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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728.

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Von der Trauer.
tasien, die Geister der Finsterniß abzubilden pfle-
gen. Was hat es vor Nutzen, daß man fast
aller vier oder sechs Wochen mit den Trauer-
Gewandten ändern und manche Meuble anschaf-
fen muß, die einem bißweilen auf Lebenslang, oder
doch auf eine sehr lange Zeit, nichts mehr nutz ist?
Sind dieses nicht unnöthige Unkosten, zumahl bey
den Erben, die keine sonderliche Verlassenschafft zu
hoffen haben, wenn sie so viel Bedienten in Trauer
kleiden, die Zimmer schwartz ausschlagen, die Ca-
rossen mit schwartzen Tuch überziehen, und auf
vielfache andere Weise bey der Trauer Geld auf-
wenden müssen.

§. 4. Die ersten Christen liessen keine schwar-
tzen oder andere Trauer-Kleider zu, weil sie meyn-
ten, daß man über einen Christen nicht trauren
müste, oder ein schwartz Kleid anziehen, über den,
der dort in jenem Freuden-Leben mit den weissen
Kleidern des Heyls angezogen wäre. Sie ach-
teten dieses vor eine Heyden-Weise, von denen,
die entweder keine oder doch sehr schlechte und
zweifelhaffte Hoffnung von der Seligkeit der Jh-
rigen hätten. Vielweniger bestimmten sie ein
gantz Trauer-Jahr dazu, und wusten von allen
solchen Zeichen des Unglaubens nichts, sondern
diese Gewohnheiten schlichen sich nach und nach
unter den verfallenen Christen aus dem Heyden-
thum ein. S. Anold von Leben der ersten Chri-
sten VI. Buch VI. Capit. p. 122.

§. 5. Eine den Christen unanständige Gewohn-

heit
U u

Von der Trauer.
taſien, die Geiſter der Finſterniß abzubilden pfle-
gen. Was hat es vor Nutzen, daß man faſt
aller vier oder ſechs Wochen mit den Trauer-
Gewandten aͤndern und manche Meuble anſchaf-
fen muß, die einem bißweilen auf Lebenslang, oder
doch auf eine ſehr lange Zeit, nichts mehr nutz iſt?
Sind dieſes nicht unnoͤthige Unkoſten, zumahl bey
den Erben, die keine ſonderliche Verlaſſenſchafft zu
hoffen haben, wenn ſie ſo viel Bedienten in Trauer
kleiden, die Zimmer ſchwartz ausſchlagen, die Ca-
roſſen mit ſchwartzen Tuch uͤberziehen, und auf
vielfache andere Weiſe bey der Trauer Geld auf-
wenden muͤſſen.

§. 4. Die erſten Chriſten lieſſen keine ſchwar-
tzen oder andere Trauer-Kleider zu, weil ſie meyn-
ten, daß man uͤber einen Chriſten nicht trauren
muͤſte, oder ein ſchwartz Kleid anziehen, uͤber den,
der dort in jenem Freuden-Leben mit den weiſſen
Kleidern des Heyls angezogen waͤre. Sie ach-
teten dieſes vor eine Heyden-Weiſe, von denen,
die entweder keine oder doch ſehr ſchlechte und
zweifelhaffte Hoffnung von der Seligkeit der Jh-
rigen haͤtten. Vielweniger beſtimmten ſie ein
gantz Trauer-Jahr dazu, und wuſten von allen
ſolchen Zeichen des Unglaubens nichts, ſondern
dieſe Gewohnheiten ſchlichen ſich nach und nach
unter den verfallenen Chriſten aus dem Heyden-
thum ein. S. Anold von Leben der erſten Chri-
ſten VI. Buch VI. Capit. p. 122.

§. 5. Eine den Chriſten unanſtaͤndige Gewohn-

heit
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[673/0693] Von der Trauer. taſien, die Geiſter der Finſterniß abzubilden pfle- gen. Was hat es vor Nutzen, daß man faſt aller vier oder ſechs Wochen mit den Trauer- Gewandten aͤndern und manche Meuble anſchaf- fen muß, die einem bißweilen auf Lebenslang, oder doch auf eine ſehr lange Zeit, nichts mehr nutz iſt? Sind dieſes nicht unnoͤthige Unkoſten, zumahl bey den Erben, die keine ſonderliche Verlaſſenſchafft zu hoffen haben, wenn ſie ſo viel Bedienten in Trauer kleiden, die Zimmer ſchwartz ausſchlagen, die Ca- roſſen mit ſchwartzen Tuch uͤberziehen, und auf vielfache andere Weiſe bey der Trauer Geld auf- wenden muͤſſen. §. 4. Die erſten Chriſten lieſſen keine ſchwar- tzen oder andere Trauer-Kleider zu, weil ſie meyn- ten, daß man uͤber einen Chriſten nicht trauren muͤſte, oder ein ſchwartz Kleid anziehen, uͤber den, der dort in jenem Freuden-Leben mit den weiſſen Kleidern des Heyls angezogen waͤre. Sie ach- teten dieſes vor eine Heyden-Weiſe, von denen, die entweder keine oder doch ſehr ſchlechte und zweifelhaffte Hoffnung von der Seligkeit der Jh- rigen haͤtten. Vielweniger beſtimmten ſie ein gantz Trauer-Jahr dazu, und wuſten von allen ſolchen Zeichen des Unglaubens nichts, ſondern dieſe Gewohnheiten ſchlichen ſich nach und nach unter den verfallenen Chriſten aus dem Heyden- thum ein. S. Anold von Leben der erſten Chri- ſten VI. Buch VI. Capit. p. 122. §. 5. Eine den Chriſten unanſtaͤndige Gewohn- heit U u

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der Privat-Personen. Berlin, 1728, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1728/693>, abgerufen am 22.11.2024.