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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von Divertissemens, Comoedien, Opern, etc.
den könne; Also überläst man sich daselbst den
grösten Unordnungen. Die Bequemlichkeiten die
man allda hat, ohne Argwohn und Verdacht ab-
gesondert, mit einander spatzieren zu gehen, und sich
bißweilen an abgesonderten Oertern zu finden, giebt
offt zu großer Freyheit Gelegenheit. Die Lufft,
das schöne Wetter, die Anmuth der Felder reitzt al-
les zur Lust an, und ein Hertz, welches hiezu geneigt/
und bereits durch die Verwirrungen der Welt ver-
führt ist, befindet sich in einer schlüpffrigen Gefahr,
welche einen so dann offt in jähes Stürtzen fallen
läst.

§. 45. Unter die Arten des Zeitvertreibs, so
man in den großen Städten antrifft, zumahl im
Winter, und bey den langen Abenden, gehört auch
mit, daß ein junger Mensch bißweilen die Caffe-
Häuser besucht. Jedoch muß man allezeit vor-
nehmlich dahin sehen, ob es auch diesem oder je-
nem Ort gewöhnlich sey, und vor renomirlich ge-
achtet werde oder nicht? ob sich auch einige Stan-
des-Personen und vornehme Cavaliere da einfin-
den, oder ob sie nur bloße in Auffenthalt seyn, junger
roher Leute, der Spieler, der Pagen oder der Kauff-
Leute, u. s. w. Wo es gebräuchlich, daß man
ohne Verletzung seiner Renommee ein Caffe-Hauß
besuchen kan, muß man ein solches aussuchen, das
in guter Reputation steht, und von rechtschaffnen
Leuten frequentirt wird. Man muß sich mit
fremden und unbekandten Leuten daselbst in kein
Spiel einlassen/ oder in eine vertrauliche Gesell-

schafft
K k 2

Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc.
den koͤnne; Alſo uͤberlaͤſt man ſich daſelbſt den
groͤſten Unordnungen. Die Bequemlichkeiten die
man allda hat, ohne Argwohn und Verdacht ab-
geſondert, mit einander ſpatzieren zu gehen, und ſich
bißweilen an abgeſonderten Oertern zu finden, giebt
offt zu großer Freyheit Gelegenheit. Die Lufft,
das ſchoͤne Wetter, die Anmuth der Felder reitzt al-
les zur Luſt an, und ein Hertz, welches hiezu geneigt/
und bereits durch die Verwirrungen der Welt ver-
fuͤhrt iſt, befindet ſich in einer ſchluͤpffrigen Gefahr,
welche einen ſo dann offt in jaͤhes Stuͤrtzen fallen
laͤſt.

§. 45. Unter die Arten des Zeitvertreibs, ſo
man in den großen Staͤdten antrifft, zumahl im
Winter, und bey den langen Abenden, gehoͤrt auch
mit, daß ein junger Menſch bißweilen die Caffe-
Haͤuſer beſucht. Jedoch muß man allezeit vor-
nehmlich dahin ſehen, ob es auch dieſem oder je-
nem Ort gewoͤhnlich ſey, und vor renomirlich ge-
achtet werde oder nicht? ob ſich auch einige Stan-
des-Perſonen und vornehme Cavaliere da einfin-
den, oder ob ſie nur bloße in Auffenthalt ſeyn, junger
roher Leute, der Spieler, der Pagen oder der Kauff-
Leute, u. ſ. w. Wo es gebraͤuchlich, daß man
ohne Verletzung ſeiner Renommée ein Caffé-Hauß
beſuchen kan, muß man ein ſolches ausſuchen, das
in guter Reputation ſteht, und von rechtſchaffnen
Leuten frequentirt wird. Man muß ſich mit
fremden und unbekandten Leuten daſelbſt in kein
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[515/0535] Von Divertiſſemens, Comœdien, Opern, ꝛc. den koͤnne; Alſo uͤberlaͤſt man ſich daſelbſt den groͤſten Unordnungen. Die Bequemlichkeiten die man allda hat, ohne Argwohn und Verdacht ab- geſondert, mit einander ſpatzieren zu gehen, und ſich bißweilen an abgeſonderten Oertern zu finden, giebt offt zu großer Freyheit Gelegenheit. Die Lufft, das ſchoͤne Wetter, die Anmuth der Felder reitzt al- les zur Luſt an, und ein Hertz, welches hiezu geneigt/ und bereits durch die Verwirrungen der Welt ver- fuͤhrt iſt, befindet ſich in einer ſchluͤpffrigen Gefahr, welche einen ſo dann offt in jaͤhes Stuͤrtzen fallen laͤſt. §. 45. Unter die Arten des Zeitvertreibs, ſo man in den großen Staͤdten antrifft, zumahl im Winter, und bey den langen Abenden, gehoͤrt auch mit, daß ein junger Menſch bißweilen die Caffe- Haͤuſer beſucht. Jedoch muß man allezeit vor- nehmlich dahin ſehen, ob es auch dieſem oder je- nem Ort gewoͤhnlich ſey, und vor renomirlich ge- achtet werde oder nicht? ob ſich auch einige Stan- des-Perſonen und vornehme Cavaliere da einfin- den, oder ob ſie nur bloße in Auffenthalt ſeyn, junger roher Leute, der Spieler, der Pagen oder der Kauff- Leute, u. ſ. w. Wo es gebraͤuchlich, daß man ohne Verletzung ſeiner Renommée ein Caffé-Hauß beſuchen kan, muß man ein ſolches ausſuchen, das in guter Reputation ſteht, und von rechtſchaffnen Leuten frequentirt wird. Man muß ſich mit fremden und unbekandten Leuten daſelbſt in kein Spiel einlaſſen/ oder in eine vertrauliche Geſell- ſchafft K k 2

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 515. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/535>, abgerufen am 21.11.2024.