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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Divertissemens, Comoedien, Opern, etc.
Umstand erst erkundigen, eben dieses ist auch von de-
nen Logen zu verstehen, und muß man zu beurthei-
len wissen, welche vor die besten zu achten, auch
was nach dem Unterschied der Loge vor ein Rang
observirt werde. Die Logen sind so zu erwehlen,
damit man nicht gar zu nahe am Orchestre, noch
auch allzuweit vom Theatro entfernt sey. Jn
denen Logen, die gantz nahe an das Theatrum
stoßen, ist der untere Platz der vornehmste, sind
aber die Logen entfernt, hat es eine andere Be-
wandniß. Denn der Platz, wo man am besten
auf das Theatrum sehen kan, ist allzeit der hono-
rableste
Ort.

§. 11. Hat man die Ehre ein vornehmen Frau-
enzimmer in die Comoedie oder Oper zu führen, so
muß man vor einen guten Platz besorgt seyn, da-
mit man Ehre davon habe. Man muß sich er-
kundigen, was vor eine Comoedie oder Oper ge-
spielet werde. Solte eine allzufreye Action vor-
gestellet werden, so würde man sich bey einem tu-
gendhafften Frauenzimmer schlecht recommandi-
ren, wenn man sie demselben Tag in die Comoedie
oder Oper führen wolte, wiewohl man einen großen
Theil des weiblichen Geschlechts von mancherley
Stande antrifft, die sich unbekümmert lassen, um
dasjenige, was vorgestellt wird, und zufrieden sind,
wann sie nur die Comoedie besuchen können. Die
wenigsten nehmen die gute Erinnerung in Obacht,
die der Autor der galanten Frauenzimmer-Moral
p.
101. vorträgt, wenn er sagt: Ein Frauenzimmer

thut
J i 2

Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc.
Umſtand erſt erkundigen, eben dieſes iſt auch von de-
nen Logen zu verſtehen, und muß man zu beurthei-
len wiſſen, welche vor die beſten zu achten, auch
was nach dem Unterſchied der Loge vor ein Rang
obſervirt werde. Die Logen ſind ſo zu erwehlen,
damit man nicht gar zu nahe am Orcheſtre, noch
auch allzuweit vom Theatro entfernt ſey. Jn
denen Logen, die gantz nahe an das Theatrum
ſtoßen, iſt der untere Platz der vornehmſte, ſind
aber die Logen entfernt, hat es eine andere Be-
wandniß. Denn der Platz, wo man am beſten
auf das Theatrum ſehen kan, iſt allzeit der hono-
rableſte
Ort.

§. 11. Hat man die Ehre ein vornehmen Frau-
enzimmer in die Comœdie oder Oper zu fuͤhren, ſo
muß man vor einen guten Platz beſorgt ſeyn, da-
mit man Ehre davon habe. Man muß ſich er-
kundigen, was vor eine Comœdie oder Oper ge-
ſpielet werde. Solte eine allzufreye Action vor-
geſtellet werden, ſo wuͤrde man ſich bey einem tu-
gendhafften Frauenzimmer ſchlecht recommandi-
ren, wenn man ſie demſelben Tag in die Comœdie
oder Oper fuͤhren wolte, wiewohl man einen großen
Theil des weiblichen Geſchlechts von mancherley
Stande antrifft, die ſich unbekuͤmmert laſſen, um
dasjenige, was vorgeſtellt wird, und zufrieden ſind,
wann ſie nur die Comœdie beſuchen koͤnnen. Die
wenigſten nehmen die gute Erinnerung in Obacht,
die der Autor der galanten Frauenzimmer-Moral
p.
101. vortraͤgt, wenn er ſagt: Ein Frauenzimmer

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J i 2
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[499/0519] Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc. Umſtand erſt erkundigen, eben dieſes iſt auch von de- nen Logen zu verſtehen, und muß man zu beurthei- len wiſſen, welche vor die beſten zu achten, auch was nach dem Unterſchied der Loge vor ein Rang obſervirt werde. Die Logen ſind ſo zu erwehlen, damit man nicht gar zu nahe am Orcheſtre, noch auch allzuweit vom Theatro entfernt ſey. Jn denen Logen, die gantz nahe an das Theatrum ſtoßen, iſt der untere Platz der vornehmſte, ſind aber die Logen entfernt, hat es eine andere Be- wandniß. Denn der Platz, wo man am beſten auf das Theatrum ſehen kan, iſt allzeit der hono- rableſte Ort. §. 11. Hat man die Ehre ein vornehmen Frau- enzimmer in die Comœdie oder Oper zu fuͤhren, ſo muß man vor einen guten Platz beſorgt ſeyn, da- mit man Ehre davon habe. Man muß ſich er- kundigen, was vor eine Comœdie oder Oper ge- ſpielet werde. Solte eine allzufreye Action vor- geſtellet werden, ſo wuͤrde man ſich bey einem tu- gendhafften Frauenzimmer ſchlecht recommandi- ren, wenn man ſie demſelben Tag in die Comœdie oder Oper fuͤhren wolte, wiewohl man einen großen Theil des weiblichen Geſchlechts von mancherley Stande antrifft, die ſich unbekuͤmmert laſſen, um dasjenige, was vorgeſtellt wird, und zufrieden ſind, wann ſie nur die Comœdie beſuchen koͤnnen. Die wenigſten nehmen die gute Erinnerung in Obacht, die der Autor der galanten Frauenzimmer-Moral p. 101. vortraͤgt, wenn er ſagt: Ein Frauenzimmer thut J i 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/519>, abgerufen am 21.11.2024.