Er setzt dabey folgende Regeln fest: wenn man die Reihen anlegt, welches auch von alten Stöcken geschehen kann, die man 1 bis 2 Schuh in die Erde vergräbt, und die Ruthen in der gezogenen Linie hervorkom- men läßt, so lege man die neuen Stöcke oder Schnittlinge so ein, daß sie erstlich mit dem Fuße etwas tiefer zu liegen kommen, darnach dieselben wechselsweise gegen das leere Beet ausstrecken, damit die Stöcke desto enger, die Wurzeln aber sich desto weiter unter sich aus- breiten können. Die Reihen müssen auf der Ebene gegen die auffallenden Sonnenstralen, an Bergen aber nicht gerade herab, sondern schief oder gar in die Queere gezogen werden, damit das Wasser die Erde nicht so leicht wegflößen kann. Man setze von neuem im- mer einen Stock, der sein Laub gern und bald fallen läßt, zu einem, der es lange behält, da- mit des erstern Trauben unter dem andern doch noch bedeckt werden können. Ein wichtiger Einwurf gegen dieses System ist es, daß Vieh- düngung die Güte des Weines meist mindert, und man in den besten Weingegenden durch Beymischung guter Erdarten bloß dem Lande zu Statten kömmt und es bessert; wie in vielen Gegenden des Rheines, und im Würzburgi- schen auf den vortrefflichen Steinweingebir- gen üblich ist. Zwar dünget man auch häu- fig mit Dung die Weinberge, vornehmlich in Sachsen, allein viele Oekonomen und Ge-
lehrte
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Er ſetzt dabey folgende Regeln feſt: wenn man die Reihen anlegt, welches auch von alten Stoͤcken geſchehen kann, die man 1 bis 2 Schuh in die Erde vergraͤbt, und die Ruthen in der gezogenen Linie hervorkom- men laͤßt, ſo lege man die neuen Stoͤcke oder Schnittlinge ſo ein, daß ſie erſtlich mit dem Fuße etwas tiefer zu liegen kommen, darnach dieſelben wechſelsweiſe gegen das leere Beet ausſtrecken, damit die Stoͤcke deſto enger, die Wurzeln aber ſich deſto weiter unter ſich aus- breiten koͤnnen. Die Reihen muͤſſen auf der Ebene gegen die auffallenden Sonnenſtralen, an Bergen aber nicht gerade herab, ſondern ſchief oder gar in die Queere gezogen werden, damit das Waſſer die Erde nicht ſo leicht wegfloͤßen kann. Man ſetze von neuem im- mer einen Stock, der ſein Laub gern und bald fallen laͤßt, zu einem, der es lange behaͤlt, da- mit des erſtern Trauben unter dem andern doch noch bedeckt werden koͤnnen. Ein wichtiger Einwurf gegen dieſes Syſtem iſt es, daß Vieh- duͤngung die Guͤte des Weines meiſt mindert, und man in den beſten Weingegenden durch Beymiſchung guter Erdarten bloß dem Lande zu Statten koͤmmt und es beſſert; wie in vielen Gegenden des Rheines, und im Wuͤrzburgi- ſchen auf den vortrefflichen Steinweingebir- gen uͤblich iſt. Zwar duͤnget man auch haͤu- fig mit Dung die Weinberge, vornehmlich in Sachſen, allein viele Oekonomen und Ge-
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Er ſetzt dabey folgende Regeln feſt:
wenn man die Reihen anlegt, welches auch
von alten Stoͤcken geſchehen kann, die man
1 bis 2 Schuh in die Erde vergraͤbt, und
die Ruthen in der gezogenen Linie hervorkom-
men laͤßt, ſo lege man die neuen Stoͤcke oder
Schnittlinge ſo ein, daß ſie erſtlich mit dem
Fuße etwas tiefer zu liegen kommen, darnach
dieſelben wechſelsweiſe gegen das leere Beet
ausſtrecken, damit die Stoͤcke deſto enger, die
Wurzeln aber ſich deſto weiter unter ſich aus-
breiten koͤnnen. Die Reihen muͤſſen auf der
Ebene gegen die auffallenden Sonnenſtralen,
an Bergen aber nicht gerade herab, ſondern
ſchief oder gar in die Queere gezogen werden,
damit das Waſſer die Erde nicht ſo leicht
wegfloͤßen kann. Man ſetze von neuem im-
mer einen Stock, der ſein Laub gern und bald
fallen laͤßt, zu einem, der es lange behaͤlt, da-
mit des erſtern Trauben unter dem andern doch
noch bedeckt werden koͤnnen. Ein wichtiger
Einwurf gegen dieſes Syſtem iſt es, daß Vieh-
duͤngung die Guͤte des Weines meiſt mindert,
und man in den beſten Weingegenden durch
Beymiſchung guter Erdarten bloß dem Lande
zu Statten koͤmmt und es beſſert; wie in vielen
Gegenden des Rheines, und im Wuͤrzburgi-
ſchen auf den vortrefflichen Steinweingebir-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/227>, abgerufen am 23.11.2024.
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