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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Fällen hat ersichtlich nur das Grab und der Cultus am Grabe
des Heros dessen Andenken erhalten; es mochten wohl Le-
genden von seinem Thun und Treiben als "Geist" umlaufen, aber
was ihn einst im Leben ausgezeichnet und zur Heroenwürde
hatte gelangen lassen, war vergessen. Gewiss sind gerade dies
sehr alte Heroenculte gewesen. Und wie man in den ange-
führten Fällen zu Elis, Heraklea, Olympia unter dem namen-
losen Grabstein bald diesen, bald jenen Helden der Vorzeit
vermuthungsweise begraben sein liess, so mag man oft genug
sich nicht auf Vermuthungen beschränkt, sondern willkürlich
aber erfolgreich irgend einen glänzenden Namen aus der Helden-
sage zum Inhaber eines solchen herrenlos gewordenen alten
Grabheiligthums gemacht haben.

aufzustellen im Piraeeus para ton ero: Dittenberger, Syll. inscr. 440, 26.
C. I. A. II. 1546. 1547: ero anetheken o deina. Roehl, I. G. Ant. 29:
(Mykenae) tou eroos emi. ibid. 323: -- anethekan to eroi (Lokris). --
Auf den verschiedenen über einander gelegten Stuckschichten der eskhara
in dem sogen. Heroon westlich von der Altis in Olympia stand die In-
schrift: Eroos, Eroor, einmal auch Eroon. Es scheint mir kein Grund
vorzuliegen, unter diesem namenlos gelassenen Heros gerade Iamos, den
Stammvater der Iamiden zu verstehen (mit Curtius, die Altäre von Olympia
[Abh. d. Berl. Akad. 1881] p. 25). Warum sollte der, keineswegs in
Vergessenheit gerathene Name dieses hochangesehenen mantischen Heros
verschwiegen sein? Man nannte den Namen des Heros nicht mehr, weil
man ihn eben nicht zu nennen wusste. (Namenlose eroes epikhorioi, die
nach Einigen den grossen Brandaltar des Zeus in Olympia errichtet
hatten, erwähnt Paus. 5, 13, 8). In einzelnen Fällen erklärt sich die
Namenlosigkeit eines Heros aus der Scheu vor dem Aussprechen furcht-
barer Namen, die auch sonst bei Unterirdischen gern verschwiegen oder
umschrieben wurden. Vgl. z. B. Antonin. Lib. p. 214, 19. West. Um-
gekehrt war es eine besondere Ehrung, wenn man beim Opfer für einen
Heros dessen Namen ausrief. To Artakhaie thuousi Akanthioi ek theopropiou
os eroi, epounomazontes to ounoma Herodot. 7, 117. `'Ula thuousin, kai
auton ex onomatos eis tris o iereus phonei ktl. Anton. Lib. 26 extr. Vgl. Paus.
8, 26, 7. (epikaloumenoi ton Muiagron). -- Die völlige Analogie mit dem
Göttercult springt in die Augen. Man verehrte ja auch an manchen
Orten Griechenlands namenlose (oder nur mit einem Epitheton be-
nannte) Götter, agnostoi theoi, wie in Olympia (Paus. 5, 14, 8) und sonst.
In Phaleron bomoi theon te onomazomenon agnoston kai eroon (scil. agnos-
ton?). Paus. 1, 1, 4.
11*

Fällen hat ersichtlich nur das Grab und der Cultus am Grabe
des Heros dessen Andenken erhalten; es mochten wohl Le-
genden von seinem Thun und Treiben als „Geist“ umlaufen, aber
was ihn einst im Leben ausgezeichnet und zur Heroenwürde
hatte gelangen lassen, war vergessen. Gewiss sind gerade dies
sehr alte Heroenculte gewesen. Und wie man in den ange-
führten Fällen zu Elis, Heraklea, Olympia unter dem namen-
losen Grabstein bald diesen, bald jenen Helden der Vorzeit
vermuthungsweise begraben sein liess, so mag man oft genug
sich nicht auf Vermuthungen beschränkt, sondern willkürlich
aber erfolgreich irgend einen glänzenden Namen aus der Helden-
sage zum Inhaber eines solchen herrenlos gewordenen alten
Grabheiligthums gemacht haben.

