Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782.

Bild:
<< vorherige Seite

Spaziergänger mit hohen und dichten Bäu-
men und Büschen umgeben. Von der Spitze
dieses Amphitheaters geht eine schmale gerade
Allee aus, die sich an einem grünen Sallon
endiget, in welchem zum Gesichtspuncte der
Allee ein Grabmal stehet. Auf beyden Sei-
ten des Parterre und der gedachten Allee sind
schöne Parthien, breite und schmale bedeckte
und unbedeckte Alleen, Bosquete, kleine grü-
ne Säulen, Tempel, Rasenplätze, Küchen-
gärten. Die erstgedachte Allee geht hinter dem
Denkmal noch etwa 100 Schritte gerade aus.
Allein auf beyden Seiten ist eine Menge krumm-
laufende Gänge, die mit Teichen, Eremi-
tagen, Inseln und schönen Aussichten nach
dem Felde zu abwechseln. Durch diese Wild-
niß durchgeleitet, ist man unversehens auf ei-
ner mit einem kleinen Bach umschlossenen In-
sel, wo man eine stille Aussicht nach den mit
Waldungen und einigen Häusern gekrönten
Feldern hat. Sie heißt die Professorinsel,
weil sie Sulzer anlegte. Ich habe diese Gär-
ten nicht ohne Ursache gewählt, weil sie sich
den Regeln des guten und geläuterten Garten-
geschmacks nahen, ohne auf die ausschweifeu-
den Neuerungen der Engländer zu verfallen;
und vornehmlich, weil sie die Schönheiten des
Kohl- und Küchengartens zur Verschönerung
des Gartens überhaupt, und zur Erregung
der Mannichfaltigkeit anwenden.


Uebri-
F 4

Spaziergaͤnger mit hohen und dichten Baͤu-
men und Buͤſchen umgeben. Von der Spitze
dieſes Amphitheaters geht eine ſchmale gerade
Allee aus, die ſich an einem gruͤnen Sallon
endiget, in welchem zum Geſichtspuncte der
Allee ein Grabmal ſtehet. Auf beyden Sei-
ten des Parterre und der gedachten Allee ſind
ſchoͤne Parthien, breite und ſchmale bedeckte
und unbedeckte Alleen, Boſquete, kleine gruͤ-
ne Saͤulen, Tempel, Raſenplaͤtze, Kuͤchen-
gaͤrten. Die erſtgedachte Allee geht hinter dem
Denkmal noch etwa 100 Schritte gerade aus.
Allein auf beyden Seiten iſt eine Menge krumm-
laufende Gaͤnge, die mit Teichen, Eremi-
tagen, Inſeln und ſchoͤnen Ausſichten nach
dem Felde zu abwechſeln. Durch dieſe Wild-
niß durchgeleitet, iſt man unverſehens auf ei-
ner mit einem kleinen Bach umſchloſſenen In-
ſel, wo man eine ſtille Ausſicht nach den mit
Waldungen und einigen Haͤuſern gekroͤnten
Feldern hat. Sie heißt die Profeſſorinſel,
weil ſie Sulzer anlegte. Ich habe dieſe Gaͤr-
ten nicht ohne Urſache gewaͤhlt, weil ſie ſich
den Regeln des guten und gelaͤuterten Garten-
geſchmacks nahen, ohne auf die ausſchweifeu-
den Neuerungen der Englaͤnder zu verfallen;
und vornehmlich, weil ſie die Schoͤnheiten des
Kohl- und Kuͤchengartens zur Verſchoͤnerung
des Gartens uͤberhaupt, und zur Erregung
der Mannichfaltigkeit anwenden.


