Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

Bild:
<< vorherige Seite
I. Theil. X. Capitul.

§. 20. Vielmahls pflegen die Fürstlichen Her-
ren Bräutigams, zu Schliessung der Verlöbnisse
und würcklicher Vollziehung der Vermählungen,
in Person an diejenigen Höfe zu reisen, an denen sich
die vor ihnen destinirte Fürstlichen Bräute aufhal-
ten. Sie überschicken vorher einen Fourier Zed-
dul, wie viel sie an höhern und niedern Bedienten,
ingleichen an Pferden mit sich bringen werden, da-
mit die Fürstlichen Gemächer vor sie zurecht ge-
macht, und alles übrige zu ihrer Fürstlichen Auf-
nahme veranstaltet werden möge.

§. 21. Bißweilen geschehen die Fürstlichen Bey-
lager gantz in der Stille, und ohn alle Pracht. Das
Hoch-Fürstliche Paar wird in einem Gemach ge-
traut; Die Cavaliers und Dames werden durch
ein paar Marschälle aufgeführt, und der Bräuti-
gam führt seine Braut zur Copulation selbst bey
der Hand; Nach der Copulation wird Tafel ge-
halten, das Hoch-Fürstliche Paar zu Bette ge-
bracht und alles ohne große Ceremonien beschlos-
sen. Es wird auch wohl in gewöhnlichen Notifi-
cation-
Schreiben mit ausgedrückt, wenn die Bey-
lager gantz in der Stille vollzogen worden.

§. 22. Jn den vorigen Zeiten sind unter den
Protestirenden Fürsten die Trauungen in den Kir-
chen gewöhnlicher gewesen als itzund. Man findet
auch wohl, bey den alten Geschicht-Schreibern,
daß wenn die Fürstlichen Personen zur Copulation
in die Kirche gefahren, einige Adeliche Dames
vom Lande, oder nach dem damahlichen stylo, Ade-

liche
I. Theil. X. Capitul.

§. 20. Vielmahls pflegen die Fuͤrſtlichen Her-
ren Braͤutigams, zu Schlieſſung der Verloͤbniſſe
und wuͤrcklicher Vollziehung der Vermaͤhlungen,
in Perſon an diejenigen Hoͤfe zu reiſen, an denen ſich
die vor ihnen deſtinirte Fuͤrſtlichen Braͤute aufhal-
ten. Sie uͤberſchicken vorher einen Fourier Zed-
dul, wie viel ſie an hoͤhern und niedern Bedienten,
ingleichen an Pferden mit ſich bringen werden, da-
mit die Fuͤrſtlichen Gemaͤcher vor ſie zurecht ge-
macht, und alles uͤbrige zu ihrer Fuͤrſtlichen Auf-
nahme veranſtaltet werden moͤge.

§. 21. Bißweilen geſchehen die Fuͤrſtlichen Bey-
lager gantz in der Stille, und ohn alle Pracht. Das
Hoch-Fuͤrſtliche Paar wird in einem Gemach ge-
traut; Die Cavaliers und Dames werden durch
ein paar Marſchaͤlle aufgefuͤhrt, und der Braͤuti-
gam fuͤhrt ſeine Braut zur Copulation ſelbſt bey
der Hand; Nach der Copulation wird Tafel ge-
halten, das Hoch-Fuͤrſtliche Paar zu Bette ge-
bracht und alles ohne große Ceremonien beſchloſ-
ſen. Es wird auch wohl in gewoͤhnlichen Notifi-
cation-
Schreiben mit ausgedruͤckt, wenn die Bey-
lager gantz in der Stille vollzogen worden.

§. 22. Jn den vorigen Zeiten ſind unter den
Proteſtirenden Fuͤrſten die Trauungen in den Kir-
chen gewoͤhnlicher geweſen als itzund. Man findet
auch wohl, bey den alten Geſchicht-Schreibern,
daß wenn die Fuͤrſtlichen Perſonen zur Copulation
in die Kirche gefahren, einige Adeliche Dames
vom Lande, oder nach dem damahlichen ſtylo, Ade-