aufzustellen im Piraeeus παρὰ τὸν ἥρω: Dittenberger, Syll. inscr. 440, 26.
C. I. A. II. 1546. 1547: ἥρῳ ἀνέϑηκεν ὁ δεῖνα. Roehl, I. G. Ant. 29:
(Mykenae) τοῦ ἥρωός ἠμι. ibid. 323: — ἀνέϑηκαν τῷ ἥρωι (Lokris). —
Auf den verschiedenen über einander gelegten Stuckschichten der ἐσχάρα
in dem sogen. Heroon westlich von der Altis in Olympia stand die In-
schrift: Ἥρωος, Ἥρωορ, einmal auch Ἡρώων. Es scheint mir kein Grund
vorzuliegen, unter diesem namenlos gelassenen Heros gerade Iamos, den
Stammvater der Iamiden zu verstehen (mit Curtius, die Altäre von Olympia
[Abh. d. Berl. Akad. 1881] p. 25). Warum sollte der, keineswegs in
Vergessenheit gerathene Name dieses hochangesehenen mantischen Heros
verschwiegen sein? Man nannte den Namen des Heros nicht mehr, weil
man ihn eben nicht zu nennen wusste. (Namenlose ἥρωες ἐπιχώριοι, die
nach Einigen den grossen Brandaltar des Zeus in Olympia errichtet
hatten, erwähnt Paus. 5, 13, 8). In einzelnen Fällen erklärt sich die
Namenlosigkeit eines Heros aus der Scheu vor dem Aussprechen furcht-
barer Namen, die auch sonst bei Unterirdischen gern verschwiegen oder
umschrieben wurden. Vgl. z. B. Antonin. Lib. p. 214, 19. West. Um-
gekehrt war es eine besondere Ehrung, wenn man beim Opfer für einen
Heros dessen Namen ausrief. Τῷ Ἀρταχαίῃ ϑύουσι Ἀκάνϑιοι ἐκ ϑεοπροπίου
ὡς ἥρωϊ, ἐπουνομάζοντες τὸ οὔνομα Herodot. 7, 117. ῞ϒλᾳ ϑύουσιν, καὶ
αὐτὸν ἐξ ὀνόματος εἰς τρὶς ὁ ἱερεὺς φωνεῖ κτλ. Anton. Lib. 26 extr. Vgl. Paus.
8, 26, 7. (ἐπικαλούμενοι τὸν Μυίαγρον). — Die völlige Analogie mit dem
Göttercult springt in die Augen. Man verehrte ja auch an manchen
Orten Griechenlands namenlose (oder nur mit einem Epitheton be-
nannte) Götter, ἄγνωστοι ϑεοί, wie in Olympia (Paus. 5, 14, 8) und sonst.
In Phaleron βωμοὶ ϑεῶν τε ὀνομαζομένων ἀγνώστων καὶ ἡρώων (scil. ἀγνώσ-
των?). Paus. 1, 1, 4.
11*
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[163/0179] Fällen hat ersichtlich nur das Grab und der Cultus am Grabe des Heros dessen Andenken erhalten; es mochten wohl Le- genden von seinem Thun und Treiben als „Geist“ umlaufen, aber was ihn einst im Leben ausgezeichnet und zur Heroenwürde hatte gelangen lassen, war vergessen. Gewiss sind gerade dies sehr alte Heroenculte gewesen. Und wie man in den ange- führten Fällen zu Elis, Heraklea, Olympia unter dem namen- losen Grabstein bald diesen, bald jenen Helden der Vorzeit vermuthungsweise begraben sein liess, so mag man oft genug sich nicht auf Vermuthungen beschränkt, sondern willkürlich aber erfolgreich irgend einen glänzenden Namen aus der Helden- sage zum Inhaber eines solchen herrenlos gewordenen alten Grabheiligthums gemacht haben. 3) 3) aufzustellen im Piraeeus παρὰ τὸν ἥρω: Dittenberger, Syll. inscr. 440, 26. C. I. A. II. 1546. 1547: ἥρῳ ἀνέϑηκεν ὁ δεῖνα. Roehl, I. G. Ant. 29: (Mykenae) τοῦ ἥρωός ἠμι. ibid. 323: — ἀνέϑηκαν τῷ ἥρωι (Lokris). — Auf den verschiedenen über einander gelegten Stuckschichten der ἐσχάρα in dem sogen. Heroon westlich von der Altis in Olympia stand die In- schrift: Ἥρωος, Ἥρωορ, einmal auch Ἡρώων. Es scheint mir kein Grund vorzuliegen, unter diesem namenlos gelassenen Heros gerade Iamos, den Stammvater der Iamiden zu verstehen (mit Curtius, die Altäre von Olympia [Abh. d. Berl. Akad. 1881] p. 25). Warum sollte der, keineswegs in Vergessenheit gerathene Name dieses hochangesehenen mantischen Heros verschwiegen sein? Man nannte den Namen des Heros nicht mehr, weil man ihn eben nicht zu nennen wusste. (Namenlose ἥρωες ἐπιχώριοι, die nach Einigen den grossen Brandaltar des Zeus in Olympia errichtet hatten, erwähnt Paus. 5, 13, 8). In einzelnen Fällen erklärt sich die Namenlosigkeit eines Heros aus der Scheu vor dem Aussprechen furcht- barer Namen, die auch sonst bei Unterirdischen gern verschwiegen oder umschrieben wurden. Vgl. z. B. Antonin. Lib. p. 214, 19. West. Um- gekehrt war es eine besondere Ehrung, wenn man beim Opfer für einen Heros dessen Namen ausrief. Τῷ Ἀρταχαίῃ ϑύουσι Ἀκάνϑιοι ἐκ ϑεοπροπίου ὡς ἥρωϊ, ἐπουνομάζοντες τὸ οὔνομα Herodot. 7, 117. ῞ϒλᾳ ϑύουσιν, καὶ αὐτὸν ἐξ ὀνόματος εἰς τρὶς ὁ ἱερεὺς φωνεῖ κτλ. Anton. Lib. 26 extr. Vgl. Paus. 8, 26, 7. (ἐπικαλούμενοι τὸν Μυίαγρον). — Die völlige Analogie mit dem Göttercult springt in die Augen. Man verehrte ja auch an manchen Orten Griechenlands namenlose (oder nur mit einem Epitheton be- nannte) Götter, ἄγνωστοι ϑεοί, wie in Olympia (Paus. 5, 14, 8) und sonst. In Phaleron βωμοὶ ϑεῶν τε ὀνομαζομένων ἀγνώστων καὶ ἡρώων (scil. ἀγνώσ- των?). Paus. 1, 1, 4. 11*

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/179>, abgerufen am 24.11.2024.