Uebri-
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0097" n="87"/>
Spazierga&#x0364;nger mit hohen und dichten Ba&#x0364;u-<lb/>
men und Bu&#x0364;&#x017F;chen umgeben. Von der Spitze<lb/>
die&#x017F;es Amphitheaters geht eine &#x017F;chmale gerade<lb/>
Allee aus, die &#x017F;ich an einem gru&#x0364;nen Sallon<lb/>
endiget, in welchem zum Ge&#x017F;ichtspuncte der<lb/>
Allee ein Grabmal &#x017F;tehet. Auf beyden Sei-<lb/>
ten des Parterre und der gedachten Allee &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Parthien, breite und &#x017F;chmale bedeckte<lb/>
und unbedeckte Alleen, Bo&#x017F;quete, kleine gru&#x0364;-<lb/>
ne Sa&#x0364;ulen, Tempel, Ra&#x017F;enpla&#x0364;tze, Ku&#x0364;chen-<lb/>
ga&#x0364;rten. Die er&#x017F;tgedachte Allee geht hinter dem<lb/>
Denkmal noch etwa 100 Schritte gerade aus.<lb/>
Allein auf beyden Seiten i&#x017F;t eine Menge krumm-<lb/>
laufende Ga&#x0364;nge, die mit Teichen, Eremi-<lb/>
tagen, In&#x017F;eln und &#x017F;cho&#x0364;nen Aus&#x017F;ichten nach<lb/>
dem Felde zu abwech&#x017F;eln. Durch die&#x017F;e Wild-<lb/>
niß durchgeleitet, i&#x017F;t man unver&#x017F;ehens auf ei-<lb/>
ner mit einem kleinen Bach um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen In-<lb/>
&#x017F;el, wo man eine &#x017F;tille Aus&#x017F;icht nach den mit<lb/>
Waldungen und einigen Ha&#x0364;u&#x017F;ern gekro&#x0364;nten<lb/>
Feldern hat. Sie heißt die Profe&#x017F;&#x017F;orin&#x017F;el,<lb/>
weil &#x017F;ie Sulzer anlegte. Ich habe die&#x017F;e Ga&#x0364;r-<lb/>
ten nicht ohne Ur&#x017F;ache gewa&#x0364;hlt, weil &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
den Regeln des guten und gela&#x0364;uterten Garten-<lb/>
ge&#x017F;chmacks nahen, ohne auf die aus&#x017F;chweifeu-<lb/>
den Neuerungen der Engla&#x0364;nder zu verfallen;<lb/>
und vornehmlich, weil &#x017F;ie die Scho&#x0364;nheiten des<lb/>
Kohl- und Ku&#x0364;chengartens zur Ver&#x017F;cho&#x0364;nerung<lb/>
des Gartens u&#x0364;berhaupt, und zur Erregung<lb/>
der Mannichfaltigkeit anwenden.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Uebri-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0097] Spaziergaͤnger mit hohen und dichten Baͤu- men und Buͤſchen umgeben. Von der Spitze dieſes Amphitheaters geht eine ſchmale gerade Allee aus, die ſich an einem gruͤnen Sallon endiget, in welchem zum Geſichtspuncte der Allee ein Grabmal ſtehet. Auf beyden Sei- ten des Parterre und der gedachten Allee ſind ſchoͤne Parthien, breite und ſchmale bedeckte und unbedeckte Alleen, Boſquete, kleine gruͤ- ne Saͤulen, Tempel, Raſenplaͤtze, Kuͤchen- gaͤrten. Die erſtgedachte Allee geht hinter dem Denkmal noch etwa 100 Schritte gerade aus. Allein auf beyden Seiten iſt eine Menge krumm- laufende Gaͤnge, die mit Teichen, Eremi- tagen, Inſeln und ſchoͤnen Ausſichten nach dem Felde zu abwechſeln. Durch dieſe Wild- niß durchgeleitet, iſt man unverſehens auf ei- ner mit einem kleinen Bach umſchloſſenen In- ſel, wo man eine ſtille Ausſicht nach den mit Waldungen und einigen Haͤuſern gekroͤnten Feldern hat. Sie heißt die Profeſſorinſel, weil ſie Sulzer anlegte. Ich habe dieſe Gaͤr- ten nicht ohne Urſache gewaͤhlt, weil ſie ſich den Regeln des guten und gelaͤuterten Garten- geſchmacks nahen, ohne auf die ausſchweifeu- den Neuerungen der Englaͤnder zu verfallen; und vornehmlich, weil ſie die Schoͤnheiten des Kohl- und Kuͤchengartens zur Verſchoͤnerung des Gartens uͤberhaupt, und zur Erregung der Mannichfaltigkeit anwenden. Uebri- F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/97
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 2,1. Leipzig, 1782, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie02_1782/97>, abgerufen am 23.11.2024.