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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729.

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Von Auferziehung der Fürstl. Printzen.
mäß; theils, weil sie an sich gewahr werden, daß ih-
nen bey ihrer Auferziehung eines und das andere er-
mangelt, und sie ihre Printzen zu einem höhern Grad
der Vollkommenheit bringen wollen; theils auch
weil sie spühren, daß ihre Printzen von einem gantz
andern Naturell, und sie also ihre Neigungen nicht
beherrschen noch übermeistern können.

§. 6. Es ist sehr wohl gethan, wenn es die Hoch-
Fürstlichen Eltern nicht allein auf die Sorgfalt ih-
rer Informatorum und Hofmeister ankommen las-
sen, sondern sich selbst angelegen seyn lassen die Auf-
erziehung ihrer Fürstlichen Jugend zu besorgen, und
deren Ober-Aufseher zu seyn, sie auch von Kindes-
Beinen an zu aller Furcht, Ehrerbietung und Ge-
horsam gegen sie anhalten. Bey dem Römischen
König Josepho war die Auferziehung wegen der
Aufsicht der Kayserlichen Frau Mutter so scharff,
daß, als die Kayserin noch damit fortfuhr, da Jose-
phus
schon zu Augspurg zum Römischen König ge-
crönet worden, der Printz einmahl ungedultig dar-
über werden wolte, und sagte, es schickte sich dieses
Tractament keinesweges vor ein zum andern mahl
gecröntes Haupt. S. des curieusen Bücher-Ca-
binets VI. Eingang p. 878.

§. 7. Weil einige grosse Herren wohl wissen, daß
ihren Kindern von der Wiege an, das Hoch-Fürst-
liche Wesen mehr als zu sehr im Kopff stecket, so
wollen sie durchaus nicht haben, daß ihre Printzen
vor der Zeit ihren Hoch-Fürstlichen Stand auf
eine solche Weise sollen kennen lernen, dadurch sie

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Von Auferziehung der Fuͤrſtl. Printzen.
maͤß; theils, weil ſie an ſich gewahr werden, daß ih-
nen bey ihrer Auferziehung eines und das andere er-
mangelt, und ſie ihre Printzen zu einem hoͤhern Grad
der Vollkommenheit bringen wollen; theils auch
weil ſie ſpuͤhren, daß ihre Printzen von einem gantz
andern Naturell, und ſie alſo ihre Neigungen nicht
beherrſchen noch uͤbermeiſtern koͤnnen.

§. 6. Es iſt ſehr wohl gethan, wenn es die Hoch-
Fuͤrſtlichen Eltern nicht allein auf die Sorgfalt ih-
rer Informatorum und Hofmeiſter ankommen laſ-
ſen, ſondern ſich ſelbſt angelegen ſeyn laſſen die Auf-
erziehung ihrer Fuͤrſtlichen Jugend zu beſorgen, und
deren Ober-Aufſeher zu ſeyn, ſie auch von Kindes-
Beinen an zu aller Furcht, Ehrerbietung und Ge-
horſam gegen ſie anhalten. Bey dem Roͤmiſchen
Koͤnig Joſepho war die Auferziehung wegen der
Aufſicht der Kayſerlichen Frau Mutter ſo ſcharff,
daß, als die Kayſerin noch damit fortfuhr, da Joſe-
phus
ſchon zu Augſpurg zum Roͤmiſchen Koͤnig ge-
croͤnet worden, der Printz einmahl ungedultig dar-
uͤber werden wolte, und ſagte, es ſchickte ſich dieſes
Tractament keinesweges vor ein zum andern mahl
gecroͤntes Haupt. S. des curieuſen Buͤcher-Ca-
binets VI. Eingang p. 878.

§. 7. Weil einige groſſe Herren wohl wiſſen, daß
ihren Kindern von der Wiege an, das Hoch-Fuͤrſt-
liche Weſen mehr als zu ſehr im Kopff ſtecket, ſo
wollen ſie durchaus nicht haben, daß ihre Printzen
vor der Zeit ihren Hoch-Fuͤrſtlichen Stand auf
eine ſolche Weiſe ſollen kennen lernen, dadurch ſie

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[197/0221] Von Auferziehung der Fuͤrſtl. Printzen. maͤß; theils, weil ſie an ſich gewahr werden, daß ih- nen bey ihrer Auferziehung eines und das andere er- mangelt, und ſie ihre Printzen zu einem hoͤhern Grad der Vollkommenheit bringen wollen; theils auch weil ſie ſpuͤhren, daß ihre Printzen von einem gantz andern Naturell, und ſie alſo ihre Neigungen nicht beherrſchen noch uͤbermeiſtern koͤnnen. §. 6. Es iſt ſehr wohl gethan, wenn es die Hoch- Fuͤrſtlichen Eltern nicht allein auf die Sorgfalt ih- rer Informatorum und Hofmeiſter ankommen laſ- ſen, ſondern ſich ſelbſt angelegen ſeyn laſſen die Auf- erziehung ihrer Fuͤrſtlichen Jugend zu beſorgen, und deren Ober-Aufſeher zu ſeyn, ſie auch von Kindes- Beinen an zu aller Furcht, Ehrerbietung und Ge- horſam gegen ſie anhalten. Bey dem Roͤmiſchen Koͤnig Joſepho war die Auferziehung wegen der Aufſicht der Kayſerlichen Frau Mutter ſo ſcharff, daß, als die Kayſerin noch damit fortfuhr, da Joſe- phus ſchon zu Augſpurg zum Roͤmiſchen Koͤnig ge- croͤnet worden, der Printz einmahl ungedultig dar- uͤber werden wolte, und ſagte, es ſchickte ſich dieſes Tractament keinesweges vor ein zum andern mahl gecroͤntes Haupt. S. des curieuſen Buͤcher-Ca- binets VI. Eingang p. 878. §. 7. Weil einige groſſe Herren wohl wiſſen, daß ihren Kindern von der Wiege an, das Hoch-Fuͤrſt- liche Weſen mehr als zu ſehr im Kopff ſtecket, ſo wollen ſie durchaus nicht haben, daß ihre Printzen vor der Zeit ihren Hoch-Fuͤrſtlichen Stand auf eine ſolche Weiſe ſollen kennen lernen, dadurch ſie zu N 3

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Zitationshilfe: Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/221>, abgerufen am 24.11.2024.