Aehnliches suchte dr Graf Grubbisicho zu Tuseppi in Dalmatien einzuführen, der zwi- schen den Weinreihen Kornärndten säete f). Er gründet es auf die Erfahrung, daß man bemerke, wie in Küchengärten, wo Nebengelän- der oder sogenannte Kammertsen stehen, die Reben sich viel höher und mehr ins Holz, Laub und Trauben getrieben, wenn sie der Frost nicht daran hindert, als in den Weinbergen selbst, ob man gleich die Küchengewächse bis hart an die Weinstöcke an pflanzet, die dem ungeach- tet eben so gut wachsen als anderwärts, wenn nur der Boden in der Tiefe gut und zuläng- lich gedüngt ist. Die Nebenwurzeln, die sich mehr als alle andere ausbreiten, durchlaufen oft die Unterfläche des halben Gartens, und das Wachsthum dieser Rieben, sagt er, sey darinnen so stark, weil sie von dem öftern Rühren und Düngen der Oberfläche darinnen befördert wer- den, und überflüßige Nahrung dadurch erhal- ten. Ferner gründet er dasselbe auf das Ver- fahren des Gärtners, welcher seine Gewächse meist vermischt setzt, so daß einige hoch über die andern hervorwachsen, wenn andere nie- drig bleiben, oder einige aus der Tiefe ihre Nahrung holen, indem andere sich von der Oberfläche nähren; hierdurch nützt er den Bo- den unten und oben, und wenn er mit Dün- gen und Graben ihm zu Statten kommt, so
bringt
f) S. Alberto Fortis Dalmatische Reisen, B. 2.
Aehnliches ſuchte dr Graf Grubbiſicho zu Tuſeppi in Dalmatien einzufuͤhren, der zwi- ſchen den Weinreihen Kornaͤrndten ſaͤete f). Er gruͤndet es auf die Erfahrung, daß man bemerke, wie in Kuͤchengaͤrten, wo Nebengelaͤn- der oder ſogenannte Kammertſen ſtehen, die Reben ſich viel hoͤher und mehr ins Holz, Laub und Trauben getrieben, wenn ſie der Froſt nicht daran hindert, als in den Weinbergen ſelbſt, ob man gleich die Kuͤchengewaͤchſe bis hart an die Weinſtoͤcke an pflanzet, die dem ungeach- tet eben ſo gut wachſen als anderwaͤrts, wenn nur der Boden in der Tiefe gut und zulaͤng- lich geduͤngt iſt. Die Nebenwurzeln, die ſich mehr als alle andere ausbreiten, durchlaufen oft die Unterflaͤche des halben Gartens, und das Wachsthum dieſer Rieben, ſagt er, ſey darinnen ſo ſtark, weil ſie von dem oͤftern Ruͤhren und Duͤngen der Oberflaͤche darinnen befoͤrdert wer- den, und uͤberfluͤßige Nahrung dadurch erhal- ten. Ferner gruͤndet er daſſelbe auf das Ver- fahren des Gaͤrtners, welcher ſeine Gewaͤchſe meiſt vermiſcht ſetzt, ſo daß einige hoch uͤber die andern hervorwachſen, wenn andere nie- drig bleiben, oder einige aus der Tiefe ihre Nahrung holen, indem andere ſich von der Oberflaͤche naͤhren; hierdurch nuͤtzt er den Bo- den unten und oben, und wenn er mit Duͤn- gen und Graben ihm zu Statten kommt, ſo
bringt
f) S. Alberto Fortis Dalmatiſche Reiſen, B. 2.
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Aehnliches ſuchte dr Graf Grubbiſicho zu
Tuſeppi in Dalmatien einzufuͤhren, der zwi-
ſchen den Weinreihen Kornaͤrndten ſaͤete f).
Er gruͤndet es auf die Erfahrung, daß man
bemerke, wie in Kuͤchengaͤrten, wo Nebengelaͤn-
der oder ſogenannte Kammertſen ſtehen, die
Reben ſich viel hoͤher und mehr ins Holz, Laub
und Trauben getrieben, wenn ſie der Froſt nicht
daran hindert, als in den Weinbergen ſelbſt,
ob man gleich die Kuͤchengewaͤchſe bis hart an
die Weinſtoͤcke an pflanzet, die dem ungeach-
tet eben ſo gut wachſen als anderwaͤrts, wenn
nur der Boden in der Tiefe gut und zulaͤng-
lich geduͤngt iſt. Die Nebenwurzeln, die ſich
mehr als alle andere ausbreiten, durchlaufen
oft die Unterflaͤche des halben Gartens, und das
Wachsthum dieſer Rieben, ſagt er, ſey darinnen
ſo ſtark, weil ſie von dem oͤftern Ruͤhren und
Duͤngen der Oberflaͤche darinnen befoͤrdert wer-
den, und uͤberfluͤßige Nahrung dadurch erhal-
ten. Ferner gruͤndet er daſſelbe auf das Ver-
fahren des Gaͤrtners, welcher ſeine Gewaͤchſe
meiſt vermiſcht ſetzt, ſo daß einige hoch uͤber
die andern hervorwachſen, wenn andere nie-
drig bleiben, oder einige aus der Tiefe ihre
Nahrung holen, indem andere ſich von der
Oberflaͤche naͤhren; hierdurch nuͤtzt er den Bo-
den unten und oben, und wenn er mit Duͤn-
gen und Graben ihm zu Statten kommt, ſo
bringt
f) S. Alberto Fortis Dalmatiſche Reiſen, B. 2.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/224>, abgerufen am 23.11.2024.
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