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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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mit diesem einst in Metapont erschienen; ein dauerndes Denk-
mal seiner Anwesenheit und des Erstaunens, das seine be-
geisterten Verkündigungen erweckt hatten, blieb ein ehernes
Standbild auf dem Markte der Stadt 1). -- Ueber andere Ge-

(wie Romulus dem Julius Proculus), wenn aber die Seele den starr liegen-
den Leib allein verlassen hatte, so ist sie es die, als eidolon ihres Leibes,
jenem Manne erscheint (ähnlich wie Pythagoras, Apollonius von Tyana
an zwei Orten zugleich gesehen werden). Diese letztere Sage scheint
die ächte und ursprüngliche zu sein, die zuerst erwähnten Berichte von
der ekstasis der Seele des A. führen auf sie hin, und so wohl verstand
es auch der Autor (wahrscheinlich Theopomp), dem Apollonius hist. mirab.
2 folgt.
1) Herod. 4, 15. Theopomp. bei Athen 13, 605 C: der eherne Lor-
beer war aufgestellt kata ten Aristea tou Prokonnesiou epidemian ote ephesen
ex `Uperboreon paragegonenai. Das steht nicht bei Herodot, verträgt sich
aber mit dessen Erzählung. Nach Herodot berichtete A. den Meta-
pontinern, von allen Italioten sei Apollo nur zu ihnen gekommen, und
er selbst, Aristeas, im Gefolge des Gottes, als (dem Apollo heiliger)
Rabe. Dies letzte lässt wiederum darauf schliessen, dass auch dem Herodot
schon Sagen von dem Herumschweifen der Seele des Ar. bei todesartiger
Starrheit des Leibes bekannt waren. Denn der Rabe ist ja offenbar die
Seele des A. s. Plin. n. h. 7, 174. -- Die epidemia des A. in Metapont
fiel, wie Herodot erschloss (os sumballomenos-euriskon), 240 (nicht 340)
Jahre nach dem zweiten aphanismos des Mannes aus Prokonnesos. Da Ar.
in seinem Gedicht von dem Beginn des Kimmerierzuges geredet hatte
(Herod. 13), so könnte sein erster aphanismos nicht vor 681 (als dem ersten
Jahre des Ardys, unter dem nach Herodot 1, 15 der Kimmerierzug be-
gann) fallen (auch ist Prokonnesos erst unter Gyges gegründet: Strabo
13, 587). Von da (und dies ist der allerfrüheste Termin) käme man nach
240 + 7 (Her. 14 extr.) Jahren in das Jahr 434, dies aber kann doch
Herodot unmöglich für das Jahr der mysteriösen Anwesenheit des A. in
Metapont ausgeben wollen. Er scheint einen der Rechenfehler, in denen
er stark ist, begangen zu haben. Wann er nun eigentlich die ver-
schiedenen Scenen der Aristeasgeschichte spielen lassen wollte, ist leider
nicht mehr auszumachen. (Auf keinen Fall hat Herodot -- wie nach
Anderen Bergk annimmt -- daran gedacht, den A. zum Lehrer des
Homer zu machen, den er etwa 856 blühen lässt [s. Rhein. Mus. 36, 397].
Er setzt ja den Kimmerierzug viel später. Als Lehrer des Homer [Strabo
14, 639; Tatian ad Gr. 41] konnte A. nur denen gelten, die den Homer
zum Zeitgenossen der Kimmerierzüge machten, wie namentlich Theopomp
[s. Rhein. Mus. 36, 559]). Worauf sich diejenigen Chronologen stützten,
die den Aristeas zum Zeitgenossen des Kroesus und Cyrus machten, und
Ol. 58, 3 blühen liessen (Suidas) ist unbekannt. Möglich ist es, dass

mit diesem einst in Metapont erschienen; ein dauerndes Denk-
mal seiner Anwesenheit und des Erstaunens, das seine be-
geisterten Verkündigungen erweckt hatten, blieb ein ehernes
Standbild auf dem Markte der Stadt 1). — Ueber andere Ge-

