Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.Hyakinthos hat sich kaum eine Spur erhalten; es schimmern gleich. Ebenso Pseudodemosth. Epitaph. 27). Diese Annahme setzt eine Sage voraus, nach welcher Hyak. nicht als Knabe oder halberwachsener Jüngling starb, wie in der Verwandlungssage. -- Die Bärtigkeit des Hya- kinthos auf dem Bildwerke des Altars bringt Paus. 3, 19, 4 ausdrücklich in Gegensatz zu der zarten Jugendlichkeit des Hyakinth, wie Nikias (2. Hälfte des 4. Jahrh.) auf seinem berühmten Bilde sie dargestellt hatte und die Liebesfabel sie voraussetzte (protheben `Uakinthon Nic. Ther. 905). Pausanias deutet § 5 einen Zweifel an der Richtigkeit der überlieferten Fabel vom Tod des H. überhaupt an. 1) pro tes tou Apollonos thusias Paus. 3, 19, 3. Mehrfach wird erwähnt, dass einem Heros bei gewissen Festen vor einem Gotte ge- opfert wurde (vgl. Wassner de heroum ap. Gr. cultu p. 48 ff.). Vielleicht hat das überall seinen Grund darin, dass der Cult des "Heros" (oder heroisirten Gottes) an jener Stelle älter war als der des erst später ebendort in den Cult aufgenommenen Gottes. So wurde zu Plataeae an den Daedalen der Leto vor der Hera geopfert (prothuesthai): Plut. bei Euseb. Praep. ev. 3, 84 C: ganz ersichtlich ist dort Hera die später in den Cult aufgenommene. 2) `Uakintho enagizousin Paus. 3, 19, 3. 3) Der zweite Tag des Festes war dem Apoll, nicht dem Hyakinthos
geweiht: ton theon adousin Athen. 4, 139 E (hierher zieht man mit Recht Hyakinthos hat sich kaum eine Spur erhalten; es schimmern gleich. Ebenso Pseudodemosth. Epitaph. 27). Diese Annahme setzt eine Sage voraus, nach welcher Hyak. nicht als Knabe oder halberwachsener Jüngling starb, wie in der Verwandlungssage. — Die Bärtigkeit des Hya- kinthos auf dem Bildwerke des Altars bringt Paus. 3, 19, 4 ausdrücklich in Gegensatz zu der zarten Jugendlichkeit des Hyakinth, wie Nikias (2. Hälfte des 4. Jahrh.) auf seinem berühmten Bilde sie dargestellt hatte und die Liebesfabel sie voraussetzte (πρωϑήβην ῾ϒάκινϑον Nic. Ther. 905). Pausanias deutet § 5 einen Zweifel an der Richtigkeit der überlieferten Fabel vom Tod des H. überhaupt an. 1) πρὸ τῆς τοῦ Ἀπόλλωνος ϑυσίας Paus. 3, 19, 3. Mehrfach wird erwähnt, dass einem Heros bei gewissen Festen vor einem Gotte ge- opfert wurde (vgl. Wassner de heroum ap. Gr. cultu p. 48 ff.). Vielleicht hat das überall seinen Grund darin, dass der Cult des „Heros“ (oder heroisirten Gottes) an jener Stelle älter war als der des erst später ebendort in den Cult aufgenommenen Gottes. So wurde zu Plataeae an den Daedalen der Leto vor der Hera geopfert (προϑύεσϑαι): Plut. bei Euseb. Praep. ev. 3, 84 C: ganz ersichtlich ist dort Hera die später in den Cult aufgenommene. 2) ῾ϒακίνϑῳ ἐναγίζουσιν Paus. 3, 19, 3. 3) Der zweite Tag des Festes war dem Apoll, nicht dem Hyakinthos
geweiht: τὸν ϑεὸν ᾄδουσιν Athen. 4, 139 E (hierher zieht man mit Recht <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0146" n="130"/> Hyakinthos hat sich kaum eine Spur erhalten; es schimmern<lb/> aber dennoch durch die Berichte von jenem Denkmal und von<lb/> dem alljährlich zu Ehren des Hyakinthos begangenen Feste<lb/> Züge durch, welche vielleicht den wahren Charakter des in<lb/> Amyklae mit und, wie ausdrücklich berichtet wird, vor Apollo <note place="foot" n="1)">πρὸ τῆς τοῦ Ἀπόλλωνος ϑυσίας Paus. 3, 19, 3. Mehrfach wird<lb/> erwähnt, dass einem Heros bei gewissen Festen <hi rendition="#g">vor</hi> einem Gotte ge-<lb/> opfert wurde (vgl. Wassner <hi rendition="#i">de heroum ap. Gr. cultu</hi> p. 48 ff.). Vielleicht<lb/> hat das überall seinen Grund darin, dass der Cult des „Heros“ (oder<lb/> heroisirten Gottes) an jener Stelle <hi rendition="#g">älter</hi> war als der des erst später<lb/> ebendort in den Cult aufgenommenen Gottes. So wurde zu Plataeae an<lb/> den Daedalen der Leto <hi rendition="#g">vor</hi> der Hera geopfert (προϑύεσϑαι): Plut. bei<lb/> Euseb. <hi rendition="#i">Praep. ev.</hi> 3, 84 C: ganz ersichtlich ist dort Hera die später in<lb/> den Cult aufgenommene.</note><lb/> geehrten Dämons erkennen lassen. Man brachte dem Hya-<lb/> kinthos Opfer von der Art derer, die sonst den in der Unterwelt<lb/> waltenden Gottheiten gewidmet wurden <note place="foot" n="2)">῾ϒακίνϑῳ ἐναγίζουσιν Paus. 3, 19, 3.