liche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0168" n="144"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. <hi rendition="#aq">X.</hi> Capitul.</hi> </fw><lb/>
          <p>§. 20. Vielmahls pflegen die Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Her-<lb/>
ren Bra&#x0364;utigams, zu Schlie&#x017F;&#x017F;ung der Verlo&#x0364;bni&#x017F;&#x017F;e<lb/>
und wu&#x0364;rcklicher Vollziehung der Verma&#x0364;hlungen,<lb/>
in Per&#x017F;on an diejenigen Ho&#x0364;fe zu rei&#x017F;en, an denen &#x017F;ich<lb/>
die vor ihnen <hi rendition="#aq">de&#x017F;tini</hi>rte Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Bra&#x0364;ute aufhal-<lb/>
ten. Sie u&#x0364;ber&#x017F;chicken vorher einen <hi rendition="#aq">Fourier</hi> Zed-<lb/>
dul, wie viel &#x017F;ie an ho&#x0364;hern und niedern Bedienten,<lb/>
ingleichen an Pferden mit &#x017F;ich bringen werden, da-<lb/>
mit die Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Gema&#x0364;cher vor &#x017F;ie zurecht ge-<lb/>
macht, und alles u&#x0364;brige zu ihrer Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Auf-<lb/>
nahme veran&#x017F;taltet werden mo&#x0364;ge.</p><lb/>
          <p>§. 21. Bißweilen ge&#x017F;chehen die Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Bey-<lb/>
lager gantz in der Stille, und ohn alle Pracht. Das<lb/>
Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Paar wird in einem Gemach ge-<lb/>
traut; Die <hi rendition="#aq">Cavaliers</hi> und <hi rendition="#aq">Dames</hi> werden durch<lb/>
ein paar Mar&#x017F;cha&#x0364;lle aufgefu&#x0364;hrt, und der Bra&#x0364;uti-<lb/>
gam fu&#x0364;hrt &#x017F;eine Braut zur <hi rendition="#aq">Copulation</hi> &#x017F;elb&#x017F;t bey<lb/>
der Hand; Nach der <hi rendition="#aq">Copulation</hi> wird Tafel ge-<lb/>
halten, das Hoch-Fu&#x0364;r&#x017F;tliche Paar zu Bette ge-<lb/>
bracht und alles ohne große <hi rendition="#aq">Ceremoni</hi>en be&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en. Es wird auch wohl in gewo&#x0364;hnlichen <hi rendition="#aq">Notifi-<lb/>
cation-</hi>Schreiben mit ausgedru&#x0364;ckt, wenn die Bey-<lb/>
lager gantz in der Stille vollzogen worden.</p><lb/>
          <p>§. 22. Jn den vorigen Zeiten &#x017F;ind unter den<lb/>
Prote&#x017F;tirenden Fu&#x0364;r&#x017F;ten die Trauungen in den Kir-<lb/>
chen gewo&#x0364;hnlicher gewe&#x017F;en als itzund. Man findet<lb/>
auch wohl, bey den alten Ge&#x017F;chicht-Schreibern,<lb/>
daß wenn die Fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Per&#x017F;onen zur <hi rendition="#aq">Copulation</hi><lb/>
in die Kirche gefahren, einige Adeliche <hi rendition="#aq">Dames</hi><lb/>
vom Lande, oder nach dem damahlichen <hi rendition="#aq">&#x017F;tylo,</hi> Ade-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">liche</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0168] I. Theil. X. Capitul. §. 20. Vielmahls pflegen die Fuͤrſtlichen Her- ren Braͤutigams, zu Schlieſſung der Verloͤbniſſe und wuͤrcklicher Vollziehung der Vermaͤhlungen, in Perſon an diejenigen Hoͤfe zu reiſen, an denen ſich die vor ihnen deſtinirte Fuͤrſtlichen Braͤute aufhal- ten. Sie uͤberſchicken vorher einen Fourier Zed- dul, wie viel ſie an hoͤhern und niedern Bedienten, ingleichen an Pferden mit ſich bringen werden, da- mit die Fuͤrſtlichen Gemaͤcher vor ſie zurecht ge- macht, und alles uͤbrige zu ihrer Fuͤrſtlichen Auf- nahme veranſtaltet werden moͤge. §. 21. Bißweilen geſchehen die Fuͤrſtlichen Bey- lager gantz in der Stille, und ohn alle Pracht. Das Hoch-Fuͤrſtliche Paar wird in einem Gemach ge- traut; Die Cavaliers und Dames werden durch ein paar Marſchaͤlle aufgefuͤhrt, und der Braͤuti- gam fuͤhrt ſeine Braut zur Copulation ſelbſt bey der Hand; Nach der Copulation wird Tafel ge- halten, das Hoch-Fuͤrſtliche Paar zu Bette ge- bracht und alles ohne große Ceremonien beſchloſ- ſen. Es wird auch wohl in gewoͤhnlichen Notifi- cation-Schreiben mit ausgedruͤckt, wenn die Bey- lager gantz in der Stille vollzogen worden. §. 22. Jn den vorigen Zeiten ſind unter den Proteſtirenden Fuͤrſten die Trauungen in den Kir- chen gewoͤhnlicher geweſen als itzund. Man findet auch wohl, bey den alten Geſchicht-Schreibern, daß wenn die Fuͤrſtlichen Perſonen zur Copulation in die Kirche gefahren, einige Adeliche Dames vom Lande, oder nach dem damahlichen ſtylo, Ade- liche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/168
Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/168>, abgerufen am 21.11.2024.