ihr Ruhm in den Wissenschaften, so wie in al- lem, damals glänzend war. Außerdem finden wir auch in dem Deutschen Gartengeschmacke der damaligen Zeiten den Hang der Deut- schen zur Mechanik, da, wie bekannt ist, die Deutschen unstreitig in der Mechanik und me- chanischen Künsten am stärksten sind; wir se- hen dieses aus verschiedenen künstlichen Figu- ren, die mit Wasserwerken vereiniget waren, und vielleicht ist dieser Geschmack in Gärten von den Deutschen erst zu den Ausländern ge- kommen. Im 16ten Jahrhunderte scheint auch der Geschmack an Blumen in den Gär- ten, wo nicht erst entstanden, doch vorzüglich zugenommen und sich ausgebildet zu haben. Daher finden wir, daß um diese Zeiten viele fremde Blumen nach Deutschland ge- bracht und einheimisch gemacht worden. Die ersten Traubenhyacinthen kamen 1554, die ersten Tulipanen 1557 aus Constantinopel, die Kaiserkronen 1570, die Sternhyacinthen 1590 aus Constantinopel in unsere Gegen- den. Carl V. brachte die Winterrose oder Sammtrose auf seiner verunglückten Flotte aus den Gärten von Tunis nach Deutschland, und sie soll daher noch den Namen Flos Afri- canus haben.
Auch schon in diesem Jahrhunderte hat- te der Gartenbau in Deutschland Schriftstel- ler, ob sie gleich meistens, wie die Oekonomen dermaliger Zeiten, überhaupt nur aus den Al-
ten
ihr Ruhm in den Wiſſenſchaften, ſo wie in al- lem, damals glaͤnzend war. Außerdem finden wir auch in dem Deutſchen Gartengeſchmacke der damaligen Zeiten den Hang der Deut- ſchen zur Mechanik, da, wie bekannt iſt, die Deutſchen unſtreitig in der Mechanik und me- chaniſchen Kuͤnſten am ſtaͤrkſten ſind; wir ſe- hen dieſes aus verſchiedenen kuͤnſtlichen Figu- ren, die mit Waſſerwerken vereiniget waren, und vielleicht iſt dieſer Geſchmack in Gaͤrten von den Deutſchen erſt zu den Auslaͤndern ge- kommen. Im 16ten Jahrhunderte ſcheint auch der Geſchmack an Blumen in den Gaͤr- ten, wo nicht erſt entſtanden, doch vorzuͤglich zugenommen und ſich ausgebildet zu haben. Daher finden wir, daß um dieſe Zeiten viele fremde Blumen nach Deutſchland ge- bracht und einheimiſch gemacht worden. Die erſten Traubenhyacinthen kamen 1554, die erſten Tulipanen 1557 aus Conſtantinopel, die Kaiſerkronen 1570, die Sternhyacinthen 1590 aus Conſtantinopel in unſere Gegen- den. Carl V. brachte die Winterroſe oder Sammtroſe auf ſeiner verungluͤckten Flotte aus den Gaͤrten von Tunis nach Deutſchland, und ſie ſoll daher noch den Namen Flos Afri- canus haben.
Auch ſchon in dieſem Jahrhunderte hat- te der Gartenbau in Deutſchland Schriftſtel- ler, ob ſie gleich meiſtens, wie die Oekonomen dermaliger Zeiten, uͤberhaupt nur aus den Al-
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ihr Ruhm in den Wiſſenſchaften, ſo wie in al-
lem, damals glaͤnzend war. Außerdem finden
wir auch in dem Deutſchen Gartengeſchmacke
der damaligen Zeiten den Hang der Deut-
ſchen zur Mechanik, da, wie bekannt iſt, die
Deutſchen unſtreitig in der Mechanik und me-
chaniſchen Kuͤnſten am ſtaͤrkſten ſind; wir ſe-
hen dieſes aus verſchiedenen kuͤnſtlichen Figu-
ren, die mit Waſſerwerken vereiniget waren,
und vielleicht iſt dieſer Geſchmack in Gaͤrten
von den Deutſchen erſt zu den Auslaͤndern ge-
kommen. Im 16ten Jahrhunderte ſcheint
auch der Geſchmack an Blumen in den Gaͤr-
ten, wo nicht erſt entſtanden, doch vorzuͤglich
zugenommen und ſich ausgebildet zu haben.
Daher finden wir, daß um dieſe Zeiten
viele fremde Blumen nach Deutſchland ge-
bracht und einheimiſch gemacht worden. Die
erſten Traubenhyacinthen kamen 1554, die
erſten Tulipanen 1557 aus Conſtantinopel,
die Kaiſerkronen 1570, die Sternhyacinthen
1590 aus Conſtantinopel in unſere Gegen-
den. Carl V. brachte die Winterroſe oder
Sammtroſe auf ſeiner verungluͤckten Flotte
aus den Gaͤrten von Tunis nach Deutſchland,
und ſie ſoll daher noch den Namen Flos Afri-
canus haben.
Auch ſchon in dieſem Jahrhunderte hat-
te der Gartenbau in Deutſchland Schriftſtel-
ler, ob ſie gleich meiſtens, wie die Oekonomen
dermaliger Zeiten, uͤberhaupt nur aus den Al-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/25>, abgerufen am 21.11.2024.
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