</note> und sandte die Opfer-<lb/> gaben unmittelbar in die Tiefe hinab, in der man also den<lb/> Hyakinthos selbst sich hausend dachte. Das grosse Fest der<lb/> Hyakinthien zeigte in der Art, wie abwechselnd an ihm Hya-<lb/> kinthos (nach dem, als der Hauptperson, das Fest benannt<lb/> war) und Apollo verehrt wurden, deutlich die nicht zu rechter<lb/> Verschmelzung gediehene Vereinigung zweier ursprünglich ganz<lb/> verschiedener Culte, und liess in der schmucklos ernsten, fast<lb/> düsteren Feier der dem Hyakinthos geweiheten Tage, im Gegen-<lb/> satz zu der heiteren Verehrung des Apoll am mittleren Fest-<lb/> tag <note xml:id="seg2pn_34_1" next="#seg2pn_34_2" place="foot" n="3)">Der zweite Tag des Festes war dem Apoll, nicht dem Hyakinthos<lb/> geweiht: τὸν ϑεὸν ᾄδουσιν Athen. 4, 139 E (hierher zieht man mit Recht</note>, den Charakter des Hyakinthos als eines den unterirdi-<lb/><note xml:id="seg2pn_33_2" prev="#seg2pn_33_1" place="foot" n="2]">gleich. Ebenso Pseudodemosth. <hi rendition="#i">Epitaph.</hi> 27). Diese Annahme setzt eine<lb/> Sage voraus, nach welcher Hyak. nicht als Knabe oder halberwachsener<lb/> Jüngling starb, wie in der Verwandlungssage. — Die Bärtigkeit des Hya-<lb/> kinthos auf dem Bildwerke des Altars bringt Paus. 3, 19, 4 ausdrücklich<lb/> in Gegensatz zu der zarten Jugendlichkeit des Hyakinth, wie Nikias<lb/> (2. Hälfte des 4. Jahrh.) auf seinem berühmten Bilde sie dargestellt hatte<lb/> und die Liebesfabel sie voraussetzte (πρωϑήβην ῾ϒάκινϑον Nic. <hi rendition="#i">Ther.</hi> 905).<lb/> Pausanias deutet § 5 einen Zweifel an der Richtigkeit der überlieferten<lb/> Fabel vom Tod des H. überhaupt an.</note><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0146]
Hyakinthos hat sich kaum eine Spur erhalten; es schimmern
aber dennoch durch die Berichte von jenem Denkmal und von
dem alljährlich zu Ehren des Hyakinthos begangenen Feste
Züge durch, welche vielleicht den wahren Charakter des in
Amyklae mit und, wie ausdrücklich berichtet wird, vor Apollo 1)
geehrten Dämons erkennen lassen. Man brachte dem Hya-
kinthos Opfer von der Art derer, die sonst den in der Unterwelt
waltenden Gottheiten gewidmet wurden 2) und sandte die Opfer-
gaben unmittelbar in die Tiefe hinab, in der man also den
Hyakinthos selbst sich hausend dachte. Das grosse Fest der
Hyakinthien zeigte in der Art, wie abwechselnd an ihm Hya-
kinthos (nach dem, als der Hauptperson, das Fest benannt
war) und Apollo verehrt wurden, deutlich die nicht zu rechter
Verschmelzung gediehene Vereinigung zweier ursprünglich ganz
verschiedener Culte, und liess in der schmucklos ernsten, fast
düsteren Feier der dem Hyakinthos geweiheten Tage, im Gegen-
satz zu der heiteren Verehrung des Apoll am mittleren Fest-
tag 3), den Charakter des Hyakinthos als eines den unterirdi-
2]
1) πρὸ τῆς τοῦ Ἀπόλλωνος ϑυσίας Paus. 3, 19, 3. Mehrfach wird
erwähnt, dass einem Heros bei gewissen Festen vor einem Gotte ge-
opfert wurde (vgl. Wassner de heroum ap. Gr. cultu p. 48 ff.). Vielleicht
hat das überall seinen Grund darin, dass der Cult des „Heros“ (oder
heroisirten Gottes) an jener Stelle älter war als der des erst später
ebendort in den Cult aufgenommenen Gottes. So wurde zu Plataeae an
den Daedalen der Leto vor der Hera geopfert (προϑύεσϑαι): Plut. bei
Euseb. Praep. ev. 3, 84 C: ganz ersichtlich ist dort Hera die später in
den Cult aufgenommene.
2) ῾ϒακίνϑῳ ἐναγίζουσιν Paus. 3, 19, 3.
3) Der zweite Tag des Festes war dem Apoll, nicht dem Hyakinthos
geweiht: τὸν ϑεὸν ᾄδουσιν Athen. 4, 139 E (hierher zieht man mit Recht
2] gleich. Ebenso Pseudodemosth. Epitaph. 27). Diese Annahme setzt eine
Sage voraus, nach welcher Hyak. nicht als Knabe oder halberwachsener
Jüngling starb, wie in der Verwandlungssage. — Die Bärtigkeit des Hya-
kinthos auf dem Bildwerke des Altars bringt Paus. 3, 19, 4 ausdrücklich
in Gegensatz zu der zarten Jugendlichkeit des Hyakinth, wie Nikias
(2. Hälfte des 4. Jahrh.) auf seinem berühmten Bilde sie dargestellt hatte
und die Liebesfabel sie voraussetzte (πρωϑήβην ῾ϒάκινϑον Nic. Ther. 905).
Pausanias deutet § 5 einen Zweifel an der Richtigkeit der überlieferten
Fabel vom Tod des H. überhaupt an.
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