nichts. Der Markgraf befahl daher im J. 1778, im Frühlinge die Ortlinger oder Ort- lieber Stöcke anzupflanzen, um dadurch in den badenschen Landen diese vorzügliche Wein- art gemein zu machen y).
Im Elsaß, und vornehmlich in der Ge- gend um Landau, ist es außerordentlich durch Wein angebauet. Man pflegt daher zu Lan- dau zu sagen, daß bis dreyhundert Dörfer auf den Wochenmarkt kommen, und bey Son- nenschein wieder zu Hause seyn. Die Dörfer am Gebirge von Hambach nach Landau, rechts und links, haben nichts als Weinberge, sind auf einmal reich, und dann wieder mehrere Jahre arm. Der ehemals berühmte Gänse- füßer ist vom Ruländer und Rießling verdrun- gen worden. Jener wird erst seit Anfang dieses Jahrhunderts hauptsächlich gepflanzt. Er hat seinen Namen von einem Kaufmann Ruland in Speyer, der den Stock zwischen den Trümmern eines zerstörten Hauses, die Trauben davon wohlschmeckend, und diese Re- be fruchtbar fand. Er legte sich nach und nach einen ganzen Garten davon an, und von ihm kamen alle Ruländer im ganzen Speyergau her. So hat also in diesem Jahrhunderte Speyer zwey nützliche Pflanzen gleichsam wie- der hervorgefunden, und den Bau derselben
in
y) S. Intelligenzbl. 1779. St. 13.
II.Theil. N
nichts. Der Markgraf befahl daher im J. 1778, im Fruͤhlinge die Ortlinger oder Ort- lieber Stoͤcke anzupflanzen, um dadurch in den badenſchen Landen dieſe vorzuͤgliche Wein- art gemein zu machen y).
Im Elſaß, und vornehmlich in der Ge- gend um Landau, iſt es außerordentlich durch Wein angebauet. Man pflegt daher zu Lan- dau zu ſagen, daß bis dreyhundert Doͤrfer auf den Wochenmarkt kommen, und bey Son- nenſchein wieder zu Hauſe ſeyn. Die Doͤrfer am Gebirge von Hambach nach Landau, rechts und links, haben nichts als Weinberge, ſind auf einmal reich, und dann wieder mehrere Jahre arm. Der ehemals beruͤhmte Gaͤnſe- fuͤßer iſt vom Rulaͤnder und Rießling verdrun- gen worden. Jener wird erſt ſeit Anfang dieſes Jahrhunderts hauptſaͤchlich gepflanzt. Er hat ſeinen Namen von einem Kaufmann Ruland in Speyer, der den Stock zwiſchen den Truͤmmern eines zerſtoͤrten Hauſes, die Trauben davon wohlſchmeckend, und dieſe Re- be fruchtbar fand. Er legte ſich nach und nach einen ganzen Garten davon an, und von ihm kamen alle Rulaͤnder im ganzen Speyergau her. So hat alſo in dieſem Jahrhunderte Speyer zwey nuͤtzliche Pflanzen gleichſam wie- der hervorgefunden, und den Bau derſelben
in
y) S. Intelligenzbl. 1779. St. 13.
II.Theil. N
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[193/0203]
nichts. Der Markgraf befahl daher im J.
1778, im Fruͤhlinge die Ortlinger oder Ort-
lieber Stoͤcke anzupflanzen, um dadurch in
den badenſchen Landen dieſe vorzuͤgliche Wein-
art gemein zu machen y).
Im Elſaß, und vornehmlich in der Ge-
gend um Landau, iſt es außerordentlich durch
Wein angebauet. Man pflegt daher zu Lan-
dau zu ſagen, daß bis dreyhundert Doͤrfer
auf den Wochenmarkt kommen, und bey Son-
nenſchein wieder zu Hauſe ſeyn. Die Doͤrfer am
Gebirge von Hambach nach Landau, rechts
und links, haben nichts als Weinberge, ſind
auf einmal reich, und dann wieder mehrere
Jahre arm. Der ehemals beruͤhmte Gaͤnſe-
fuͤßer iſt vom Rulaͤnder und Rießling verdrun-
gen worden. Jener wird erſt ſeit Anfang
dieſes Jahrhunderts hauptſaͤchlich gepflanzt.
Er hat ſeinen Namen von einem Kaufmann
Ruland in Speyer, der den Stock zwiſchen
den Truͤmmern eines zerſtoͤrten Hauſes, die
Trauben davon wohlſchmeckend, und dieſe Re-
be fruchtbar fand. Er legte ſich nach und nach
einen ganzen Garten davon an, und von ihm
kamen alle Rulaͤnder im ganzen Speyergau
her. So hat alſo in dieſem Jahrhunderte
Speyer zwey nuͤtzliche Pflanzen gleichſam wie-
der hervorgefunden, und den Bau derſelben
in
y) S. Intelligenzbl. 1779. St. 13.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/203>, abgerufen am 23.11.2024.
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