dem Rheingau vornehmlich den kleinen Rieß- linger und Kleinberger, welcher zu Ende des 16ten daselbst eingeführt wurde. Am berühm- testen waren die Bacharacher Weine, da die Berge daselbst noch nicht mit so vielen schlech- tern Arten besetzt warn, als es in der Folge geschahe. Auch finden sich in diesem Jahrhun- dert einige Spuren von der Vorsorge der Po- lizey für den Wein. So finden wir des Chur- fürst Sigismund zu Brandenburg verneuerte und bestätigte Weinmeister-Ordnung, v. J. 1604 und 1607.
In dem Hessischen suchte sonderlich Land- graf Ludwig 1665 den Weinbau zu befördern. Er ließ deshalb eine Verordnung ergehen, die den Anbau der Wein- und Obstgärten betraf. Es wird darinnen sonderlich die Wiederaufbau- ung der verwüsteten Steinberge und Anle- gung neuer, wie auch ein Verzeichniß dersel- ben einzuliefern, anbefohlen, ingleichen, daß je- der angebe, was er zu roden und anzulegen für Mittel und Gelegenheit hat; die Beamten mußten anbefehlen, was jeder anbauen sollte, sie mußten selbst die Orte und Gelegenheit be- sehen. Es erhellet übrigens aus dieser Ver- ordnung, daß schon in ältern Zeiten der Wein- bau im Hessischen geblühet, weil darinnen im- mer von zerstörten und wieder aufzubauenden Weingärten und Bergen die Rede ist. Die Verordnung heist also.
Nach-
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dem Rheingau vornehmlich den kleinen Rieß- linger und Kleinberger, welcher zu Ende des 16ten daſelbſt eingefuͤhrt wurde. Am beruͤhm- teſten waren die Bacharacher Weine, da die Berge daſelbſt noch nicht mit ſo vielen ſchlech- tern Arten beſetzt warn, als es in der Folge geſchahe. Auch finden ſich in dieſem Jahrhun- dert einige Spuren von der Vorſorge der Po- lizey fuͤr den Wein. So finden wir des Chur- fuͤrſt Sigismund zu Brandenburg verneuerte und beſtaͤtigte Weinmeiſter-Ordnung, v. J. 1604 und 1607.
In dem Heſſiſchen ſuchte ſonderlich Land- graf Ludwig 1665 den Weinbau zu befoͤrdern. Er ließ deshalb eine Verordnung ergehen, die den Anbau der Wein- und Obſtgaͤrten betraf. Es wird darinnen ſonderlich die Wiederaufbau- ung der verwuͤſteten Steinberge und Anle- gung neuer, wie auch ein Verzeichniß derſel- ben einzuliefern, anbefohlen, ingleichen, daß je- der angebe, was er zu roden und anzulegen fuͤr Mittel und Gelegenheit hat; die Beamten mußten anbefehlen, was jeder anbauen ſollte, ſie mußten ſelbſt die Orte und Gelegenheit be- ſehen. Es erhellet uͤbrigens aus dieſer Ver- ordnung, daß ſchon in aͤltern Zeiten der Wein- bau im Heſſiſchen gebluͤhet, weil darinnen im- mer von zerſtoͤrten und wieder aufzubauenden Weingaͤrten und Bergen die Rede iſt. Die Verordnung heiſt alſo.
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dem Rheingau vornehmlich den kleinen Rieß-
linger und Kleinberger, welcher zu Ende des
16ten daſelbſt eingefuͤhrt wurde. Am beruͤhm-
teſten waren die Bacharacher Weine, da die
Berge daſelbſt noch nicht mit ſo vielen ſchlech-
tern Arten beſetzt warn, als es in der Folge
geſchahe. Auch finden ſich in dieſem Jahrhun-
dert einige Spuren von der Vorſorge der Po-
lizey fuͤr den Wein. So finden wir des Chur-
fuͤrſt Sigismund zu Brandenburg verneuerte
und beſtaͤtigte Weinmeiſter-Ordnung, v. J.
1604 und 1607.
In dem Heſſiſchen ſuchte ſonderlich Land-
graf Ludwig 1665 den Weinbau zu befoͤrdern.
Er ließ deshalb eine Verordnung ergehen, die
den Anbau der Wein- und Obſtgaͤrten betraf.
Es wird darinnen ſonderlich die Wiederaufbau-
ung der verwuͤſteten Steinberge und Anle-
gung neuer, wie auch ein Verzeichniß derſel-
ben einzuliefern, anbefohlen, ingleichen, daß je-
der angebe, was er zu roden und anzulegen fuͤr
Mittel und Gelegenheit hat; die Beamten
mußten anbefehlen, was jeder anbauen ſollte,
ſie mußten ſelbſt die Orte und Gelegenheit be-
ſehen. Es erhellet uͤbrigens aus dieſer Ver-
ordnung, daß ſchon in aͤltern Zeiten der Wein-
bau im Heſſiſchen gebluͤhet, weil darinnen im-
mer von zerſtoͤrten und wieder aufzubauenden
Weingaͤrten und Bergen die Rede iſt. Die
Verordnung heiſt alſo.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/177>, abgerufen am 29.11.2024.
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