entlegen, gab noch mehr Veranlassung zum Nachschürfen. Man schürfte in der Hoffnung Erz zu finden, und grub ein Portal aus, welches zu zwey Gemächern führte, die eines auf das an- dere als zwey Stockwerke gebauet waren, und je- des einen Feuerheerd hatte, von halbrunder Fi- gur, fünf Schuh im Durchmesser, und einen und einen halben Schuh in der Höhe. Auf jedem Heerde stunden in geringer Entfernung von ein- ander zwo irdene Röhren, die sich ohngefähr zwey Schuh hoch erhoben, und unter sich Zu- sammenhang hatten: so daß die Röhren der un- tern Heerde in diejenigen des obern Gemachs eingriffen. Mehrere der dortigen Bergbeamten behaupten, daß dieses Gebäude ein Probierga- den gewesen; und gewiß wäre es in diesem Fal- le nach der Aufmerksamkeit eines gelehrten Scheidekünstlers würdig zu untersuchen: wie die Alten bey einer solchen Vorrichtung des Heerdes ihre Proben abführen mochten? Was eigentlich der Gebrauch der mit einander zusammenhän- genden Röhren der obern und untern Heerde seyn konnte? Ob ihr System besser oder schlechter als das unsrige war? Kaum sollte man es glauben, bey der Aufnahme, zu welcher in unsern Zeiten die Metallurgie gediehen ist, ersteres leichter als das letztere zu glauben, daß sie nämlich schlech- ter war, zumal da die Erfahrung auch dafür ist, den in dieser Gegend gefundenen Silberschlacken nie die gewöhnliche Probe unter der Capelle De- nar gegeben hat. Diese Entdeckungen erregen
die
entlegen, gab noch mehr Veranlaſſung zum Nachſchuͤrfen. Man ſchuͤrfte in der Hoffnung Erz zu finden, und grub ein Portal aus, welches zu zwey Gemaͤchern fuͤhrte, die eines auf das an- dere als zwey Stockwerke gebauet waren, und je- des einen Feuerheerd hatte, von halbrunder Fi- gur, fuͤnf Schuh im Durchmeſſer, und einen und einen halben Schuh in der Hoͤhe. Auf jedem Heerde ſtunden in geringer Entfernung von ein- ander zwo irdene Roͤhren, die ſich ohngefaͤhr zwey Schuh hoch erhoben, und unter ſich Zu- ſammenhang hatten: ſo daß die Roͤhren der un- tern Heerde in diejenigen des obern Gemachs eingriffen. Mehrere der dortigen Bergbeamten behaupten, daß dieſes Gebaͤude ein Probierga- den geweſen; und gewiß waͤre es in dieſem Fal- le nach der Aufmerkſamkeit eines gelehrten Scheidekuͤnſtlers wuͤrdig zu unterſuchen: wie die Alten bey einer ſolchen Vorrichtung des Heerdes ihre Proben abfuͤhren mochten? Was eigentlich der Gebrauch der mit einander zuſammenhaͤn- genden Roͤhren der obern und untern Heerde ſeyn konnte? Ob ihr Syſtem beſſer oder ſchlechter als das unſrige war? Kaum ſollte man es glauben, bey der Aufnahme, zu welcher in unſern Zeiten die Metallurgie gediehen iſt, erſteres leichter als das letztere zu glauben, daß ſie naͤmlich ſchlech- ter war, zumal da die Erfahrung auch dafuͤr iſt, den in dieſer Gegend gefundenen Silberſchlacken nie die gewoͤhnliche Probe unter der Capelle De- nar gegeben hat. Dieſe Entdeckungen erregen
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entlegen, gab noch mehr Veranlaſſung zum
Nachſchuͤrfen. Man ſchuͤrfte in der Hoffnung
Erz zu finden, und grub ein Portal aus, welches
zu zwey Gemaͤchern fuͤhrte, die eines auf das an-
dere als zwey Stockwerke gebauet waren, und je-
des einen Feuerheerd hatte, von halbrunder Fi-
gur, fuͤnf Schuh im Durchmeſſer, und einen und
einen halben Schuh in der Hoͤhe. Auf jedem
Heerde ſtunden in geringer Entfernung von ein-
ander zwo irdene Roͤhren, die ſich ohngefaͤhr
zwey Schuh hoch erhoben, und unter ſich Zu-
ſammenhang hatten: ſo daß die Roͤhren der un-
tern Heerde in diejenigen des obern Gemachs
eingriffen. Mehrere der dortigen Bergbeamten
behaupten, daß dieſes Gebaͤude ein Probierga-
den geweſen; und gewiß waͤre es in dieſem Fal-
le nach der Aufmerkſamkeit eines gelehrten
Scheidekuͤnſtlers wuͤrdig zu unterſuchen: wie die
Alten bey einer ſolchen Vorrichtung des Heerdes
ihre Proben abfuͤhren mochten? Was eigentlich
der Gebrauch der mit einander zuſammenhaͤn-
genden Roͤhren der obern und untern Heerde ſeyn
konnte? Ob ihr Syſtem beſſer oder ſchlechter als
das unſrige war? Kaum ſollte man es glauben,
bey der Aufnahme, zu welcher in unſern Zeiten
die Metallurgie gediehen iſt, erſteres leichter als
das letztere zu glauben, daß ſie naͤmlich ſchlech-
ter war, zumal da die Erfahrung auch dafuͤr iſt,
den in dieſer Gegend gefundenen Silberſchlacken
nie die gewoͤhnliche Probe unter der Capelle De-
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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 858. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/868>, abgerufen am 16.02.2025.
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