wir ein gantz besonder Exempel, da der Landgraf zu Hessen Philippus Magnanimus aus sehr wich- tigen Ursachen, und bey ausserordentlichen Umstän- den bey Lebzeiten seiner Gemahlin noch eine andere eheligte, nemlich die Margrethe von der Saale, und wurden vorhero von grossen und gewissenhaff- ten Theologis, Luthero, Bucero, Philippo Me- lanchtone und andern besondre Judicia gesamm- let, die in des Daphnaei Arcuarii Tractat können nachgelesen werden.
§. 14. Nach den tödtlichen Abgang der Hoch- Fürstlichen Eltern, führen die aus einem rechtmäs- sigen Fürstlichen Ehe-Bette erzeugten Printzen entweder eine Gemeinschafftliche Regierung, oder die Regierung der Hoch-Fürstlichen Lande wird bloß dem ältesten aufgetragen, und die übrigen werden apanagirt, nachdem durch Observanzen, Pacta und Testamente das Recht der Erstgeburth eingeführt oder nicht. Bey den Gemeinschafft- lichen Regierungen resolviren sie alle Sachen zu- gleich; alle die Bedienten und Officianten von obersten biß auf den geringsten werden in gemein- schafftliche Pflichten genommen, und die Mandata und Rescripta in Nahmen der sämtlichen Hoch- Fürstlichen Herrn Gebrüder publicirt. Daß bey diesem Falle gar öffters mancherley Dispüten un- ter Herrschafften und Bedienten vorfallen, und es nicht gantz ohne Verwirrung und Unordnung im Lande abgehe, ist aus einigen Exempeln der ältern und neuern Zeiten bekandt.
§. 15.
Von der Hochfuͤrſtl. Familie uͤberhaupt.
wir ein gantz beſonder Exempel, da der Landgraf zu Heſſen Philippus Magnanimus aus ſehr wich- tigen Urſachen, und bey auſſerordentlichen Umſtaͤn- den bey Lebzeiten ſeiner Gemahlin noch eine andere eheligte, nemlich die Margrethe von der Saale, und wurden vorhero von groſſen und gewiſſenhaff- ten Theologis, Luthero, Bucero, Philippo Me- lanchtone und andern beſondre Judicia geſamm- let, die in des Daphnæi Arcuarii Tractat koͤnnen nachgeleſen werden.
§. 14. Nach den toͤdtlichen Abgang der Hoch- Fuͤrſtlichen Eltern, fuͤhren die aus einem rechtmaͤſ- ſigen Fuͤrſtlichen Ehe-Bette erzeugten Printzen entweder eine Gemeinſchafftliche Regierung, oder die Regierung der Hoch-Fuͤrſtlichen Lande wird bloß dem aͤlteſten aufgetragen, und die uͤbrigen werden apanagirt, nachdem durch Obſervanzen, Pacta und Teſtamente das Recht der Erſtgeburth eingefuͤhrt oder nicht. Bey den Gemeinſchafft- lichen Regierungen reſolviren ſie alle Sachen zu- gleich; alle die Bedienten und Officianten von oberſten biß auf den geringſten werden in gemein- ſchafftliche Pflichten genommen, und die Mandata und Reſcripta in Nahmen der ſaͤmtlichen Hoch- Fuͤrſtlichen Herrn Gebruͤder publicirt. Daß bey dieſem Falle gar oͤffters mancherley Diſpüten un- ter Herrſchafften und Bedienten vorfallen, und es nicht gantz ohne Verwirrung und Unordnung im Lande abgehe, iſt aus einigen Exempeln der aͤltern und neuern Zeiten bekandt.
§. 15.
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Von der Hochfuͤrſtl. Familie uͤberhaupt.
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zu Heſſen Philippus Magnanimus aus ſehr wich-
tigen Urſachen, und bey auſſerordentlichen Umſtaͤn-
den bey Lebzeiten ſeiner Gemahlin noch eine andere
eheligte, nemlich die Margrethe von der Saale,
und wurden vorhero von groſſen und gewiſſenhaff-
ten Theologis, Luthero, Bucero, Philippo Me-
lanchtone und andern beſondre Judicia geſamm-
let, die in des Daphnæi Arcuarii Tractat koͤnnen
nachgeleſen werden.
§. 14. Nach den toͤdtlichen Abgang der Hoch-
Fuͤrſtlichen Eltern, fuͤhren die aus einem rechtmaͤſ-
ſigen Fuͤrſtlichen Ehe-Bette erzeugten Printzen
entweder eine Gemeinſchafftliche Regierung, oder
die Regierung der Hoch-Fuͤrſtlichen Lande wird
bloß dem aͤlteſten aufgetragen, und die uͤbrigen
werden apanagirt, nachdem durch Obſervanzen,
Pacta und Teſtamente das Recht der Erſtgeburth
eingefuͤhrt oder nicht. Bey den Gemeinſchafft-
lichen Regierungen reſolviren ſie alle Sachen zu-
gleich; alle die Bedienten und Officianten von
oberſten biß auf den geringſten werden in gemein-
ſchafftliche Pflichten genommen, und die Mandata
und Reſcripta in Nahmen der ſaͤmtlichen Hoch-
Fuͤrſtlichen Herrn Gebruͤder publicirt. Daß bey
dieſem Falle gar oͤffters mancherley Diſpüten un-
ter Herrſchafften und Bedienten vorfallen, und es
nicht gantz ohne Verwirrung und Unordnung im
Lande abgehe, iſt aus einigen Exempeln der aͤltern
und neuern Zeiten bekandt.
§. 15.
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Rohr, Julius Bernhard von: Einleitung zur Ceremoniel-Wissenschafft der großen Herren. Berlin, 1729, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rohr_einleitung_1729/247>, abgerufen am 24.11.2024.
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