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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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II. Theil. XVIII. Capitul.
und, biß ihnen die Seele ausgehet, von irrdischen
Gütern reden. Wenn man eine solche Auffüh-
rung auch nur bloß nach der gesunden Vernunfft
betrachtet, so muß man sie verabscheuen, geschweige
denn, wenn man sie gegen die Christen-Pflichten
hält. So ist es auch nicht weniger höchst ärger-
lich, wider den Wohlstand und alle menschliche
Vernunfft, wenn manche feindselige und im Zorn
entflammte Gemüther ihre Unversöhnlichkeit biß
auf das Sterbe-Bette, ja biß an die Pforten der
Ewigkeit erstrecken, und von ihren Feinden nichts
sehen noch hören wollen, die ihm angethane Belei-
digung nicht erkennen, ihm auch solche nicht abbitten
wollen. O wie unartig ist es doch, wenn derjenige
seinem Nächsten noch schaden will, der doch gantz
ohnmächtig da liegt! wenn derjenige auf eine un-
ruhige Weise wütet und tobet, dessen Cörper doch
bald zur Ruhe gebracht werden soll. Wie viel er-
bare und vernünfftige Heyden beschämen doch, in
diesen und andern Stücken mehr, unsere Heuchel-
Schein- und Maul-Christen.

§. 16. Ein vernünfftiger Mann befleißiget sich,
wie allenthalben, also auch insonderheit auf seinem
Krancken- und Sterbe-Bette, der Reinlichkeit.
So lange als er noch bey gesunden Gemüths-
Kräfften, wird er seine Anverwandten und seine Be-
dienten ersuchen, und ihnen anbefehlen, daß sie
Sorge tragen, damit sein Bette und sein Habit je-
derzeit weiß, reinlich und ordentlich gehalten werde,
oder, so manche Kranckheit bißweilen dergleichen

nicht

II. Theil. XVIII. Capitul.
und, biß ihnen die Seele ausgehet, von irrdiſchen
Guͤtern reden. Wenn man eine ſolche Auffuͤh-
rung auch nur bloß nach der geſunden Vernunfft
betrachtet, ſo muß man ſie verabſcheuen, geſchweige
denn, wenn man ſie gegen die Chriſten-Pflichten
haͤlt. So iſt es auch nicht weniger hoͤchſt aͤrger-
lich, wider den Wohlſtand und alle menſchliche
Vernunfft, wenn manche feindſelige und im Zorn
entflammte Gemuͤther ihre Unverſoͤhnlichkeit biß
auf das Sterbe-Bette, ja biß an die Pforten der
Ewigkeit erſtrecken, und von ihren Feinden nichts
ſehen noch hoͤren wollen, die ihm angethane Belei-
digung nicht erkennen, ihm auch ſolche nicht abbitten
wollen. O wie unartig iſt es doch, wenn derjenige
ſeinem Naͤchſten noch ſchaden will, der doch gantz
ohnmaͤchtig da liegt! wenn derjenige auf eine un-
ruhige Weiſe wuͤtet und tobet, deſſen Coͤrper doch
bald zur Ruhe gebracht werden ſoll. Wie viel er-
bare und vernuͤnfftige Heyden beſchaͤmen doch, in
dieſen und andern Stuͤcken mehr, unſere Heuchel-
Schein- und Maul-Chriſten.

§. 16. Ein vernuͤnfftiger Mann befleißiget ſich,
wie allenthalben, alſo auch inſonderheit auf ſeinem
Krancken- und Sterbe-Bette, der Reinlichkeit.
So lange als er noch bey geſunden Gemuͤths-
Kraͤfften, wird er ſeine Anverwandten und ſeine Be-
dienten erſuchen, und ihnen anbefehlen, daß ſie
Sorge tragen, damit ſein Bette und ſein Habit je-
derzeit weiß, reinlich und ordentlich gehalten werde,
oder, ſo manche Kranckheit bißweilen dergleichen

nicht
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[660/0680] II. Theil. XVIII. Capitul. und, biß ihnen die Seele ausgehet, von irrdiſchen Guͤtern reden. Wenn man eine ſolche Auffuͤh- rung auch nur bloß nach der geſunden Vernunfft betrachtet, ſo muß man ſie verabſcheuen, geſchweige denn, wenn man ſie gegen die Chriſten-Pflichten haͤlt. So iſt es auch nicht weniger hoͤchſt aͤrger- lich, wider den Wohlſtand und alle menſchliche Vernunfft, wenn manche feindſelige und im Zorn entflammte Gemuͤther ihre Unverſoͤhnlichkeit biß auf das Sterbe-Bette, ja biß an die Pforten der Ewigkeit erſtrecken, und von ihren Feinden nichts ſehen noch hoͤren wollen, die ihm angethane Belei- digung nicht erkennen, ihm auch ſolche nicht abbitten wollen. O wie unartig iſt es doch, wenn derjenige ſeinem Naͤchſten noch ſchaden will, der doch gantz ohnmaͤchtig da liegt! wenn derjenige auf eine un- ruhige Weiſe wuͤtet und tobet, deſſen Coͤrper doch bald zur Ruhe gebracht werden ſoll. Wie viel er- bare und vernuͤnfftige Heyden beſchaͤmen doch, in dieſen und andern Stuͤcken mehr, unſere Heuchel- Schein- und Maul-Chriſten. §. 16. Ein vernuͤnfftiger Mann befleißiget ſich, wie allenthalben, alſo auch inſonderheit auf ſeinem Krancken- und Sterbe-Bette, der Reinlichkeit. So lange als er noch bey geſunden Gemuͤths- Kraͤfften, wird er ſeine Anverwandten und ſeine Be- dienten erſuchen, und ihnen anbefehlen, daß ſie Sorge tragen, damit ſein Bette und ſein Habit je- derzeit weiß, reinlich und ordentlich gehalten werde, oder, ſo manche Kranckheit bißweilen dergleichen nicht

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 660. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/680>, abgerufen am 21.11.2024.