Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.und Hilfe zu bieten 1). Die Gabe oder Kunst der Wahrsagung, Die Ausbildung und wuchernde Ausbreitung der, in den 1) katharmoi -- kata ten mantiken. Plat. Cratyl. 405 A. B. Die man- teis verstehen z. B. die den Oelbäumen schädlichen Nebel zauberhaft abzuwenden: Theophrast. caus. plant. 2, 7, 5. Den manteis kai terato- skopoi, agurtai kai manteis fallen die Künste der magganeumata, epodai, katadeseis und epagogai der Götter zur Erfüllung ihrer Wünsche zu: Plat. Rep. 2, 364 BC; Leg. 11, 933 C--E. Diese manteis entsprechen in allem Wesentlichen den Zauberern und Medicinmännern der Naturvölker. Wahr- sager, Arzt, Zauberer sind hier noch Eine Person. Ein mythisches Vor- bild dieser griechischen "Medicinmänner" ist Apis, von dem Aesch. Suppl. 260--270 erzählt (manteis auch als Opferpriester, besonders wo mit dem Opfer eine, dem Homer noch ganz unbekannte Opfermantik und Be- fragung des Götterwillens verbunden ist. Eurip. Heracl. 401, 819; Phoen. 1255 ff. und sonst nicht selten. Hermann, Gottesdienstl. Alterth. 33, 9). 2) Hierfür die deutlichsten Zeugnisse bei Hippokrates de morbo sacro. s. u. p. 364, 2. Hilfe bei inneren Krankheiten bringt in ältester Zeit natur- gemäss der Zauberer; denn solche Krankheit entsteht unmittelbar durch Einwirkung eines Gottes. stugeros de oi ekhrae daimon Odyss. 5, 396 (vgl. 10, 64) von einem Kranken der deron tekomenos darniederliegt. nousos Dios megalou Od. 9, 411. Hier hilft der iatromantis (Aesch. Ag. 263), der zugleich mantis ist und teratoskopos und kathartes, wie sein göttliches Vor- bild, Apollo: Aesch. Eum. 62. 63. In einer langen Krankheit hielt sich König Kleomenes I. von Sparta an kathartai kai manteis. Plut. apophth. Lacon. p. 223 E (ia). 3) Il. 1, 313 f.; Od. 22, 491 ff. -- Dass in der That die kathartischen
und Hilfe zu bieten 1). Die Gabe oder Kunst der Wahrsagung, Die Ausbildung und wuchernde Ausbreitung der, in den 1) καϑαρμοὶ — κατὰ τὴν μαντικήν. Plat. Cratyl. 405 A. B. Die μάν- τεις verstehen z. B. die den Oelbäumen schädlichen Nebel zauberhaft abzuwenden: Theophrast. caus. plant. 2, 7, 5. Den μάντεις καὶ τερατο- σκόποι, ἀγύρται καὶ μάντεις fallen die Künste der μαγγανεύματα, ἐπῳδαί, καταδέσεις und ἐπαγωγαί der Götter zur Erfüllung ihrer Wünsche zu: Plat. Rep. 2, 364 BC; Leg. 11, 933 C—E. Diese μάντεις entsprechen in allem Wesentlichen den Zauberern und Medicinmännern der Naturvölker. Wahr- sager, Arzt, Zauberer sind hier noch Eine Person. Ein mythisches Vor- bild dieser griechischen „Medicinmänner“ ist Apis, von dem Aesch. Suppl. 260—270 erzählt (μάντεις auch als Opferpriester, besonders wo mit dem Opfer eine, dem Homer noch ganz unbekannte Opfermantik und Be- fragung des Götterwillens verbunden ist. Eurip. Heracl. 401, 819; Phoen. 1255 ff. und sonst nicht selten. Hermann, Gottesdienstl. Alterth. 33, 9). 2) Hierfür die deutlichsten Zeugnisse bei Hippokrates de morbo sacro. s. u. p. 364, 2. Hilfe bei inneren Krankheiten bringt in ältester Zeit natur- gemäss der Zauberer; denn solche Krankheit entsteht unmittelbar durch Einwirkung eines Gottes. στυγερὸς δέ οἱ ἔχραε δαίμων Odyss. 