Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

ter, Hüttenreuter, Receß- und Hüttenschrei-
ber, Probirer, Silberbrenner und Markschei-
der seyn sollten. Es wurden die Pflichten eines
jeden genau bestimmt, wie überhaupt diese eine
der ausführlichsten, vollständigsten und dem
Cameral- und Finanzinteresse am angemessen-
sten ist. Es erfolgte in dem nämlichen Jahre
1589 am 12ten September eine Schmelz- und
Hüttenordnung Christians I. von der Bergstadt
Freyberg, woraus man ersiehet, wie angelegen
man sich damals in Sachsen das Schmelzwe-
sen, als eines der wichtigsten Gegenstände bey
dem Bergbaue, seyn ließ. Man bestimmte dar-
innen die Pflichten der dabey angestellten Be-
dienten, ingleichen daß jede Schicht 6 Stun-
den schmelzen solle, daß die Meister selbst ar-
beiten und früh um 4 Uhr anlassen, kein Hüt-
tengekrätz, Ofenbrüche und andern Vorrath
entziehen, stets auf Vorrath an Röstholz und
Kerbholz halten sollten. Hüttenmeister, Hüt-
ten- und Schichtschreiber mußten stets und vor-
nehmlich auch bey dem Anlassen zugegen seyn,
nichts aus den Hütten in ihre Häuser zu neh-
men. Und da die Eisenhämmer um Pirna
vorzüglich ansehnlich waren, so erschien auch
noch in diesem Jahrhunderte 1594 m) eine pir-
naische Berg-, Eisen- und Hammerordnung
von Herzog Friedrich Wilhelm zu Sachsen, der
damals Vormund und Landesverweser der Chur

Sach-
m) C. A. I. p. 227.

ter, Huͤttenreuter, Receß- und Huͤttenſchrei-
ber, Probirer, Silberbrenner und Markſchei-
der ſeyn ſollten. Es wurden die Pflichten eines
jeden genau beſtimmt, wie uͤberhaupt dieſe eine
der ausfuͤhrlichſten, vollſtaͤndigſten und dem
Cameral- und Finanzintereſſe am angemeſſen-
ſten iſt. Es erfolgte in dem naͤmlichen Jahre
1589 am 12ten September eine Schmelz- und
Huͤttenordnung Chriſtians I. von der Bergſtadt
Freyberg, woraus man erſiehet, wie angelegen
man ſich damals in Sachſen das Schmelzwe-
ſen, als eines der wichtigſten Gegenſtaͤnde bey
dem Bergbaue, ſeyn ließ. Man beſtimmte dar-
innen die Pflichten der dabey angeſtellten Be-
dienten, ingleichen daß jede Schicht 6 Stun-
den ſchmelzen ſolle, daß die Meiſter ſelbſt ar-
beiten und fruͤh um 4 Uhr anlaſſen, kein Huͤt-
tengekraͤtz, Ofenbruͤche und andern Vorrath
entziehen, ſtets auf Vorrath an Roͤſtholz und
Kerbholz halten ſollten. Huͤttenmeiſter, Huͤt-
ten- und Schichtſchreiber mußten ſtets und vor-
nehmlich auch bey dem Anlaſſen zugegen ſeyn,
nichts aus den Huͤtten in ihre Haͤuſer zu neh-
men. Und da die Eiſenhaͤmmer um Pirna
vorzuͤglich anſehnlich waren, ſo erſchien auch
noch in dieſem Jahrhunderte 1594 m) eine pir-
naiſche Berg-, Eiſen- und Hammerordnung
von Herzog Friedrich Wilhelm zu Sachſen, der
damals Vormund und Landesverweſer der Chur

