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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Opfern von Thieren und Menschen, beschwichtigte er den
Groll der verletzten und mit diesem Groll die Stadt "be-
fleckenden" und schädigenden Geister der Tiefe 1). --

Nicht sinnlos bringt spätere Ueberlieferung, um die chrono-
logische Möglichkeit unbekümmert, alle hier genannten Männer
in Verbindung mit Pythagoras oder seinen Anhängern 2), wie
sie denn den jüngsten aus dieser Reihe, Pherekydes von Syros,
geradezu zum Lehrer des Pythagoras zu machen pflegt. Nicht
zwar die Philosophie, wohl aber die Praxis der pythagoreischen
Secte wurzelt in den Vorstellungen dieser Männer und der

loimos genannt und (ebenso wie bei Eusebius chron. can.) die Reinigung
auf Ol. 46, d. h. wohl auf Ol. 46, 3, das angebliche Jahr der Solonischen
Gesetzgebung, gesetzt. -- Plato, Leg. 1, 642 D. E macht der Erzählung von
der Sühnung des Kul. agos durch Epimenides keine Concurrenz: durch
seinen Bericht, wie Epimenides im J. 500 in Athen gewesen sei und den
drohenden Perserzug um 10 Jahre aufgeschoben habe (so verstand Clemens
Al. Strom. 6, 631 B den Plato, wohl richtig: Aufschiebung bevorstehen-
der, vom Schicksal bestimmter Ereignisse durch die Gottheit oder ihre
Propheten ist Gegenstand mancher Sagen: vgl. Plat. Sympos. 201 D;
Herodot 1, 91; Athen. 13, 602 B; Euseb. praep. ev. 5, 35 p. 233 B. C. Vgl.
Virgil. Aen. 7, 313 ff., 8, 398 f. und was dazu Servius aus den libri Ache-
runtici
berichtet) hat er keinenfalls die Ueberlieferung von der viel älteren
Reinigung Athens durch Ep. bestreiten wollen. Wie derselbe Mann am
Ende des 7. und noch am Ende des 6. Jahrhunderts thätig sein konnte,
wird Plato wenig gekümmert haben, die Sage schrieb ja auch dem Ep.
ein wunderbar langes Leben zu. Jedenfalls ist es ganz unthunlich auf
Platos Bericht (zu dem ein, nach 490 ex eventu verfasstes, dem Epime-
nides untergeschobenes Orakel den Anlass gegeben haben mag, wie Schul-
tess, De Epimen. Crete [1877] p. 47 annimmt) die Chronologie des Lebens
des Epimenides zu begründen.
1) Einzelheiten des Sühneverfahrens bei Laert. D. 1, 110. 112. Nean-
thes b. Ath. 13, 602 C. Nicht die Menschenopfer sondern die sentimen-
tale Ausführung des Neanthes erklärt Polemo (Ath. 602 F) für erfunden.
Es sind durchaus Opfer für khthonioi, die Ep. ausrichtet. So soll er auch
(wie Abaris in Sparta ein Heiligthum der Kore soteira) in Athen, offen-
bar als Abschluss der Reinigung, ta iera ton semnon theon, d. h. der
Erinyen, begründet haben: Laert. 1, 112.
2) Solcher Zusammenhang soll jedenfalls auch angedeutet werden,
wenn Aristeas nach Metapont, Phormion nach Kroton, beide also zu den
wichtigsten Sitzen des Pythagoreischen Bundes kommen. Auch Aristeas,
gleich Abaris, Epimenides u. s. w. gehört zu den Lieblingsgestalten der
Pythagoreer. S. Jamblich. V. P. 138.

Opfern von Thieren und Menschen, beschwichtigte er den
Groll der verletzten und mit diesem Groll die Stadt „be-
fleckenden“ und schädigenden Geister der Tiefe 1). —

Nicht sinnlos bringt spätere Ueberlieferung, um die chrono-
logische Möglichkeit unbekümmert, alle hier genannten Männer
in Verbindung mit Pythagoras oder seinen Anhängern 2), wie
sie denn den jüngsten aus dieser Reihe, Pherekydes von Syros,
geradezu zum Lehrer des Pythagoras zu machen pflegt. Nicht
zwar die Philosophie, wohl aber die Praxis der pythagoreischen
Secte wurzelt in den Vorstellungen dieser Männer und der

