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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XI. Capitul.
den und andern dergleichen Zeitkürtzungen, welche
man insgemein zu der geistlichen Neutralitaet, oder
deutlicher zu reden, unter die Mitteldinge rechnet,
nicht allerdings richtig seyn, weil man nicht gerne
haben will, daß einen der Tod im Opern-Hause,
am Bassett-Tisch, auf einem Saal der Assemblee
der Dantzenden, oder in einem Arlequins-Kleide
antreffen, und überrumpeln soll.

§. 34. Ein junger Cavalier der auf der Reise ist,
thut wohl, daß er sonderlich an grossen Oertern,
einige gute und propre, auch wohl nach Gelegen-
heit chamerirte Kleider bey sich hat, es will an
frembden Oertern dergleichen bißweilen nöthig
seyn, da manchmahl die Schweitzer und andre
Leib-Wachten den vornehmsten Cavalier, der ein
schlecht Kleid an hat, nicht hinein lassen, und hin-
gegen den geringsten, der mit einem chamerirten
Kleide versehen, passiren lassen, und daß also man-
cher seinen Zweck nicht so erreichen und von frem-
den Oertern so profitiren kan, wie er wohl solte.

§. 35. Hat man Gelegenheit selbst in der Music
etwas zu thun, so ist es eine Sache, wodurch sich
ein junger Mensch hie und da in der Welt bey gros-
sen Leuten recommandiren kan, wo aber nicht, so
erfordert es doch der Wohlstand, daß man so viel
als möglich bemühet sey die musicalischen Kunst-
Wörter zu verstehen; Man muß sich dißfalls aus
einem musicalischen Lexico Raths erhohlen, und
sich daraus erklären lassen, daß man wisse, was zu
einem schönen Concert erfordert werde, daß man

bey

II. Theil. XI. Capitul.
den und andern dergleichen Zeitkuͤrtzungen, welche
man insgemein zu der geiſtlichen Neutralitæt, oder
deutlicher zu reden, unter die Mitteldinge rechnet,
nicht allerdings richtig ſeyn, weil man nicht gerne
haben will, daß einen der Tod im Opern-Hauſe,
am Baſſett-Tiſch, auf einem Saal der Aſſemblée
der Dantzenden, oder in einem Arlequins-Kleide
antreffen, und uͤberrumpeln ſoll.

§. 34. Ein junger Cavalier der auf der Reiſe iſt,
thut wohl, daß er ſonderlich an groſſen Oertern,
einige gute und propre, auch wohl nach Gelegen-
heit chamerirte Kleider bey ſich hat, es will an
frembden Oertern dergleichen bißweilen noͤthig
ſeyn, da manchmahl die Schweitzer und andre
Leib-Wachten den vornehmſten Cavalier, der ein
ſchlecht Kleid an hat, nicht hinein laſſen, und hin-
gegen den geringſten, der mit einem chamerirten
Kleide verſehen, paſſiren laſſen, und daß alſo man-
cher ſeinen Zweck nicht ſo erreichen und von frem-
den Oertern ſo profitiren kan, wie er wohl ſolte.

§. 35. Hat man Gelegenheit ſelbſt in der Muſic
etwas zu thun, ſo iſt es eine Sache, wodurch ſich
ein junger Menſch hie und da in der Welt bey groſ-
ſen Leuten recommandiren kan, wo aber nicht, ſo
erfordert es doch der Wohlſtand, daß man ſo viel
als moͤglich bemuͤhet ſey die muſicaliſchen Kunſt-
Woͤrter zu verſtehen; Man muß ſich dißfalls aus
einem muſicaliſchen Lexico Raths erhohlen, und
ſich daraus erklaͤren laſſen, daß man wiſſe, was zu
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[510/0530] II. Theil. XI. Capitul. den und andern dergleichen Zeitkuͤrtzungen, welche man insgemein zu der geiſtlichen Neutralitæt, oder deutlicher zu reden, unter die Mitteldinge rechnet, nicht allerdings richtig ſeyn, weil man nicht gerne haben will, daß einen der Tod im Opern-Hauſe, am Baſſett-Tiſch, auf einem Saal der Aſſemblée der Dantzenden, oder in einem Arlequins-Kleide antreffen, und uͤberrumpeln ſoll. §. 34. Ein junger Cavalier der auf der Reiſe iſt, thut wohl, daß er ſonderlich an groſſen Oertern, einige gute und propre, auch wohl nach Gelegen- heit chamerirte Kleider bey ſich hat, es will an frembden Oertern dergleichen bißweilen noͤthig ſeyn, da manchmahl die Schweitzer und andre Leib-Wachten den vornehmſten Cavalier, der ein ſchlecht Kleid an hat, nicht hinein laſſen, und hin- gegen den geringſten, der mit einem chamerirten Kleide verſehen, paſſiren laſſen, und daß alſo man- cher ſeinen Zweck nicht ſo erreichen und von frem- den Oertern ſo profitiren kan, wie er wohl ſolte. §. 35. Hat man Gelegenheit ſelbſt in der Muſic etwas zu thun, ſo iſt es eine Sache, wodurch ſich ein junger Menſch hie und da in der Welt bey groſ- ſen Leuten recommandiren kan, wo aber nicht, ſo erfordert es doch der Wohlſtand, daß man ſo viel als moͤglich bemuͤhet ſey die muſicaliſchen Kunſt- Woͤrter zu verſtehen; Man muß ſich dißfalls aus einem muſicaliſchen Lexico Raths erhohlen, und ſich daraus erklaͤren laſſen, daß man wiſſe, was zu einem ſchoͤnen Concert erfordert werde, daß man bey

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/530>, abgerufen am 22.11.2024.