hießen, einen Teich, den er bey seinem Schloß hatte errichten lassen, besetzen, weil kein Böh- mischer Herr noch diese Fische hatte d). Er fey- erte diese Fischerey gleichsam öffentlich, lud dazu seine Gemahlin Beatrix, den päbstli- chen Nuncius, der mit der Königinn befreun- det war, und viele andere Vornehme ein. Ue- berhaupt breitete sich in diesen Zeiten die Teichfischerey in Deutschland ausschweifend aus. In Böhmen war eine so ungeheure Menge Teiche, daß Balbinus bezeugt, es wä- ren in dem einzigen Strich Landes um Par- dewick herum derselben so viel als Tage im Jahre. Ja es gieng sogar so weit, daß un- ter der Regierung Rudolphs des II. auf dem Reichstage verboten wurde, daß nicht an- ders, als unter öffentlichem Ansehen des Landes, und nur mit Erlaubniß, dergleichen angelegt werden solten, indem sie sowohl dem Feld- baue als der gesunden Witterung nicht zuträg- lich wären c).
Die Elbe und Mulda waren schon im 16ten Jahrhunderte reich an Lachsen. Sie kamen dahin aus der See, und verloren in die- sen Flüssen durch das süße Wasser den ro- hen und wilden Seegeschmack. Schon Bal- bin erwähnt aus einer alten Handschrift, daß
sonder-
d) S. Flemmings wohl unterrichteten Fischer 1414.
c) S. v. Flemming deutschen Fischer p. 415.
hießen, einen Teich, den er bey ſeinem Schloß hatte errichten laſſen, beſetzen, weil kein Boͤh- miſcher Herr noch dieſe Fiſche hatte d). Er fey- erte dieſe Fiſcherey gleichſam oͤffentlich, lud dazu ſeine Gemahlin Beatrix, den paͤbſtli- chen Nuncius, der mit der Koͤniginn befreun- det war, und viele andere Vornehme ein. Ue- berhaupt breitete ſich in dieſen Zeiten die Teichfiſcherey in Deutſchland ausſchweifend aus. In Boͤhmen war eine ſo ungeheure Menge Teiche, daß Balbinus bezeugt, es waͤ- ren in dem einzigen Strich Landes um Par- dewick herum derſelben ſo viel als Tage im Jahre. Ja es gieng ſogar ſo weit, daß un- ter der Regierung Rudolphs des II. auf dem Reichstage verboten wurde, daß nicht an- ders, als unter oͤffentlichem Anſehen des Landes, und nur mit Erlaubniß, dergleichen angelegt werden ſolten, indem ſie ſowohl dem Feld- baue als der geſunden Witterung nicht zutraͤg- lich waͤren c).
Die Elbe und Mulda waren ſchon im 16ten Jahrhunderte reich an Lachſen. Sie kamen dahin aus der See, und verloren in die- ſen Fluͤſſen durch das ſuͤße Waſſer den ro- hen und wilden Seegeſchmack. Schon Bal- bin erwaͤhnt aus einer alten Handſchrift, daß
ſonder-
d) S. Flemmings wohl unterrichteten Fiſcher 1414.
c) S. v. Flemming deutſchen Fiſcher p. 415.
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hießen, einen Teich, den er bey ſeinem Schloß
hatte errichten laſſen, beſetzen, weil kein Boͤh-
miſcher Herr noch dieſe Fiſche hatte d). Er fey-
erte dieſe Fiſcherey gleichſam oͤffentlich, lud
dazu ſeine Gemahlin Beatrix, den paͤbſtli-
chen Nuncius, der mit der Koͤniginn befreun-
det war, und viele andere Vornehme ein. Ue-
berhaupt breitete ſich in dieſen Zeiten die
Teichfiſcherey in Deutſchland ausſchweifend
aus. In Boͤhmen war eine ſo ungeheure
Menge Teiche, daß Balbinus bezeugt, es waͤ-
ren in dem einzigen Strich Landes um Par-
dewick herum derſelben ſo viel als Tage im
Jahre. Ja es gieng ſogar ſo weit, daß un-
ter der Regierung Rudolphs des II. auf dem
Reichstage verboten wurde, daß nicht an-
ders, als unter oͤffentlichem Anſehen des Landes,
und nur mit Erlaubniß, dergleichen angelegt
werden ſolten, indem ſie ſowohl dem Feld-
baue als der geſunden Witterung nicht zutraͤg-
lich waͤren c).
Die Elbe und Mulda waren ſchon im
16ten Jahrhunderte reich an Lachſen. Sie
kamen dahin aus der See, und verloren in die-
ſen Fluͤſſen durch das ſuͤße Waſſer den ro-
hen und wilden Seegeſchmack. Schon Bal-
bin erwaͤhnt aus einer alten Handſchrift, daß
ſonder-
d) S. Flemmings wohl unterrichteten Fiſcher 1414.
c) S. v. Flemming deutſchen Fiſcher p. 415.
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/540>, abgerufen am 22.11.2024.
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