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Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894.

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Gott Verehrte als nicht gestorben, sondern entrückt 1). In
aller Feierlichkeit wird das Mirakel der Entrückung des Apol-
lonius von Tyana erzählt 2); es hat gewiss, wie die übrigen
Wunderthaten und Wundererlebnisse dieser problematischen
Prophetengestalt, Gläubige genug gefunden 3).

Die ununterbrochene Fortdauer des auf Erden begonnenen
leiblich-seelischen Lebens an einem verborgenen Aufenthalt der
Seligkeit, die älteste Gestaltung, in welcher die Vorstellung der
Unsterblichkeit des Menschen griechischem Gedanken aufge-
gangen war, gestand der Glaube allezeit nur wenigen Einzelnen,
wunderbar Begnadigten und Begabten, zu. Eine Unsterblich-
keit der Menschenseele als solcher, vermöge ihrer eigenen
Natur und Beschaffenheit, als der unvergänglichen Gotteskraft

1) Dies war die der vom Kaiser befohlenen Vergöttlichung des Ant. zu
Grunde liegende Vorstellung, wie aus dem Zusammenhang zu schliessen ist,
in dem Celsus bei Orig. adv. Cels. 3, 36 p. 296 Lomm. hievon redet. Celsus
hatte das Entschwinden des Antinous in unmittelbarem Zusammenhang
mit den Entrückungen des Kleomedes, Amphiaraos, Amphilochos u. A.
(cap. 33. 34) erwähnt. -- Hier also Entrückung durch einen Flussgott (wie
sonst durch eine Wassernymphe: p. 663, 1). So verschwindet Aeneas im Fl.
Numicius (Serv. Aen. 12, 794. Schol. Veron. Aen. 1, 259. Dionys. Hal.
ant. 1, 64, 4. Arnob. 1, 36. Vgl. Ovid. Met. 12, 598 ff.; Liv. 1, 2, 6.) So
fabelte man Entrückung in einen Fluss Alexander dem Grossen an: s.
oben p. 663, 2. So verschwindet auch Euthymos in dem Flusse Kaikinas,
(der für seinen wahren Vater galt: Paus. 6, 6, 4): s. oben p. 181, 1.
2) Philostrat. V. Apoll. 8, 29. 30 (nicht nach Damis, wie Ph. aus-
drücklich sagt; jedenfalls aber nach gläubigen Berichten aus den Reihen
der Anhänger des Ap.: im Thatsächlichen hat Phil. in der ganzen Bio-
graphie nichts selbst erfunden). Ap. stirbt entweder in Ephesos; oder
er verschwindet (aphanisthenai) im Athenetempel zu Lindos; oder er ver-
schwindet auf Kreta im Heiligthum der Diktynna und steigt (auto somati,
wie Eusebius adv. Hierocl. 408, 5 Ks. richtig versteht) zum Himmel. Dies
die bevorzugte Legende. Sein aphanismos bestätigt sich dadurch, dass nir-
gends ein Grab oder Kenotaph des Ap. zu finden ist. Phil. 8, 31 extr.
-- Die Nachahmung der Erzählung vom Verschwinden des Empedokles
liegt auf der Hand.
3) tou Apolloniou ex anthropon ede ontos, thaumazomenou de epi te
metabole kai med antilexai tharrountos medenos, os ouk athanatos eie --
Philostr. 8, 31. Darauf ein Mirakel von einem ungläubigen Thomas, den
Apollonius selbst bekehrt.

Gott Verehrte als nicht gestorben, sondern entrückt 1). In
aller Feierlichkeit wird das Mirakel der Entrückung des Apol-
lonius von Tyana erzählt 2); es hat gewiss, wie die übrigen
Wunderthaten und Wundererlebnisse dieser problematischen
Prophetengestalt, Gläubige genug gefunden 3).

Die ununterbrochene Fortdauer des auf Erden begonnenen
leiblich-seelischen Lebens an einem verborgenen Aufenthalt der
Seligkeit, die älteste Gestaltung, in welcher die Vorstellung der
Unsterblichkeit des Menschen griechischem Gedanken aufge-
gangen war, gestand der Glaube allezeit nur wenigen Einzelnen,
wunderbar Begnadigten und Begabten, zu. Eine Unsterblich-
keit der Menschenseele als solcher, vermöge ihrer eigenen
Natur und Beschaffenheit, als der unvergänglichen Gotteskraft

