welche aber kein Gold halten, aufsitzen. Aus den angeführten Bemerkungen des Herrn von Koczian läßt sich nun leicht erklären, warum die Nera und Niemisch nur Gold führen, wenn ihre Wasser hoch find, hingegen in trocknen Zeitpunkten keine Goldkörner fallen lassen. Im ersten Falle strömt der Fluß mit aller sei- ner Heftigkeit in seinem Bette fort, spült von beyden Seiten die Erdlagen ab, und führt von der lockern leichten vierten Erdlage die Goldtheilchen mit sich fort; hingegen wenn seine Wasser sinken, erreicht er nie diese vierte goldhaltige Schicht, und kann also auch kein Gold fortführen. Man erstehet ferner hier- aus, daß das Waschgold nicht in den Flüssen er- zeugt wird, wie einige aus sogenannten alchy- mischen Grundsätzen haben behaupten wollen, sondern daß es zufälliger Weise durch das Wasser dahin gebracht wird; daß das Gold von solchen Erdlagen herkomme, wo es leicht weggeschwemmt werden kann, nicht aber von festen Gängen, und daß, aller Wahrscheinlich- keit nach, nur lockere und geschmeidige Erd- schichten das Waschgold bey sich führen. Der Herr von Koczian schlug vor, in der Voraus- setzung, daß die Gruben, welche man hier verschiedentlich finde, Arbeiten der Römer seyn möchten, einen regelmäßigen Bau auf dieser Erdlage zu führen, und Waschheerde anzulegen, um das Goldwaschen im Großen zu betreiben, da es unter den Händen der
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welche aber kein Gold halten, aufſitzen. Aus den angefuͤhrten Bemerkungen des Herrn von Koczian laͤßt ſich nun leicht erklaͤren, warum die Nera und Niemiſch nur Gold fuͤhren, wenn ihre Waſſer hoch find, hingegen in trocknen Zeitpunkten keine Goldkoͤrner fallen laſſen. Im erſten Falle ſtroͤmt der Fluß mit aller ſei- ner Heftigkeit in ſeinem Bette fort, ſpuͤlt von beyden Seiten die Erdlagen ab, und fuͤhrt von der lockern leichten vierten Erdlage die Goldtheilchen mit ſich fort; hingegen wenn ſeine Waſſer ſinken, erreicht er nie dieſe vierte goldhaltige Schicht, und kann alſo auch kein Gold fortfuͤhren. Man erſtehet ferner hier- aus, daß das Waſchgold nicht in den Fluͤſſen er- zeugt wird, wie einige aus ſogenannten alchy- miſchen Grundſaͤtzen haben behaupten wollen, ſondern daß es zufaͤlliger Weiſe durch das Waſſer dahin gebracht wird; daß das Gold von ſolchen Erdlagen herkomme, wo es leicht weggeſchwemmt werden kann, nicht aber von feſten Gaͤngen, und daß, aller Wahrſcheinlich- keit nach, nur lockere und geſchmeidige Erd- ſchichten das Waſchgold bey ſich fuͤhren. Der Herr von Koczian ſchlug vor, in der Voraus- ſetzung, daß die Gruben, welche man hier verſchiedentlich finde, Arbeiten der Roͤmer ſeyn moͤchten, einen regelmaͤßigen Bau auf dieſer Erdlage zu fuͤhren, und Waſchheerde anzulegen, um das Goldwaſchen im Großen zu betreiben, da es unter den Haͤnden der
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welche aber kein Gold halten, aufſitzen. Aus
den angefuͤhrten Bemerkungen des Herrn von
Koczian laͤßt ſich nun leicht erklaͤren, warum
die Nera und Niemiſch nur Gold fuͤhren, wenn
ihre Waſſer hoch find, hingegen in trocknen
Zeitpunkten keine Goldkoͤrner fallen laſſen.
Im erſten Falle ſtroͤmt der Fluß mit aller ſei-
ner Heftigkeit in ſeinem Bette fort, ſpuͤlt von
beyden Seiten die Erdlagen ab, und fuͤhrt
von der lockern leichten vierten Erdlage die
Goldtheilchen mit ſich fort; hingegen wenn
ſeine Waſſer ſinken, erreicht er nie dieſe vierte
goldhaltige Schicht, und kann alſo auch kein
Gold fortfuͤhren. Man erſtehet ferner hier-
aus, daß das Waſchgold nicht in den Fluͤſſen er-
zeugt wird, wie einige aus ſogenannten alchy-
miſchen Grundſaͤtzen haben behaupten wollen,
ſondern daß es zufaͤlliger Weiſe durch das
Waſſer dahin gebracht wird; daß das Gold
von ſolchen Erdlagen herkomme, wo es leicht
weggeſchwemmt werden kann, nicht aber von
feſten Gaͤngen, und daß, aller Wahrſcheinlich-
keit nach, nur lockere und geſchmeidige Erd-
ſchichten das Waſchgold bey ſich fuͤhren. Der
Herr von Koczian ſchlug vor, in der Voraus-
ſetzung, daß die Gruben, welche man hier
verſchiedentlich finde, Arbeiten der Roͤmer
ſeyn moͤchten, einen regelmaͤßigen Bau auf
dieſer Erdlage zu fuͤhren, und Waſchheerde
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/607>, abgerufen am 22.11.2024.
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