5, 396 (vgl. 10, 64) von einem Kranken der δηρὸν τηκόμενος darniederliegt. νοῦσος Διὸς μεγάλου Od. 9, 411. Hier hilft der ἰατρόμαντις (Aesch. Ag. 263), der zugleich μάντις ist und τερατοσκόπος und καϑαρτής, wie sein göttliches Vor- bild, Apollo: Aesch. Eum. 62. 63. In einer langen Krankheit hielt sich König Kleomenes I. von Sparta an καϑαρταὶ καὶ μάντεις. Plut. apophth. Lacon. p. 223 E (ι̅α̅). 3) Il. 1, 313 f.; Od. 22, 491 ff. — Dass in der That die kathartischen
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und Hilfe zu bieten 1). Die Gabe oder Kunst der Wahrsagung,
der Reinigung des ‚Befleckten‘, der Heilung von Krankheiten
schien aus Einer Quelle zu fliessen. Man wird nicht lange im
Zweifel darüber sein, welches der einheitliche Grund der Be-
fähigung zu dieser dreifachen Thätigkeit ist. Die Welt un-
sichtbar den Menschen umschwebender Geister, den Gewöhn-
lichen nur in ihren Wirkungen empfindlich, ist dem ekstatisch
wahrsagenden Mantis, dem Geisterseher, vertraut und zugäng-
lich. Als Geisterbanner wirkt er da, wo er Krankheiten zu
heilen unternimmt 2). Abwehrung gefährlicher Wirkungen
aus dem Reiche der Geister ist ihrem Ursprung und Wesen
nach auch die Kathartik.
Die Ausbildung und wuchernde Ausbreitung der, in den
homerischen Gedichten kaum in den ersten leichten Andeu-
tungen 3) sich ankündigenden Vorstellungen von überall drohen-
1) καϑαρμοὶ — κατὰ τὴν μαντικήν. Plat. Cratyl. 405 A. B. Die μάν-
τεις verstehen z. B. die den Oelbäumen schädlichen Nebel zauberhaft
abzuwenden: Theophrast. caus. plant. 2, 7, 5. Den μάντεις καὶ τερατο-
σκόποι, ἀγύρται καὶ μάντεις fallen die Künste der μαγγανεύματα, ἐπῳδαί,
καταδέσεις und ἐπαγωγαί der Götter zur Erfüllung ihrer Wünsche zu: Plat.
Rep. 2, 364 BC; Leg. 11, 933 C—E. Diese μάντεις entsprechen in allem
Wesentlichen den Zauberern und Medicinmännern der Naturvölker. Wahr-
sager, Arzt, Zauberer sind hier noch Eine Person. Ein mythisches Vor-
bild dieser griechischen „Medicinmänner“ ist Apis, von dem Aesch. Suppl.
260—270 erzählt (μάντεις auch als Opferpriester, besonders wo mit dem
Opfer eine, dem Homer noch ganz unbekannte Opfermantik und Be-
fragung des Götterwillens verbunden ist. Eurip. Heracl. 401, 819; Phoen.
1255 ff. und sonst nicht selten. Hermann, Gottesdienstl. Alterth. 33, 9).
2) Hierfür die deutlichsten Zeugnisse bei Hippokrates de morbo sacro.
s. u. p. 364, 2. Hilfe bei inneren Krankheiten bringt in ältester Zeit natur-
gemäss der Zauberer; denn solche Krankheit entsteht unmittelbar durch
Einwirkung eines Gottes. στυγερὸς δέ οἱ ἔχραε δαίμων Odyss. 5, 396 (vgl.
10, 64) von einem Kranken der δηρὸν τηκόμενος darniederliegt. νοῦσος
Διὸς μεγάλου Od. 9, 411. Hier hilft der ἰατρόμαντις (Aesch. Ag. 263), der
zugleich μάντις ist und τερατοσκόπος und καϑαρτής, wie sein göttliches Vor-
bild, Apollo: Aesch. Eum. 62. 63. In einer langen Krankheit hielt sich
König Kleomenes I. von Sparta an καϑαρταὶ καὶ μάντεις. Plut. apophth.
Lacon. p. 223 E (ι̅α̅).
3) Il. 1, 313 f.; Od. 22, 491 ff. — Dass in der That die kathartischen
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