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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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I. Theil. III. Capitul.
ist es auch bißweilen; wie aber der Neid und die
Eyfersucht allezeit ein treuer Gefehrte des Glücks,
der Tugend und des Ruhmes, also geschicht es gar
öffters, daß manche, wenn sie hören, daß ein ande-
rer, entweder durch besondere Direction GOttes,
durch das blosse Glück, oder auch durch Verdienste,
nebst ihnen in einen gleichen Grad des Glücks und
der Ehre gestellt- oder wohl gar noch auf eine höhere
Ehren-Staffel placirt wird, vor Neid, Zorn und
Grimm fast zerbersten wollen. Sollen ihm höhe-
re Praerogativen zugeschrieben werden, und der hö-
here Stand und Character ist noch nicht zur völli-
gen Consistenz gedyen, so suchen sie es zu hintertrei-
ben, wo sie nur wissen und können, sie legen ihm
sehr viel Steine des Anstossens in den Weg. Sind
sie aber dabey nicht mit zu Rath gezogen, und die
andern ohne ihr Zuthun zu einem grössern Glück
gekommen, so fangen sie an, ihre Personen bloß um
des Glücks willen zu hassen, ob sie ihnen gleich ihr
Lebtage nichts zu Leide gethan; Werden sie nicht
von den Höhern, oder aus Noth gezwungen, sie zu
ehren, da sie sich vor ihrer Macht zu fürchten ha-
ben, so machen sie ihnen den Rang, Titulatur, und
andere äusserliche Ehren-Bezeigungen, schwer und
disputirlich, und legen ihnen wohl gar hinterwerts
spöttische Nahmen bey. Die, mit ihnen von glei-
chem Stande, verlangen die eintzigen zu seyn, die,
oder deren Vorfahren, solcher Titul, Ranges und
Benennungen würdig geachtet werden; die Ge-
ringern sind noch verdrüßlicher, daß sie vor ihnen

den

I. Theil. III. Capitul.
iſt es auch bißweilen; wie aber der Neid und die
Eyferſucht allezeit ein treuer Gefehrte des Gluͤcks,
der Tugend und des Ruhmes, alſo geſchicht es gar
oͤffters, daß manche, wenn ſie hoͤren, daß ein ande-
rer, entweder durch beſondere Direction GOttes,
durch das bloſſe Gluͤck, oder auch durch Verdienſte,
nebſt ihnen in einen gleichen Grad des Gluͤcks und
der Ehre geſtellt- oder wohl gar noch auf eine hoͤhere
Ehren-Staffel placirt wird, vor Neid, Zorn und
Grimm faſt zerberſten wollen. Sollen ihm hoͤhe-
re Prærogativen zugeſchrieben werden, und der hoͤ-
here Stand und Character iſt noch nicht zur voͤlli-
gen Conſiſtenz gedyen, ſo ſuchen ſie es zu hintertrei-
ben, wo ſie nur wiſſen und koͤnnen, ſie legen ihm
ſehr viel Steine des Anſtoſſens in den Weg. Sind
ſie aber dabey nicht mit zu Rath gezogen, und die
andern ohne ihr Zuthun zu einem groͤſſern Gluͤck
gekommen, ſo fangen ſie an, ihre Perſonen bloß um
des Gluͤcks willen zu haſſen, ob ſie ihnen gleich ihr
Lebtage nichts zu Leide gethan; Werden ſie nicht
von den Hoͤhern, oder aus Noth gezwungen, ſie zu
ehren, da ſie ſich vor ihrer Macht zu fuͤrchten ha-
ben, ſo machen ſie ihnen den Rang, Titulatur, und
andere aͤuſſerliche Ehren-Bezeigungen, ſchwer und
diſputirlich, und legen ihnen wohl gar hinterwerts
ſpoͤttiſche Nahmen bey. Die, mit ihnen von glei-
chem Stande, verlangen die eintzigen zu ſeyn, die,
oder deren Vorfahren, ſolcher Titul, Ranges und
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ringern ſind noch verdruͤßlicher, daß ſie vor ihnen

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[104/0124] I. Theil. III. Capitul. iſt es auch bißweilen; wie aber der Neid und die Eyferſucht allezeit ein treuer Gefehrte des Gluͤcks, der Tugend und des Ruhmes, alſo geſchicht es gar oͤffters, daß manche, wenn ſie hoͤren, daß ein ande- rer, entweder durch beſondere Direction GOttes, durch das bloſſe Gluͤck, oder auch durch Verdienſte, nebſt ihnen in einen gleichen Grad des Gluͤcks und der Ehre geſtellt- oder wohl gar noch auf eine hoͤhere Ehren-Staffel placirt wird, vor Neid, Zorn und Grimm faſt zerberſten wollen. Sollen ihm hoͤhe- re Prærogativen zugeſchrieben werden, und der hoͤ- here Stand und Character iſt noch nicht zur voͤlli- gen Conſiſtenz gedyen, ſo ſuchen ſie es zu hintertrei- ben, wo ſie nur wiſſen und koͤnnen, ſie legen ihm ſehr viel Steine des Anſtoſſens in den Weg. Sind ſie aber dabey nicht mit zu Rath gezogen, und die andern ohne ihr Zuthun zu einem groͤſſern Gluͤck gekommen, ſo fangen ſie an, ihre Perſonen bloß um des Gluͤcks willen zu haſſen, ob ſie ihnen gleich ihr Lebtage nichts zu Leide gethan; Werden ſie nicht von den Hoͤhern, oder aus Noth gezwungen, ſie zu ehren, da ſie ſich vor ihrer Macht zu fuͤrchten ha- ben, ſo machen ſie ihnen den Rang, Titulatur, und andere aͤuſſerliche Ehren-Bezeigungen, ſchwer und diſputirlich, und legen ihnen wohl gar hinterwerts ſpoͤttiſche Nahmen bey. Die, mit ihnen von glei- chem Stande, verlangen die eintzigen zu ſeyn, die, oder deren Vorfahren, ſolcher Titul, Ranges und Benennungen wuͤrdig geachtet werden; die Ge- ringern ſind noch verdruͤßlicher, daß ſie vor ihnen den

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/124>, abgerufen am 21.11.2024.