(wie Romulus dem Julius Proculus), wenn aber die Seele den starr liegen-
den Leib allein verlassen hatte, so ist sie es die, als εἴδωλον ihres Leibes,
jenem Manne erscheint (ähnlich wie Pythagoras, Apollonius von Tyana
an zwei Orten zugleich gesehen werden). Diese letztere Sage scheint
die ächte und ursprüngliche zu sein, die zuerst erwähnten Berichte von
der ἔκστασις der Seele des A. führen auf sie hin, und so wohl verstand
es auch der Autor (wahrscheinlich Theopomp), dem Apollonius hist. mirab.
2 folgt.
1) Herod. 4, 15. Theopomp. bei Athen 13, 605 C: der eherne Lor-
beer war aufgestellt κατὰ τὴν Ἀριστέα τοῦ Προκοννησίου ἐπιδημίαν ὅτε ἔφησεν
ἐξ ῾ϒπερβορέων παραγεγονέναι. Das steht nicht bei Herodot, verträgt sich
aber mit dessen Erzählung. Nach Herodot berichtete A. den Meta-
pontinern, von allen Italioten sei Apollo nur zu ihnen gekommen, und
er selbst, Aristeas, im Gefolge des Gottes, als (dem Apollo heiliger)
Rabe. Dies letzte lässt wiederum darauf schliessen, dass auch dem Herodot
schon Sagen von dem Herumschweifen der Seele des Ar. bei todesartiger
Starrheit des Leibes bekannt waren. Denn der Rabe ist ja offenbar die
Seele des A. s. Plin. n. h. 7, 174. — Die ἐπιδημία des A. in Metapont
fiel, wie Herodot erschloss (ὡς συμβαλλόμενος-εὕρισκον), 240 (nicht 340)
Jahre nach dem zweiten ἀφανισμός des Mannes aus Prokonnesos. Da Ar.
in seinem Gedicht von dem Beginn des Kimmerierzuges geredet hatte
(Herod. 13), so könnte sein erster ἀφανισμός nicht vor 681 (als dem ersten
Jahre des Ardys, unter dem nach Herodot 1, 15 der Kimmerierzug be-
gann) fallen (auch ist Prokonnesos erst unter Gyges gegründet: Strabo
13, 587). Von da (und dies ist der allerfrüheste Termin) käme man nach
240 + 7 (Her. 14 extr.) Jahren in das Jahr 434, dies aber kann doch
Herodot unmöglich für das Jahr der mysteriösen Anwesenheit des A. in
Metapont ausgeben wollen. Er scheint einen der Rechenfehler, in denen
er stark ist, begangen zu haben. Wann er nun eigentlich die ver-
schiedenen Scenen der Aristeasgeschichte spielen lassen wollte, ist leider
nicht mehr auszumachen. (Auf keinen Fall hat Herodot — wie nach
Anderen Bergk annimmt — daran gedacht, den A. zum Lehrer des
Homer zu machen, den er etwa 856 blühen lässt [s. Rhein. Mus. 36, 397].
Er setzt ja den Kimmerierzug viel später. Als Lehrer des Homer [Strabo
14, 639; Tatian ad Gr. 41] konnte A. nur denen gelten, die den Homer
zum Zeitgenossen der Kimmerierzüge machten, wie namentlich Theopomp
[s. Rhein. Mus. 36, 559]). Worauf sich diejenigen Chronologen stützten,
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[384/0400] mit diesem einst in Metapont erschienen; ein dauerndes Denk- mal seiner Anwesenheit und des Erstaunens, das seine be- geisterten Verkündigungen erweckt hatten, blieb ein ehernes Standbild auf dem Markte der Stadt 1). — Ueber andere Ge- 1) 1) Herod. 4, 15. Theopomp. bei Athen 13, 605 C: der eherne Lor- beer war aufgestellt κατὰ τὴν Ἀριστέα τοῦ Προκοννησίου ἐπιδημίαν ὅτε ἔφησεν ἐξ ῾ϒπερβορέων παραγεγονέναι. Das steht nicht bei Herodot, verträgt sich aber mit dessen Erzählung. Nach Herodot berichtete A. den Meta- pontinern, von allen Italioten sei Apollo nur zu ihnen gekommen, und er selbst, Aristeas, im Gefolge des Gottes, als (dem Apollo heiliger) Rabe. Dies letzte lässt wiederum darauf schliessen, dass auch dem Herodot schon Sagen von dem Herumschweifen der Seele des Ar. bei todesartiger Starrheit des Leibes bekannt waren. Denn der Rabe ist ja offenbar die Seele des A. s. Plin. n. h. 7, 174. — Die ἐπιδημία des A. in Metapont fiel, wie Herodot erschloss (ὡς συμβαλλόμενος-εὕρισκον), 240 (nicht 340) Jahre nach dem zweiten ἀφανισμός des Mannes aus Prokonnesos. Da Ar. in seinem Gedicht von dem Beginn des Kimmerierzuges geredet hatte (Herod. 13), so könnte sein erster ἀφανισμός nicht vor 681 (als dem ersten Jahre des Ardys, unter dem nach Herodot 1, 15 der Kimmerierzug be- gann) fallen (auch ist Prokonnesos erst unter Gyges gegründet: Strabo 13, 587). Von da (und dies ist der allerfrüheste Termin) käme man nach 240 + 7 (Her. 14 extr.) Jahren in das Jahr 434, dies aber kann doch Herodot unmöglich für das Jahr der mysteriösen Anwesenheit des A. in Metapont ausgeben wollen. Er scheint einen der Rechenfehler, in denen er stark ist, begangen zu haben. Wann er nun eigentlich die ver- schiedenen Scenen der Aristeasgeschichte spielen lassen wollte, ist leider nicht mehr auszumachen. (Auf keinen Fall hat Herodot — wie nach Anderen Bergk annimmt — daran gedacht, den A. zum Lehrer des Homer zu machen, den er etwa 856 blühen lässt [s. Rhein. Mus. 36, 397]. Er setzt ja den Kimmerierzug viel später. Als Lehrer des Homer [Strabo 14, 639; Tatian ad Gr. 41] konnte A. nur denen gelten, die den Homer zum Zeitgenossen der Kimmerierzüge machten, wie namentlich Theopomp [s. Rhein. Mus. 36, 559]). Worauf sich diejenigen Chronologen stützten, die den Aristeas zum Zeitgenossen des Kroesus und Cyrus machten, und Ol. 58, 3 blühen liessen (Suidas) ist unbekannt. Möglich ist es, dass 1) (wie Romulus dem Julius Proculus), wenn aber die Seele den starr liegen- den Leib allein verlassen hatte, so ist sie es die, als εἴδωλον ihres Leibes, jenem Manne erscheint (ähnlich wie Pythagoras, Apollonius von Tyana an zwei Orten zugleich gesehen werden). Diese letztere Sage scheint die ächte und ursprüngliche zu sein, die zuerst erwähnten Berichte von der ἔκστασις der Seele des A. führen auf sie hin, und so wohl verstand es auch der Autor (wahrscheinlich Theopomp), dem Apollonius hist. mirab. 2 folgt.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/400>, abgerufen am 22.11.2024.