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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Kleidung.

§. 35. Eine buntscheckigte Kleidung, da die Far-
ben einander contrair sind, und nicht wohl mit ein-
ander harmoniren, ist dem Wohlstand zuwider.
Rosalia sagt in der galanten Frauenzimmer Morale
p.
83: Manche trägt sich so bunt, daß fast wie in
einen Pfauen-Schwantze alle Farben an ihr spie-
len, oder sie choisirt sonst so wunderliche Farben
zusammen, daß sie einer Dame in der Charte nicht
ungleich siehet; und so offt ich Bellinen in einem
blauen Contusche, rothen Unter-Rock, gelben
Halstuch, und grünen Bande erblicke, bedaure ich
allezeit, daß ich nicht mahlen kan, um die schöne Por-
trait
abzuschildern. Man muß sich hierinn nach
andrer Raisonement richten, und solche Farben zu-
sammen nehmen die sich schicken. Monsieur de
Chevergny
giebt bey dieser Materie seinem Sohn
p. 375 folgende Instruction: Quant aux habille-
mens, il en faut user modestement, & des plus
communs, selon la qualite. & selon les lieux, &
le temps, car les habillemens bigarres, extraordi-
naires & non communs des autres donnent te-
moignage d'un esprit bigearre, qui est une mau-
vaise opinion, & tont ainsi que l'habillement hon-
nete selon la personne, la qualite, l'age, le temps,
& le lieu, montre la dignite l'autorite & lejuge-
ment, aussi celuy qui est trop exquis, & mal
convenable a l'age, ou au temps, ne sert pas
d'ornement au corps, mais decouvre l'esprit de
celuy qui en use.

§. 36. Man muß bey seiner Kleidung Acht ha-

ben,
N n 4
Von der Kleidung.

§. 35. Eine buntſcheckigte Kleidung, da die Far-
ben einander contrair ſind, und nicht wohl mit ein-
ander harmoniren, iſt dem Wohlſtand zuwider.
Roſalia ſagt in der galanten Frauenzimmer Morale
p.
83: Manche traͤgt ſich ſo bunt, daß faſt wie in
einen Pfauen-Schwantze alle Farben an ihr ſpie-
len, oder ſie choiſirt ſonſt ſo wunderliche Farben
zuſammen, daß ſie einer Dame in der Charte nicht
ungleich ſiehet; und ſo offt ich Bellinen in einem
blauen Contuſche, rothen Unter-Rock, gelben
Halstuch, und gruͤnen Bande erblicke, bedaure ich
allezeit, daß ich nicht mahlen kan, um die ſchoͤne Por-
trait
abzuſchildern. Man muß ſich hierinn nach
andrer Raiſonement richten, und ſolche Farben zu-
ſammen nehmen die ſich ſchicken. Monſieur de
Chevergny
giebt bey dieſer Materie ſeinem Sohn
p. 375 folgende Inſtruction: Quant aux habille-
mens, il en faut uſer modeſtement, & des plus
commúns, ſelon la qualité. & ſelon les lieux, &
le temps, car les habillemens bigarrés, extraordi-
naires & non communs des autres donnent te-
moignage d’un eſprit bigearre, qui eſt une mau-
vaiſe opinion, & tont ainſi que l’habillement hon-
nete ſelon la perſonne, la qualité, l’age, le temps,
& le lieu, montre la dignité l’autorité & lejuge-
ment, auſſi celuy qui eſt trop exquis, & mal
convenable â l’age, ou au temps, ne ſert pas
d’ornement au corps, mais découvre l’eſprit de
celuy qui en uſe.

§. 36. Man muß bey ſeiner Kleidung Acht ha-

ben,
N n 4
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[567/0587] Von der Kleidung. §. 35. Eine buntſcheckigte Kleidung, da die Far- ben einander contrair ſind, und nicht wohl mit ein- ander harmoniren, iſt dem Wohlſtand zuwider. Roſalia ſagt in der galanten Frauenzimmer Morale p. 83: Manche traͤgt ſich ſo bunt, daß faſt wie in einen Pfauen-Schwantze alle Farben an ihr ſpie- len, oder ſie choiſirt ſonſt ſo wunderliche Farben zuſammen, daß ſie einer Dame in der Charte nicht ungleich ſiehet; und ſo offt ich Bellinen in einem blauen Contuſche, rothen Unter-Rock, gelben Halstuch, und gruͤnen Bande erblicke, bedaure ich allezeit, daß ich nicht mahlen kan, um die ſchoͤne Por- trait abzuſchildern. Man muß ſich hierinn nach andrer Raiſonement richten, und ſolche Farben zu- ſammen nehmen die ſich ſchicken. Monſieur de Chevergny giebt bey dieſer Materie ſeinem Sohn p. 375 folgende Inſtruction: Quant aux habille- mens, il en faut uſer modeſtement, & des plus commúns, ſelon la qualité. & ſelon les lieux, & le temps, car les habillemens bigarrés, extraordi- naires & non communs des autres donnent te- moignage d’un eſprit bigearre, qui eſt une mau- vaiſe opinion, & tont ainſi que l’habillement hon- nete ſelon la perſonne, la qualité, l’age, le temps, & le lieu, montre la dignité l’autorité & lejuge- ment, auſſi celuy qui eſt trop exquis, & mal convenable â l’age, ou au temps, ne ſert pas d’ornement au corps, mais découvre l’eſprit de celuy qui en uſe. §. 36. Man muß bey ſeiner Kleidung Acht ha- ben, N n 4

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/587>, abgerufen am 22.11.2024.