in den Zimmern derer, die nach ihren Umständen sich desto eher derselben enthalten solten. Doch wie wir in gar viel andern Stücken manche Uber- bleibsel haben von dem alten heidnischen Wesen der Römer und Griechen, also auch in diesem.
§. 26. Hat man einen großen Vorrath in Ge- mälden, daß man gar viel Zimmer damit besetzen kan, so thut man wohl, wenn man sie ebenfalls nach der Ordnung disponirt, in ein Zimmer nichts als Blumen- und Fruchtstöcke bringt, in das andere lauter Landschafften, in das dritte tableeaux von al- ten Philosophen, u. s. w.
§. 27. Die Wände der Zimmer werden meh- rentheils mit mancherley Tapisserien behangen, auch wol in den Vor-Sählen und Küchen eine Ecke hinauf mit kleinen viereckigten von Thon gebrand- ten, mit Porcellain lassurten und überzognen Plat- ten besetzt, die Tapeten, wie sie sie heutiges Ta- ges haben, sind theils seiden, theils linnen, oder halb seiden, und halb linnen, theils von gefärbter Arbeit, theils gemahlt, theils gewürckt, oder auch lacquirt. Vor diesem waren die von verguldeten oder gemahlten Leder mehr Mode, welche in den je- tzigen Zeiten ziemlich abgekommen. Große Herren haben ihre eigne Tapezierer, die die Tapeten zurecht machen, und was dabey nöthig, besorgen müßen.
§. 28. Die Tapeten geben nicht allein den Zimmern eine gar feine Zierde, sondern verschaf- fen auch eine und die andere Bequemlichkeit und Nutzen. Man kan den irregulairen Zimmern ei-
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Von der Wohnung, von Zimmern ꝛc.
in den Zimmern derer, die nach ihren Umſtaͤnden ſich deſto eher derſelben enthalten ſolten. Doch wie wir in gar viel andern Stuͤcken manche Uber- bleibſel haben von dem alten heidniſchen Weſen der Roͤmer und Griechen, alſo auch in dieſem.
§. 26. Hat man einen großen Vorrath in Ge- maͤlden, daß man gar viel Zimmer damit beſetzen kan, ſo thut man wohl, wenn man ſie ebenfalls nach der Ordnung diſponirt, in ein Zimmer nichts als Blumen- und Fruchtſtoͤcke bringt, in das andere lauter Landſchafften, in das dritte tabléeaux von al- ten Philoſophen, u. ſ. w.
§. 27. Die Waͤnde der Zimmer werden meh- rentheils mit mancherley Tapiſſerien behangen, auch wol in den Vor-Saͤhlen und Kuͤchen eine Ecke hinauf mit kleinen viereckigten von Thon gebrand- ten, mit Porcellain laſſurten und uͤberzognen Plat- ten beſetzt, die Tapeten, wie ſie ſie heutiges Ta- ges haben, ſind theils ſeiden, theils linnen, oder halb ſeiden, und halb linnen, theils von gefaͤrbter Arbeit, theils gemahlt, theils gewuͤrckt, oder auch lacquirt. Vor dieſem waren die von verguldeten oder gemahlten Leder mehr Mode, welche in den je- tzigen Zeiten ziemlich abgekommen. Große Herren haben ihre eigne Tapezierer, die die Tapeten zurecht machen, und was dabey noͤthig, beſorgen muͤßen.
§. 28. Die Tapeten geben nicht allein den Zimmern eine gar feine Zierde, ſondern verſchaf- fen auch eine und die andere Bequemlichkeit und Nutzen. Man kan den irregulairen Zimmern ei-
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Von der Wohnung, von Zimmern ꝛc.
in den Zimmern derer, die nach ihren Umſtaͤnden
ſich deſto eher derſelben enthalten ſolten. Doch
wie wir in gar viel andern Stuͤcken manche Uber-
bleibſel haben von dem alten heidniſchen Weſen der
Roͤmer und Griechen, alſo auch in dieſem.
§. 26. Hat man einen großen Vorrath in Ge-
maͤlden, daß man gar viel Zimmer damit beſetzen
kan, ſo thut man wohl, wenn man ſie ebenfalls nach
der Ordnung diſponirt, in ein Zimmer nichts als
Blumen- und Fruchtſtoͤcke bringt, in das andere
lauter Landſchafften, in das dritte tabléeaux von al-
ten Philoſophen, u. ſ. w.
§. 27. Die Waͤnde der Zimmer werden meh-
rentheils mit mancherley Tapiſſerien behangen,
auch wol in den Vor-Saͤhlen und Kuͤchen eine Ecke
hinauf mit kleinen viereckigten von Thon gebrand-
ten, mit Porcellain laſſurten und uͤberzognen Plat-
ten beſetzt, die Tapeten, wie ſie ſie heutiges Ta-
ges haben, ſind theils ſeiden, theils linnen, oder
halb ſeiden, und halb linnen, theils von gefaͤrbter
Arbeit, theils gemahlt, theils gewuͤrckt, oder auch
lacquirt. Vor dieſem waren die von verguldeten
oder gemahlten Leder mehr Mode, welche in den je-
tzigen Zeiten ziemlich abgekommen. Große Herren
haben ihre eigne Tapezierer, die die Tapeten zurecht
machen, und was dabey noͤthig, beſorgen muͤßen.
§. 28. Die Tapeten geben nicht allein den
Zimmern eine gar feine Zierde, ſondern verſchaf-
fen auch eine und die andere Bequemlichkeit und
Nutzen. Man kan den irregulairen Zimmern ei-
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/555>, abgerufen am 22.11.2024.
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