picht, und an solchen Eitelkeiten grössern Gefallen haben.
§. 16. Die Meublen müssen so wohl in denen Zimmern, die a pleinpied hinter einander folgen, als auch nach dem Unterschied der Stockwercke, in der Kostbarkeit nach und nach zunehmen. Also sind auf denen Gebäuden der hohen Standes Perso- nen in dem fordersten Vorgemach die schlechtesten Meublen, je näher nun die Vorgemächer dem Haupt-Zimmer kommen, je mehr nehmen sie an Kostbarkeit zu. Die Audienz-Gemächer der Kö- niglichen und Fürstlichen Personen sind noch pro- prer als die Wohnungs Zimmer, darinnen sie sich ordentlich aufzuhalten pflegen. Jn ihren Retira- den und Cabinettern findet man, zumahl bey denen Dames, manches noch prächtiger, zierlicher und delicater.
§. 18. Ob das erste Stockwerck gleich unten auf der Erde vor höher und vornehmer geachtet werde, als die übrigen, oder das andere, das um ei- ne Treppe erhöhet, kan man überhaupt so eigentlich nicht sagen. Dieses beruhet theils auf der Will- kühr derer, so die Gebäude besitzen und bewohnen, theils von gewissen Umständen, so Gelegenheit ge- ben, daß jenes diesem, oder dieses jenem mit Grun- de vorgezogen werde. Mehrentheils wird das Stockwerck, so eine Treppe hoch, vor das bequem- ste und beste geachtet, und daher auch am besten ausmeubliret; Je höher nun die Stockwercke stei- gen, je mehr nehmen auch die Meublen, wegen der
Be-
II. Theil. XII. Capitul.
picht, und an ſolchen Eitelkeiten groͤſſern Gefallen haben.
§. 16. Die Meublen muͤſſen ſo wohl in denen Zimmern, die a pleinpied hinter einander folgen, als auch nach dem Unterſchied der Stockwercke, in der Koſtbarkeit nach und nach zunehmen. Alſo ſind auf denen Gebaͤuden der hohen Standes Perſo- nen in dem forderſten Vorgemach die ſchlechteſten Meublen, je naͤher nun die Vorgemaͤcher dem Haupt-Zimmer kommen, je mehr nehmen ſie an Koſtbarkeit zu. Die Audienz-Gemaͤcher der Koͤ- niglichen und Fuͤrſtlichen Perſonen ſind noch pro- prer als die Wohnungs Zimmer, darinnen ſie ſich ordentlich aufzuhalten pflegen. Jn ihren Retira- den und Cabinettern findet man, zumahl bey denen Dames, manches noch praͤchtiger, zierlicher und delicater.
§. 18. Ob das erſte Stockwerck gleich unten auf der Erde vor hoͤher und vornehmer geachtet werde, als die uͤbrigen, oder das andere, das um ei- ne Treppe erhoͤhet, kan man uͤberhaupt ſo eigentlich nicht ſagen. Dieſes beruhet theils auf der Will- kuͤhr derer, ſo die Gebaͤude beſitzen und bewohnen, theils von gewiſſen Umſtaͤnden, ſo Gelegenheit ge- ben, daß jenes dieſem, oder dieſes jenem mit Grun- de vorgezogen werde. Mehrentheils wird das Stockwerck, ſo eine Treppe hoch, vor das bequem- ſte und beſte geachtet, und daher auch am beſten ausmeubliret; Je hoͤher nun die Stockwercke ſtei- gen, je mehr nehmen auch die Meublen, wegen der
Be-
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II. Theil. XII. Capitul.
picht, und an ſolchen Eitelkeiten groͤſſern Gefallen
haben.
§. 16. Die Meublen muͤſſen ſo wohl in denen
Zimmern, die a pleinpied hinter einander folgen,
als auch nach dem Unterſchied der Stockwercke, in
der Koſtbarkeit nach und nach zunehmen. Alſo ſind
auf denen Gebaͤuden der hohen Standes Perſo-
nen in dem forderſten Vorgemach die ſchlechteſten
Meublen, je naͤher nun die Vorgemaͤcher dem
Haupt-Zimmer kommen, je mehr nehmen ſie an
Koſtbarkeit zu. Die Audienz-Gemaͤcher der Koͤ-
niglichen und Fuͤrſtlichen Perſonen ſind noch pro-
prer als die Wohnungs Zimmer, darinnen ſie ſich
ordentlich aufzuhalten pflegen. Jn ihren Retira-
den und Cabinettern findet man, zumahl bey denen
Dames, manches noch praͤchtiger, zierlicher und
delicater.
§. 18. Ob das erſte Stockwerck gleich unten
auf der Erde vor hoͤher und vornehmer geachtet
werde, als die uͤbrigen, oder das andere, das um ei-
ne Treppe erhoͤhet, kan man uͤberhaupt ſo eigentlich
nicht ſagen. Dieſes beruhet theils auf der Will-
kuͤhr derer, ſo die Gebaͤude beſitzen und bewohnen,
theils von gewiſſen Umſtaͤnden, ſo Gelegenheit ge-
ben, daß jenes dieſem, oder dieſes jenem mit Grun-
de vorgezogen werde. Mehrentheils wird das
Stockwerck, ſo eine Treppe hoch, vor das bequem-
ſte und beſte geachtet, und daher auch am beſten
ausmeubliret; Je hoͤher nun die Stockwercke ſtei-
gen, je mehr nehmen auch die Meublen, wegen der
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/550>, abgerufen am 22.11.2024.
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