Oekonomie seiner Zeiten einen vorzüglichen Vor- theil der Landwirthschaft in die gehörigen Ver- hältnisse des Viehstandes gegen die Fütterung. Würde dies noch heut zu Tage beobachtet, und theils weniger Vieh gehalten, theils der Wiesen- und Futterbau zu dessen besserer Unterhaltung mehr besorgt, und nicht aller mögliche Boden, er sey tragbar oder nicht, zum Getraide gemiß- brauchet, wie vortrefflich würde unsere Haushal- tung stehen. Es wäre der Mühe werth, daß unsere Landsleute bey dem itzigen Viehmangel dieses wieder zu lernen und einzusehen anfiengen, daß sie auch mit wenigem Vieh ihre Wirthschaft gehörig bestreiten könnten." Unter die vorzügli- chen Anstalten des großen Churfürst Augusts ge- hört auch die folgende, daß die im Lande bestän- dig herumreisenden churfürstlichen Verwalter nicht allein auf die churfürstlichen Vorwerke, sondern auch auf Privathaushaltungen Acht haben, die Mängel und Gebrechen davon anzeigen, die Land- leute eines bessern unterrichten, und auf die Be- folgung sehen mußten. Fanden sie Nachläßigkeit, so wurde sie bestraft.
Aber nicht allein um die eigentliche Oekonomie, sondern auch um die Hülfswissenschaften machte er sich verdient. Er stistete im J. 1580 die Prof. der Botanik zu Leipzig, und wies ihr einen bo- tanischen Garten an. Eben dieses Jahr war für die Politik günstig, indem sie einen Lehrer zu Leipzig erhielt.
Sein
Oekonomie ſeiner Zeiten einen vorzuͤglichen Vor- theil der Landwirthſchaft in die gehoͤrigen Ver- haͤltniſſe des Viehſtandes gegen die Fuͤtterung. Wuͤrde dies noch heut zu Tage beobachtet, und theils weniger Vieh gehalten, theils der Wieſen- und Futterbau zu deſſen beſſerer Unterhaltung mehr beſorgt, und nicht aller moͤgliche Boden, er ſey tragbar oder nicht, zum Getraide gemiß- brauchet, wie vortrefflich wuͤrde unſere Haushal- tung ſtehen. Es waͤre der Muͤhe werth, daß unſere Landsleute bey dem itzigen Viehmangel dieſes wieder zu lernen und einzuſehen anfiengen, daß ſie auch mit wenigem Vieh ihre Wirthſchaft gehoͤrig beſtreiten koͤnnten.“ Unter die vorzuͤgli- chen Anſtalten des großen Churfuͤrſt Auguſts ge- hoͤrt auch die folgende, daß die im Lande beſtaͤn- dig herumreiſenden churfuͤrſtlichen Verwalter nicht allein auf die churfuͤrſtlichen Vorwerke, ſondern auch auf Privathaushaltungen Acht haben, die Maͤngel und Gebrechen davon anzeigen, die Land- leute eines beſſern unterrichten, und auf die Be- folgung ſehen mußten. Fanden ſie Nachlaͤßigkeit, ſo wurde ſie beſtraft.
Aber nicht allein um die eigentliche Oekonomie, ſondern auch um die Huͤlfswiſſenſchaften machte er ſich verdient. Er ſtiſtete im J. 1580 die Prof. der Botanik zu Leipzig, und wies ihr einen bo- taniſchen Garten an. Eben dieſes Jahr war fuͤr die Politik guͤnſtig, indem ſie einen Lehrer zu Leipzig erhielt.
Sein
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Oekonomie ſeiner Zeiten einen vorzuͤglichen Vor-
theil der Landwirthſchaft in die gehoͤrigen Ver-
haͤltniſſe des Viehſtandes gegen die Fuͤtterung.
Wuͤrde dies noch heut zu Tage beobachtet, und
theils weniger Vieh gehalten, theils der Wieſen-
und Futterbau zu deſſen beſſerer Unterhaltung
mehr beſorgt, und nicht aller moͤgliche Boden,
er ſey tragbar oder nicht, zum Getraide gemiß-
brauchet, wie vortrefflich wuͤrde unſere Haushal-
tung ſtehen. Es waͤre der Muͤhe werth, daß
unſere Landsleute bey dem itzigen Viehmangel
dieſes wieder zu lernen und einzuſehen anfiengen,
daß ſie auch mit wenigem Vieh ihre Wirthſchaft
gehoͤrig beſtreiten koͤnnten.“ Unter die vorzuͤgli-
chen Anſtalten des großen Churfuͤrſt Auguſts ge-
hoͤrt auch die folgende, daß die im Lande beſtaͤn-
dig herumreiſenden churfuͤrſtlichen Verwalter nicht
allein auf die churfuͤrſtlichen Vorwerke, ſondern
auch auf Privathaushaltungen Acht haben, die
Maͤngel und Gebrechen davon anzeigen, die Land-
leute eines beſſern unterrichten, und auf die Be-
folgung ſehen mußten. Fanden ſie Nachlaͤßigkeit,
ſo wurde ſie beſtraft.
Aber nicht allein um die eigentliche Oekonomie,
ſondern auch um die Huͤlfswiſſenſchaften machte er
ſich verdient. Er ſtiſtete im J. 1580 die Prof.
der Botanik zu Leipzig, und wies ihr einen bo-
taniſchen Garten an. Eben dieſes Jahr war fuͤr
die Politik guͤnſtig, indem ſie einen Lehrer zu
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/50>, abgerufen am 03.12.2024.
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