verfertiget. Auch giebt er §. 21. das weiße so- genannte Giftbläschen als die Galle an. Er ist, wie bekannt, ein Gegner des Hrn. Schi- rachs, und suchte daher das von ihm erfundene und bekannt gemachte Ablegen zu seinem wahren Werthe zu bestimmen; er zeigte, daß, wie die Bienen nur unter gewissen Umständen schwär- men, man auch nur unter gewissen Umständen ablegen müsse, daher es nie so spät, noch auch in Mißjahren zu häufig geschehen dürfe, weil dann die Stöcke zu schwach bleiben. Er schlug in einer besondern Schrift die Ver- wandlung der itzigen Modebienengesellschaf- ten in Dorfbienengesellschaften im J. 1773 vor, und gab darinne einen vorzüglichen Weg an, die Bienenzucht in einem Lande emporzubringen. Er will daher anstatt der Privat-Bienenstän- de in jedem Dorfe einen allgemeinen Bienen- stand haben, der durch einen wohl unterrichte- ten Wärter gepflegt würde, und wobey jeder Einwohner, der das Recht hat, Bienen zu hal- ten, sich nach der Zahl seiner Stöcke intereßire. Er erlaubt höchstens zwey solche allgemeine Bie- nenstände in jedem Dorfe, einen für die Herr- schaft, den andern für die Unterthanen. Er hofft nur von dieser Einrichtung eine Landbie- nenzucht im Großen zu erhalten, verschiebt aber auch ihre Einrichtung blos auf den Zeitpunkt, da man genugsam erfahrne Männer aufweisen kann, die der Sache im Großen durch ausge- breitete Bienenkenntnisse und Erfahrungen vor-
stehen
F f 2
verfertiget. Auch giebt er §. 21. das weiße ſo- genannte Giftblaͤschen als die Galle an. Er iſt, wie bekannt, ein Gegner des Hrn. Schi- rachs, und ſuchte daher das von ihm erfundene und bekannt gemachte Ablegen zu ſeinem wahren Werthe zu beſtimmen; er zeigte, daß, wie die Bienen nur unter gewiſſen Umſtaͤnden ſchwaͤr- men, man auch nur unter gewiſſen Umſtaͤnden ablegen muͤſſe, daher es nie ſo ſpaͤt, noch auch in Mißjahren zu haͤufig geſchehen duͤrfe, weil dann die Stoͤcke zu ſchwach bleiben. Er ſchlug in einer beſondern Schrift die Ver- wandlung der itzigen Modebienengeſellſchaf- ten in Dorfbienengeſellſchaften im J. 1773 vor, und gab darinne einen vorzuͤglichen Weg an, die Bienenzucht in einem Lande emporzubringen. Er will daher anſtatt der Privat-Bienenſtaͤn- de in jedem Dorfe einen allgemeinen Bienen- ſtand haben, der durch einen wohl unterrichte- ten Waͤrter gepflegt wuͤrde, und wobey jeder Einwohner, der das Recht hat, Bienen zu hal- ten, ſich nach der Zahl ſeiner Stoͤcke intereßire. Er erlaubt hoͤchſtens zwey ſolche allgemeine Bie- nenſtaͤnde in jedem Dorfe, einen fuͤr die Herr- ſchaft, den andern fuͤr die Unterthanen. Er hofft nur von dieſer Einrichtung eine Landbie- nenzucht im Großen zu erhalten, verſchiebt aber auch ihre Einrichtung blos auf den Zeitpunkt, da man genugſam erfahrne Maͤnner aufweiſen kann, die der Sache im Großen durch ausge- breitete Bienenkenntniſſe und Erfahrungen vor-
ſtehen
F f 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0477"n="451"/>
verfertiget. Auch giebt er §. 21. das weiße ſo-<lb/>
genannte Giftblaͤschen als die Galle an. Er<lb/>
iſt, wie bekannt, ein Gegner des Hrn. Schi-<lb/>