Sach-
m) C. A. I. p. 227.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0710" n="700"/>
ter, Hu&#x0364;ttenreuter, Receß- und Hu&#x0364;tten&#x017F;chrei-<lb/>
ber, Probirer, Silberbrenner und Mark&#x017F;chei-<lb/>
der &#x017F;eyn &#x017F;ollten. Es wurden die Pflichten eines<lb/>
jeden genau be&#x017F;timmt, wie u&#x0364;berhaupt die&#x017F;e eine<lb/>
der ausfu&#x0364;hrlich&#x017F;ten, voll&#x017F;ta&#x0364;ndig&#x017F;ten und dem<lb/>
Cameral- und Finanzintere&#x017F;&#x017F;e am angeme&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;ten i&#x017F;t. Es erfolgte in dem na&#x0364;mlichen Jahre<lb/>
1589 am 12ten September eine Schmelz- und<lb/>
Hu&#x0364;ttenordnung Chri&#x017F;tians <hi rendition="#aq">I.</hi> von der Berg&#x017F;tadt<lb/>
Freyberg, woraus man er&#x017F;iehet, wie angelegen<lb/>
man &#x017F;ich damals in Sach&#x017F;en das Schmelzwe-<lb/>
&#x017F;en, als eines der wichtig&#x017F;ten Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde bey<lb/>
dem Bergbaue, &#x017F;eyn ließ. Man be&#x017F;timmte dar-<lb/>
innen die Pflichten der dabey ange&#x017F;tellten Be-<lb/>
dienten, ingleichen daß jede Schicht 6 Stun-<lb/>
den &#x017F;chmelzen &#x017F;olle, daß die Mei&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t ar-<lb/>
beiten und fru&#x0364;h um 4 Uhr anla&#x017F;&#x017F;en, kein Hu&#x0364;t-<lb/>
tengekra&#x0364;tz, Ofenbru&#x0364;che und andern Vorrath<lb/>
entziehen, &#x017F;tets auf Vorrath an Ro&#x0364;&#x017F;tholz und<lb/>
Kerbholz halten &#x017F;ollten. Hu&#x0364;ttenmei&#x017F;ter, Hu&#x0364;t-<lb/>
ten- und Schicht&#x017F;chreiber mußten &#x017F;tets und vor-<lb/>
nehmlich auch bey dem Anla&#x017F;&#x017F;en zugegen &#x017F;eyn,<lb/>
nichts aus den Hu&#x0364;tten in ihre Ha&#x0364;u&#x017F;er zu neh-<lb/>
men. Und da die Ei&#x017F;enha&#x0364;mmer um Pirna<lb/>
vorzu&#x0364;glich an&#x017F;ehnlich waren, &#x017F;o er&#x017F;chien auch<lb/>
noch in die&#x017F;em Jahrhunderte 1594 <note place="foot" n="m)"><hi rendition="#aq">C. A. I. p.</hi> 227.</note> eine pir-<lb/>
nai&#x017F;che Berg-, Ei&#x017F;en- und Hammerordnung<lb/>
von Herzog Friedrich Wilhelm zu Sach&#x017F;en, der<lb/>
damals Vormund und Landesverwe&#x017F;er der Chur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sach-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[700/0710] ter, Huͤttenreuter, Receß- und Huͤttenſchrei- ber, Probirer, Silberbrenner und Markſchei- der ſeyn ſollten. Es wurden die Pflichten eines jeden genau beſtimmt, wie uͤberhaupt dieſe eine der ausfuͤhrlichſten, vollſtaͤndigſten und dem Cameral- und Finanzintereſſe am angemeſſen- ſten iſt. Es erfolgte in dem naͤmlichen Jahre 1589 am 12ten September eine Schmelz- und Huͤttenordnung Chriſtians I. von der Bergſtadt Freyberg, woraus man erſiehet, wie angelegen man ſich damals in Sachſen das Schmelzwe- ſen, als eines der wichtigſten Gegenſtaͤnde bey dem Bergbaue, ſeyn ließ. Man beſtimmte dar- innen die Pflichten der dabey angeſtellten Be- dienten, ingleichen daß jede Schicht 6 Stun- den ſchmelzen ſolle, daß die Meiſter ſelbſt ar- beiten und fruͤh um 4 Uhr anlaſſen, kein Huͤt- tengekraͤtz, Ofenbruͤche und andern Vorrath entziehen, ſtets auf Vorrath an Roͤſtholz und Kerbholz halten ſollten. Huͤttenmeiſter, Huͤt- ten- und Schichtſchreiber mußten ſtets und vor- nehmlich auch bey dem Anlaſſen zugegen ſeyn, nichts aus den Huͤtten in ihre Haͤuſer zu neh- men. Und da die Eiſenhaͤmmer um Pirna vorzuͤglich anſehnlich waren, ſo erſchien auch noch in dieſem Jahrhunderte 1594 m) eine pir- naiſche Berg-, Eiſen- und Hammerordnung von Herzog Friedrich Wilhelm zu Sachſen, der damals Vormund und Landesverweſer der Chur Sach- m) C. A. I. p. 227.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/710
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/710>, abgerufen am 22.11.2024.