1) Dies war die der vom Kaiser befohlenen Vergöttlichung des Ant. zu
Grunde liegende Vorstellung, wie aus dem Zusammenhang zu schliessen ist,
in dem Celsus bei Orig. adv. Cels. 3, 36 p. 296 Lomm. hievon redet. Celsus
hatte das Entschwinden des Antinous in unmittelbarem Zusammenhang
mit den Entrückungen des Kleomedes, Amphiaraos, Amphilochos u. A.
(cap. 33. 34) erwähnt. — Hier also Entrückung durch einen Flussgott (wie
sonst durch eine Wassernymphe: p. 663, 1). So verschwindet Aeneas im Fl.
Numicius (Serv. Aen. 12, 794. Schol. Veron. Aen. 1, 259. Dionys. Hal.
ant. 1, 64, 4. Arnob. 1, 36. Vgl. Ovid. Met. 12, 598 ff.; Liv. 1, 2, 6.) So
fabelte man Entrückung in einen Fluss Alexander dem Grossen an: s.
oben p. 663, 2. So verschwindet auch Euthymos in dem Flusse Kaikinas,
(der für seinen wahren Vater galt: Paus. 6, 6, 4): s. oben p. 181, 1.
2) Philostrat. V. Apoll. 8, 29. 30 (nicht nach Damis, wie Ph. aus-
drücklich sagt; jedenfalls aber nach gläubigen Berichten aus den Reihen
der Anhänger des Ap.: im Thatsächlichen hat Phil. in der ganzen Bio-
graphie nichts selbst erfunden). Ap. stirbt entweder in Ephesos; oder
er verschwindet (ἀφανισϑῆναι) im Athenetempel zu Lindos; oder er ver-
schwindet auf Kreta im Heiligthum der Diktynna und steigt (αὐτῷ σώματι,
wie Eusebius adv. Hierocl. 408, 5 Ks. richtig versteht) zum Himmel. Dies
die bevorzugte Legende. Sein ἀφανισμός bestätigt sich dadurch, dass nir-
gends ein Grab oder Kenotaph des Ap. zu finden ist. Phil. 8, 31 extr.
— Die Nachahmung der Erzählung vom Verschwinden des Empedokles
liegt auf der Hand.
3) τοῦ Ἀπολλωνίου ἐξ ἀνϑρώπων ἤδη ὄντος, ϑαυμαζομένου δὲ ἐπὶ τῇ
μεταβολῇ καὶ μηδ̕ ἀντιλέξαι ϑαρροῦντος μηδενός, ὡς οὐκ ἀϑάνατος εἴη —
Philostr. 8, 31. Darauf ein Mirakel von einem ungläubigen Thomas, den
Apollonius selbst bekehrt.
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[666/0682] Gott Verehrte als nicht gestorben, sondern entrückt 1). In aller Feierlichkeit wird das Mirakel der Entrückung des Apol- lonius von Tyana erzählt 2); es hat gewiss, wie die übrigen Wunderthaten und Wundererlebnisse dieser problematischen Prophetengestalt, Gläubige genug gefunden 3). Die ununterbrochene Fortdauer des auf Erden begonnenen leiblich-seelischen Lebens an einem verborgenen Aufenthalt der Seligkeit, die älteste Gestaltung, in welcher die Vorstellung der Unsterblichkeit des Menschen griechischem Gedanken aufge- gangen war, gestand der Glaube allezeit nur wenigen Einzelnen, wunderbar Begnadigten und Begabten, zu. Eine Unsterblich- keit der Menschenseele als solcher, vermöge ihrer eigenen Natur und Beschaffenheit, als der unvergänglichen Gotteskraft 1) Dies war die der vom Kaiser befohlenen Vergöttlichung des Ant. zu Grunde liegende Vorstellung, wie aus dem Zusammenhang zu schliessen ist, in dem Celsus bei Orig. adv. Cels. 3, 36 p. 296 Lomm. hievon redet. Celsus hatte das Entschwinden des Antinous in unmittelbarem Zusammenhang mit den Entrückungen des Kleomedes, Amphiaraos, Amphilochos u. A. (cap. 33. 34) erwähnt. — Hier also Entrückung durch einen Flussgott (wie sonst durch eine Wassernymphe: p. 663, 1). So verschwindet Aeneas im Fl. Numicius (Serv. Aen. 12, 794. Schol. Veron. Aen. 1, 259. Dionys. Hal. ant. 1, 64, 4. Arnob. 1, 36. Vgl. Ovid. Met. 12, 598 ff.; Liv. 1, 2, 6.) So fabelte man Entrückung in einen Fluss Alexander dem Grossen an: s. oben p. 663, 2. So verschwindet auch Euthymos in dem Flusse Kaikinas, (der für seinen wahren Vater galt: Paus. 6, 6, 4): s. oben p. 181, 1. 2) Philostrat. V. Apoll. 8, 29. 30 (nicht nach Damis, wie Ph. aus- drücklich sagt; jedenfalls aber nach gläubigen Berichten aus den Reihen der Anhänger des Ap.: im Thatsächlichen hat Phil. in der ganzen Bio- graphie nichts selbst erfunden). Ap. stirbt entweder in Ephesos; oder er verschwindet (ἀφανισϑῆναι) im Athenetempel zu Lindos; oder er ver- schwindet auf Kreta im Heiligthum der Diktynna und steigt (αὐτῷ σώματι, wie Eusebius adv. Hierocl. 408, 5 Ks. richtig versteht) zum Himmel. Dies die bevorzugte Legende. Sein ἀφανισμός bestätigt sich dadurch, dass nir- gends ein Grab oder Kenotaph des Ap. zu finden ist. Phil. 8, 31 extr. — Die Nachahmung der Erzählung vom Verschwinden des Empedokles liegt auf der Hand. 3) τοῦ Ἀπολλωνίου ἐξ ἀνϑρώπων ἤδη ὄντος, ϑαυμαζομένου δὲ ἐπὶ τῇ μεταβολῇ καὶ μηδ̕ ἀντιλέξαι ϑαρροῦντος μηδενός, ὡς οὐκ ἀϑάνατος εἴη — Philostr. 8, 31. Darauf ein Mirakel von einem ungläubigen Thomas, den Apollonius selbst bekehrt.

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Zitationshilfe: Rohde, Erwin: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Freiburg u. a., 1894, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohde_psyche_1894/682>, abgerufen am 24.11.2024.