100 Eyer darinnen. Er uͤberließ hierauf die
Bienen ihrem eigenen Willen, und fand, daß
ſie zweymal einige Wuͤrmer in koͤniglichen ganz
neuerbauten Zellen bebruͤtet, und die uͤbrigen
Eyer, ohne ſie anzuruͤhren, liegen laſſen. Um
den Einwendungen zu entgehen, als haͤtten frem-
de Bienen Eyer hineingebracht, nahm er zwey
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/474>, abgerufen am 22.11.2024.
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