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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Conversation.
Käyserin angefangen: Ey so laßt das auch bleiben.
Es ist eine gute Erinnerung, die mancher ebenfalls
nöthig hätte, der alle Augenblicke entweder mit
einem Frantzösischen Fluche, oder mit seinem enfin,
oder mit einem andern Worte um sich herum
wirfft.

§. 4. Die Liebe zur Galanterie und zur Frantzö-
sischen Sprache ist so eingerissen, daß es vielen
Teutschen fast gantz unmöglich fallen will, ohne
Frantzösische Wörter mit einzumischen, Teutsch zu
reden; Es wäre aber wohl am besten, wenn man
eine jede Sprache in der Verbindung ihrer eigen-
thümlichen Wörter redete, die man reden wolte;
Jnsonderheit aber hat man sich in Acht zu nehmen,
daß man im Teutsch-reden nicht solche Frantzösische
Wörter gebrauche, die etwan demjenigen, mit dem
man redet, unbekandt seyn, und da uns denn der an-
dere nachgehends nicht verstehen möchte, oder einen
falschen und unrichtigen Verstand heraus bringen;
Es geschicht nicht selten, daß der andere bey derglei-
chen Fall, da es ihm zur Verachtung gereichen kön-
te, über den andern unwillig wird. Es fragte ein-
sten einer ein Frauenzimmer vom Lande, die sich in
einer Fürstlichen Residentz eine Zeitlang aufgehal-
ten, wie lange sie ihr Sejour allhier gehabt? Das
gute Mädgen bekandte aufrichtig, sie wüßte nicht
was Sejour hiesse, die andern aus der Gesellschafft
fiengen hierüber an zu lachen, und das Frauenzim-
mer fand sich hiedurch beleidiget.

§. 5. Einige junge Leute, von männlichem und

weibli-
S 5

Von der Converſation.
Kaͤyſerin angefangen: Ey ſo laßt das auch bleiben.
Es iſt eine gute Erinnerung, die mancher ebenfalls
noͤthig haͤtte, der alle Augenblicke entweder mit
einem Frantzoͤſiſchen Fluche, oder mit ſeinem enfin,
oder mit einem andern Worte um ſich herum
wirfft.

§. 4. Die Liebe zur Galanterie und zur Frantzoͤ-
ſiſchen Sprache iſt ſo eingeriſſen, daß es vielen
Teutſchen faſt gantz unmoͤglich fallen will, ohne
Frantzoͤſiſche Woͤrter mit einzumiſchen, Teutſch zu
reden; Es waͤre aber wohl am beſten, wenn man
eine jede Sprache in der Verbindung ihrer eigen-
thuͤmlichen Woͤrter redete, die man reden wolte;
Jnſonderheit aber hat man ſich in Acht zu nehmen,
daß man im Teutſch-reden nicht ſolche Frantzoͤſiſche
Woͤrter gebrauche, die etwan demjenigen, mit dem
man redet, unbekandt ſeyn, und da uns denn der an-
dere nachgehends nicht verſtehen moͤchte, oder einen
falſchen und unrichtigen Verſtand heraus bringen;
Es geſchicht nicht ſelten, daß der andere bey derglei-
chen Fall, da es ihm zur Verachtung gereichen koͤn-
te, uͤber den andern unwillig wird. Es fragte ein-
ſten einer ein Frauenzimmer vom Lande, die ſich in
einer Fuͤrſtlichen Reſidentz eine Zeitlang aufgehal-
ten, wie lange ſie ihr Sejour allhier gehabt? Das
gute Maͤdgen bekandte aufrichtig, ſie wuͤßte nicht
was Sejour hieſſe, die andern aus der Geſellſchafft
fiengen hieruͤber an zu lachen, und das Frauenzim-
mer fand ſich hiedurch beleidiget.

§. 5. Einige junge Leute, von maͤnnlichem und

weibli-
S 5
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[281/0301] Von der Converſation. Kaͤyſerin angefangen: Ey ſo laßt das auch bleiben. Es iſt eine gute Erinnerung, die mancher ebenfalls noͤthig haͤtte, der alle Augenblicke entweder mit einem Frantzoͤſiſchen Fluche, oder mit ſeinem enfin, oder mit einem andern Worte um ſich herum wirfft. §. 4. Die Liebe zur Galanterie und zur Frantzoͤ- ſiſchen Sprache iſt ſo eingeriſſen, daß es vielen Teutſchen faſt gantz unmoͤglich fallen will, ohne Frantzoͤſiſche Woͤrter mit einzumiſchen, Teutſch zu reden; Es waͤre aber wohl am beſten, wenn man eine jede Sprache in der Verbindung ihrer eigen- thuͤmlichen Woͤrter redete, die man reden wolte; Jnſonderheit aber hat man ſich in Acht zu nehmen, daß man im Teutſch-reden nicht ſolche Frantzoͤſiſche Woͤrter gebrauche, die etwan demjenigen, mit dem man redet, unbekandt ſeyn, und da uns denn der an- dere nachgehends nicht verſtehen moͤchte, oder einen falſchen und unrichtigen Verſtand heraus bringen; Es geſchicht nicht ſelten, daß der andere bey derglei- chen Fall, da es ihm zur Verachtung gereichen koͤn- te, uͤber den andern unwillig wird. Es fragte ein- ſten einer ein Frauenzimmer vom Lande, die ſich in einer Fuͤrſtlichen Reſidentz eine Zeitlang aufgehal- ten, wie lange ſie ihr Sejour allhier gehabt? Das gute Maͤdgen bekandte aufrichtig, ſie wuͤßte nicht was Sejour hieſſe, die andern aus der Geſellſchafft fiengen hieruͤber an zu lachen, und das Frauenzim- mer fand ſich hiedurch beleidiget. §. 5. Einige junge Leute, von maͤnnlichem und weibli- S 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/301>, abgerufen am 21.11.2024.