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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von denen Bedienten und der Equipage.
bar aufführen. Es ist wider den Wohlstand, wenn
einige Herren unter währendem Gehen mit ihrem
Diener discouriren: Findet der Herr, wenn er mit
seinem Diener auf der Strasse gehet vor nöthig,
dem Diener etwas zu sagen, so muß der Herr stille
stehen, und der Diener auch, und er muß ihm als-
denn dasjenige anbefehlen, was er vor dienlich er-
achtet. Es stehet unanständig, wenn die Laquais
so lange schlaffen, wie der Herr selbst, oder auch in
Schlaffpeltzen bißweilen vor ihn herum spatzieren,
oder, wenn der Herr mit seinem Diener Toback
schmaucht, oder sonst mit ihnen lacht und schertzet.
Daß sich ein Herr gegen seine Bedienten freundlich
und liebreich erweist, ist gut; er kan auch wohl biß-
weilen, wenn er mit ihnen allein ist, von dem Cere-
moniel,
welches sie gegen ihm vor Leuten beobach-
ten müssen, in einem und dem andern etwas nach-
lassen, er muß aber doch hierbey allezeit seine Sor-
ge dahin lassen gerichtet seyn, damit weder er noch
seine Bedienten aus den gehörigen Schrancken
treten.

§. 18. Wie er sich nun mit ihnen nicht allzu ge-
mein machen muß, so muß er auch verhüten, daß er
sich nicht allzu strenge und barbarisch gegen sie be-
zeige, und sie nicht, auch wohl bißweilen unverdien-
ter Weise, und wenn ihm sonst der Kopff nicht recht
stehet, mit den ärgsten Schimpff-Worten, oder gar
mit Schlägen allzu hart tractire. Er muß beden-
cken, daß er auch wegen des Bezeigens gegen seine
Diener vor GOttes Richterstuhl Rechenschafft ab-

zulegen
O o 5

Von denen Bedienten und der Equipage.
bar auffuͤhren. Es iſt wider den Wohlſtand, wenn
einige Herren unter waͤhrendem Gehen mit ihrem
Diener diſcouriren: Findet der Herr, wenn er mit
ſeinem Diener auf der Straſſe gehet vor noͤthig,
dem Diener etwas zu ſagen, ſo muß der Herr ſtille
ſtehen, und der Diener auch, und er muß ihm als-
denn dasjenige anbefehlen, was er vor dienlich er-
achtet. Es ſtehet unanſtaͤndig, wenn die Laquais
ſo lange ſchlaffen, wie der Herr ſelbſt, oder auch in
Schlaffpeltzen bißweilen vor ihn herum ſpatzieren,
oder, wenn der Herr mit ſeinem Diener Toback
ſchmaucht, oder ſonſt mit ihnen lacht und ſchertzet.
Daß ſich ein Herr gegen ſeine Bedienten freundlich
und liebreich erweiſt, iſt gut; er kan auch wohl biß-
weilen, wenn er mit ihnen allein iſt, von dem Cere-
moniel,
welches ſie gegen ihm vor Leuten beobach-
ten muͤſſen, in einem und dem andern etwas nach-
laſſen, er muß aber doch hierbey allezeit ſeine Sor-
ge dahin laſſen gerichtet ſeyn, damit weder er noch
ſeine Bedienten aus den gehoͤrigen Schrancken
treten.

§. 18. Wie er ſich nun mit ihnen nicht allzu ge-
mein machen muß, ſo muß er auch verhuͤten, daß er
ſich nicht allzu ſtrenge und barbariſch gegen ſie be-
zeige, und ſie nicht, auch wohl bißweilen unverdien-
ter Weiſe, und wenn ihm ſonſt der Kopff nicht recht
ſtehet, mit den aͤrgſten Schimpff-Worten, oder gar
mit Schlaͤgen allzu hart tractire. Er muß beden-
cken, daß er auch wegen des Bezeigens gegen ſeine
Diener vor GOttes Richterſtuhl Rechenſchafft ab-

zulegen
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[585/0605] Von denen Bedienten und der Equipage. bar auffuͤhren. Es iſt wider den Wohlſtand, wenn einige Herren unter waͤhrendem Gehen mit ihrem Diener diſcouriren: Findet der Herr, wenn er mit ſeinem Diener auf der Straſſe gehet vor noͤthig, dem Diener etwas zu ſagen, ſo muß der Herr ſtille ſtehen, und der Diener auch, und er muß ihm als- denn dasjenige anbefehlen, was er vor dienlich er- achtet. Es ſtehet unanſtaͤndig, wenn die Laquais ſo lange ſchlaffen, wie der Herr ſelbſt, oder auch in Schlaffpeltzen bißweilen vor ihn herum ſpatzieren, oder, wenn der Herr mit ſeinem Diener Toback ſchmaucht, oder ſonſt mit ihnen lacht und ſchertzet. Daß ſich ein Herr gegen ſeine Bedienten freundlich und liebreich erweiſt, iſt gut; er kan auch wohl biß- weilen, wenn er mit ihnen allein iſt, von dem Cere- moniel, welches ſie gegen ihm vor Leuten beobach- ten muͤſſen, in einem und dem andern etwas nach- laſſen, er muß aber doch hierbey allezeit ſeine Sor- ge dahin laſſen gerichtet ſeyn, damit weder er noch ſeine Bedienten aus den gehoͤrigen Schrancken treten. §. 18. Wie er ſich nun mit ihnen nicht allzu ge- mein machen muß, ſo muß er auch verhuͤten, daß er ſich nicht allzu ſtrenge und barbariſch gegen ſie be- zeige, und ſie nicht, auch wohl bißweilen unverdien- ter Weiſe, und wenn ihm ſonſt der Kopff nicht recht ſtehet, mit den aͤrgſten Schimpff-Worten, oder gar mit Schlaͤgen allzu hart tractire. Er muß beden- cken, daß er auch wegen des Bezeigens gegen ſeine Diener vor GOttes Richterſtuhl Rechenſchafft ab- zulegen O o 5

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/605>, abgerufen am 21.11.2024.