Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

kamen; man schüttete darauf lockere mit
Mist oder kleiner Schutterde vermengte Er-
de, so, daß man von dem Keime nichts sah,
und steckte einen Stock dazu. Man nahm
deswegen so viele Keime zusammen, damit,
wenn einer oder der andere nicht kam, doch
die übrigen trieben. In dem Mecklenburgi-
schen geschahe dieses Legen in der Marterwo-
che e).

Das erste Jahr wuchs er so eine Elle
oder auch wohl Mannes hoch, trug aber ge-
wöhnlich erst im zweyten, wenn er nicht recht
zeitig gelegt war. Das andere Jahr schnitt
man einen jeden Stock ringsumher ab, ehe er
noch auskeimte, damit er nicht ferner in die
Wurzeln, sondern über sich triebe. Man
ließ den Zirkel und die Stengel desto größer,
je größer man die Stöcke wünschte, und that
Mist hinein, den man nach den Stöcken zu-
zog.

Nach dieser Reinigung der Stöcke von
den Wurzeln, stängelte man, damit sich die
Ranken nicht unter einander verwirreten. Man
gätete ihn im ersten Jahre, und heftete ihn,
wenn er zur Hälfte der Stange geschosset war.
Zu Jacobi blühete er, und wurde um Aegi-
dii reif; die Reife erkannte man am Geruche,
man pflückte ihn auf der Tenne ab, trocknete
ihn auf einem luftigen Boden, schüttete densel-

bigen
e) Coler l. c. p. 154.

kamen; man ſchuͤttete darauf lockere mit
Miſt oder kleiner Schutterde vermengte Er-
de, ſo, daß man von dem Keime nichts ſah,
und ſteckte einen Stock dazu. Man nahm
deswegen ſo viele Keime zuſammen, damit,
wenn einer oder der andere nicht kam, doch
die uͤbrigen trieben. In dem Mecklenburgi-
ſchen geſchahe dieſes Legen in der Marterwo-
che e).

Das erſte Jahr wuchs er ſo eine Elle
oder auch wohl Mannes hoch, trug aber ge-
woͤhnlich erſt im zweyten, wenn er nicht recht
zeitig gelegt war. Das andere Jahr ſchnitt
man einen jeden Stock ringsumher ab, ehe er
noch auskeimte, damit er nicht ferner in die
Wurzeln, ſondern uͤber ſich triebe. Man
ließ den Zirkel und die Stengel deſto groͤßer,
je groͤßer man die Stoͤcke wuͤnſchte, und that
Miſt hinein, den man nach den Stoͤcken zu-
zog.

Nach dieſer Reinigung der Stoͤcke von
den Wurzeln, ſtaͤngelte man, damit ſich die
Ranken nicht unter einander verwirreten. Man
gaͤtete ihn im erſten Jahre, und heftete ihn,
wenn er zur Haͤlfte der Stange geſchoſſet war.
Zu Jacobi bluͤhete er, und wurde um Aegi-
dii reif; die Reife erkannte man am Geruche,
man pfluͤckte ihn auf der Tenne ab, trocknete
ihn auf einem luftigen Boden, ſchuͤttete denſel-

bigen
e) Coler l. c. p. 154.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="232"/>
kamen; man &#x017F;chu&#x0364;ttete darauf lockere mit<lb/>
Mi&#x017F;t oder kleiner Schutterde vermengte Er-<lb/>
de, &#x017F;o, daß man von dem Keime nichts &#x017F;ah,<lb/>
und &#x017F;teckte einen Stock dazu. Man nahm<lb/>
deswegen &#x017F;o viele Keime zu&#x017F;ammen, damit,<lb/>
wenn einer oder der andere nicht kam, doch<lb/>
die u&#x0364;brigen trieben. In dem Mecklenburgi-<lb/>
&#x017F;chen ge&#x017F;chahe die&#x017F;es Legen in der Marterwo-<lb/>
che <note place="foot" n="e)">Coler <hi rendition="#aq">l. c. p.</hi> 154.</note>.</p><lb/>
        <p>Das er&#x017F;te Jahr wuchs er &#x017F;o eine Elle<lb/>
oder auch wohl Mannes hoch, trug aber ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich er&#x017F;t im zweyten, wenn er nicht recht<lb/>
zeitig gelegt war. Das andere Jahr &#x017F;chnitt<lb/>
man einen jeden Stock ringsumher ab, ehe er<lb/>
noch auskeimte, damit er nicht ferner in die<lb/>
Wurzeln, &#x017F;ondern u&#x0364;ber &#x017F;ich triebe. Man<lb/>
ließ den Zirkel und die Stengel de&#x017F;to gro&#x0364;ßer,<lb/>
je gro&#x0364;ßer man die Sto&#x0364;cke wu&#x0364;n&#x017F;chte, und that<lb/>
Mi&#x017F;t hinein, den man nach den Sto&#x0364;cken zu-<lb/>
zog.</p><lb/>
        <p>Nach die&#x017F;er Reinigung der Sto&#x0364;cke von<lb/>
den Wurzeln, &#x017F;ta&#x0364;ngelte man, damit &#x017F;ich die<lb/>
Ranken nicht unter einander verwirreten. Man<lb/>
ga&#x0364;tete ihn im er&#x017F;ten Jahre, und heftete ihn,<lb/>
wenn er zur Ha&#x0364;lfte der Stange ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;et war.<lb/>
Zu Jacobi blu&#x0364;hete er, und wurde um Aegi-<lb/>
dii reif; die Reife erkannte man am Geruche,<lb/>
man pflu&#x0364;ckte ihn auf der Tenne ab, trocknete<lb/>
ihn auf einem luftigen Boden, &#x017F;chu&#x0364;ttete den&#x017F;el-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">bigen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[232/0242] kamen; man ſchuͤttete darauf lockere mit Miſt oder kleiner Schutterde vermengte Er- de, ſo, daß man von dem Keime nichts ſah, und ſteckte einen Stock dazu. Man nahm deswegen ſo viele Keime zuſammen, damit, wenn einer oder der andere nicht kam, doch die uͤbrigen trieben. In dem Mecklenburgi- ſchen geſchahe dieſes Legen in der Marterwo- che e). Das erſte Jahr wuchs er ſo eine Elle oder auch wohl Mannes hoch, trug aber ge- woͤhnlich erſt im zweyten, wenn er nicht recht zeitig gelegt war. Das andere Jahr ſchnitt man einen jeden Stock ringsumher ab, ehe er noch auskeimte, damit er nicht ferner in die Wurzeln, ſondern uͤber ſich triebe. Man ließ den Zirkel und die Stengel deſto groͤßer, je groͤßer man die Stoͤcke wuͤnſchte, und that Miſt hinein, den man nach den Stoͤcken zu- zog. Nach dieſer Reinigung der Stoͤcke von den Wurzeln, ſtaͤngelte man, damit ſich die Ranken nicht unter einander verwirreten. Man gaͤtete ihn im erſten Jahre, und heftete ihn, wenn er zur Haͤlfte der Stange geſchoſſet war. Zu Jacobi bluͤhete er, und wurde um Aegi- dii reif; die Reife erkannte man am Geruche, man pfluͤckte ihn auf der Tenne ab, trocknete ihn auf einem luftigen Boden, ſchuͤttete denſel- bigen e) Coler l. c. p. 154.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/242
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/242>, abgerufen am 23.11.2024.