rachs, und ſuchte daher das von ihm erfundene<lb/>
und bekannt gemachte Ablegen zu ſeinem wahren<lb/>
Werthe zu beſtimmen; er zeigte, daß, wie die<lb/>
Bienen nur unter gewiſſen Umſtaͤnden ſchwaͤr-<lb/>
men, man auch nur unter gewiſſen Umſtaͤnden<lb/>
ablegen muͤſſe, daher es nie ſo ſpaͤt, noch auch<lb/>
in Mißjahren zu haͤufig geſchehen duͤrfe, weil<lb/>
dann die Stoͤcke zu ſchwach bleiben. Er<lb/>ſchlug in einer beſondern Schrift die Ver-<lb/>
wandlung der itzigen Modebienengeſellſchaf-<lb/>
ten in Dorfbienengeſellſchaften im J. 1773 vor,<lb/>
und gab darinne einen vorzuͤglichen Weg an,<lb/>
die Bienenzucht in einem Lande emporzubringen.<lb/>
Er will daher anſtatt der Privat-Bienenſtaͤn-<lb/>
de in jedem Dorfe einen allgemeinen Bienen-<lb/>ſtand haben, der durch einen wohl unterrichte-<lb/>
ten Waͤrter gepflegt wuͤrde, und wobey jeder<lb/>
Einwohner, der das Recht hat, Bienen zu hal-<lb/>
ten, ſich nach der Zahl ſeiner Stoͤcke intereßire.<lb/>
Er erlaubt hoͤchſtens zwey ſolche allgemeine Bie-<lb/>
nenſtaͤnde in jedem Dorfe, einen fuͤr die Herr-<lb/>ſchaft, den andern fuͤr die Unterthanen. Er<lb/>
hofft nur von dieſer Einrichtung eine Landbie-<lb/>
nenzucht im Großen zu erhalten, verſchiebt aber<lb/>
auch ihre Einrichtung blos auf den Zeitpunkt,<lb/>
da man genugſam erfahrne Maͤnner aufweiſen<lb/>
kann, die der Sache im Großen durch ausge-<lb/>
breitete Bienenkenntniſſe und Erfahrungen vor-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſtehen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[451/0477]
verfertiget. Auch giebt er §. 21. das weiße ſo-
genannte Giftblaͤschen als die Galle an. Er
iſt, wie bekannt, ein Gegner des Hrn. Schi-
rachs, und ſuchte daher das von ihm erfundene
und bekannt gemachte Ablegen zu ſeinem wahren
Werthe zu beſtimmen; er zeigte, daß, wie die
Bienen nur unter gewiſſen Umſtaͤnden ſchwaͤr-
men, man auch nur unter gewiſſen Umſtaͤnden
ablegen muͤſſe, daher es nie ſo ſpaͤt, noch auch
in Mißjahren zu haͤufig geſchehen duͤrfe, weil
dann die Stoͤcke zu ſchwach bleiben. Er
ſchlug in einer beſondern Schrift die Ver-
wandlung der itzigen Modebienengeſellſchaf-
ten in Dorfbienengeſellſchaften im J. 1773 vor,
und gab darinne einen vorzuͤglichen Weg an,
die Bienenzucht in einem Lande emporzubringen.
Er will daher anſtatt der Privat-Bienenſtaͤn-
de in jedem Dorfe einen allgemeinen Bienen-
ſtand haben, der durch einen wohl unterrichte-
ten Waͤrter gepflegt wuͤrde, und wobey jeder
Einwohner, der das Recht hat, Bienen zu hal-
ten, ſich nach der Zahl ſeiner Stoͤcke intereßire.
Er erlaubt hoͤchſtens zwey ſolche allgemeine Bie-
nenſtaͤnde in jedem Dorfe, einen fuͤr die Herr-
ſchaft, den andern fuͤr die Unterthanen. Er
hofft nur von dieſer Einrichtung eine Landbie-
nenzucht im Großen zu erhalten, verſchiebt aber
auch ihre Einrichtung blos auf den Zeitpunkt,
da man genugſam erfahrne Maͤnner aufweiſen
kann, die der Sache im Großen durch ausge-
breitete Bienenkenntniſſe und Erfahrungen vor-
ſtehen
F f 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/477>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.