λοιμός genannt und (ebenso wie bei Eusebius chron. can.) die Reinigung
auf Ol. 46, d. h. wohl auf Ol. 46, 3, das angebliche Jahr der Solonischen
Gesetzgebung, gesetzt. — Plato, Leg. 1, 642 D. E macht der Erzählung von
der Sühnung des Κυλ. ἄγος durch Epimenides keine Concurrenz: durch
seinen Bericht, wie Epimenides im J. 500 in Athen gewesen sei und den
drohenden Perserzug um 10 Jahre aufgeschoben habe (so verstand Clemens
Al. Strom. 6, 631 B den Plato, wohl richtig: Aufschiebung bevorstehen-
der, vom Schicksal bestimmter Ereignisse durch die Gottheit oder ihre
Propheten ist Gegenstand mancher Sagen: vgl. Plat. Sympos. 201 D;
Herodot 1, 91; Athen. 13, 602 B; Euseb. praep. ev. 5, 35 p. 233 B. C. Vgl.
Virgil. Aen. 7, 313 ff., 8, 398 f. und was dazu Servius aus den libri Ache-
runtici
berichtet) hat er keinenfalls die Ueberlieferung von der viel älteren
Reinigung Athens durch Ep. bestreiten wollen. Wie derselbe Mann am
Ende des 7. und noch am Ende des 6. Jahrhunderts thätig sein konnte,
wird Plato wenig gekümmert haben, die Sage schrieb ja auch dem Ep.
ein wunderbar langes Leben zu. Jedenfalls ist es ganz unthunlich auf
Platos Bericht (zu dem ein, nach 490 ex eventu verfasstes, dem Epime-
nides untergeschobenes Orakel den Anlass gegeben haben mag, wie Schul-
tess, De Epimen. Crete [1877] p. 47 annimmt) die Chronologie des Lebens
des Epimenides zu begründen.
1) Einzelheiten des Sühneverfahrens bei Laert. D. 1, 110. 112. Nean-
thes b. Ath. 13, 602 C. Nicht die Menschenopfer sondern die sentimen-
tale Ausführung des Neanthes erklärt Polemo (Ath. 602 F) für erfunden.
Es sind durchaus Opfer für χϑόνιοι, die Ep. ausrichtet. So soll er auch
(wie Abaris in Sparta ein Heiligthum der Κόρη σώτειρα) in Athen, offen-
bar als Abschluss der Reinigung, τὰ ἱερὰ τῶν σεμνῶν ϑεῶν, d. h. der
Erinyen, begründet haben: Laert. 1, 112.
2) Solcher Zusammenhang soll jedenfalls auch angedeutet werden,
wenn Aristeas nach Metapont, Phormion nach Kroton, beide also zu den
wichtigsten Sitzen des Pythagoreischen Bundes kommen. Auch Aristeas,
gleich Abaris, Epimenides u. s. w. gehört zu den Lieblingsgestalten der
Pythagoreer. S. Jamblich. V. P. 138.
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[390/0406] Opfern von Thieren und Menschen, beschwichtigte er den Groll der verletzten und mit diesem Groll die Stadt „be- fleckenden“ und schädigenden Geister der Tiefe 1). — Nicht sinnlos bringt spätere Ueberlieferung, um die chrono- logische Möglichkeit unbekümmert, alle hier genannten Männer in Verbindung mit Pythagoras oder seinen Anhängern 2), wie sie denn den jüngsten aus dieser Reihe, Pherekydes von Syros, geradezu zum Lehrer des Pythagoras zu machen pflegt. Nicht zwar die Philosophie, wohl aber die Praxis der pythagoreischen Secte wurzelt in den Vorstellungen dieser Männer und der 1) 1) Einzelheiten des Sühneverfahrens bei Laert. D. 1, 110. 112. Nean- thes b. Ath. 13, 602 C. Nicht die Menschenopfer sondern die sentimen- tale Ausführung des Neanthes erklärt Polemo (Ath. 602 F) für erfunden. Es sind durchaus Opfer für χϑόνιοι, die Ep. ausrichtet. So soll er auch (wie Abaris in Sparta ein Heiligthum der Κόρη σώτειρα) in Athen, offen- bar als Abschluss der Reinigung, τὰ ἱερὰ τῶν σεμνῶν ϑεῶν, d. h. der Erinyen, begründet haben: Laert. 1, 112. 2) Solcher Zusammenhang soll jedenfalls auch angedeutet werden, wenn Aristeas nach Metapont, Phormion nach Kroton, beide also zu den wichtigsten Sitzen des Pythagoreischen Bundes kommen. Auch Aristeas, gleich Abaris, Epimenides u. s. w. gehört zu den Lieblingsgestalten der Pythagoreer. S. Jamblich. V. P. 138. 1) λοιμός genannt und (ebenso wie bei Eusebius chron. can.) die Reinigung auf Ol. 46, d. h. wohl auf Ol. 46, 3, das angebliche Jahr der Solonischen Gesetzgebung, gesetzt. — Plato, Leg. 1, 642 D. E macht der Erzählung von der Sühnung des Κυλ. ἄγος durch Epimenides keine Concurrenz: durch seinen Bericht, wie Epimenides im J. 500 in Athen gewesen sei und den drohenden Perserzug um 10 Jahre aufgeschoben habe (so verstand Clemens Al. Strom. 6, 631 B den Plato, wohl richtig: Aufschiebung bevorstehen- der, vom Schicksal bestimmter Ereignisse durch die Gottheit oder ihre Propheten ist Gegenstand mancher Sagen: vgl. Plat. Sympos. 201 D; Herodot 1, 91; Athen. 13, 602 B; Euseb. praep. ev. 5, 35 p. 233 B. C. Vgl. Virgil. Aen. 7, 313 ff., 8, 398 f. und was dazu Servius aus den libri Ache- runtici berichtet) hat er keinenfalls die Ueberlieferung von der viel älteren Reinigung Athens durch Ep. bestreiten wollen. Wie derselbe Mann am Ende des 7. und noch am Ende des 6. Jahrhunderts thätig sein konnte, wird Plato wenig gekümmert haben, die Sage schrieb ja auch dem Ep. ein wunderbar langes Leben zu. Jedenfalls ist es ganz unthunlich auf Platos Bericht (zu dem ein, nach 490 ex eventu verfasstes, dem Epime- nides untergeschobenes Orakel den Anlass gegeben haben mag, wie Schul- tess, De Epimen. Crete [1877] p. 47 annimmt) die Chronologie des Lebens des Epimenides zu begründen.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/406>, abgerufen am 22.11.2024.